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Öko-SIMPHYT

Ein praxisreifes Entscheidungshilfesystem zur gezielten Terminierung von Kupferpräparaten gegen die Kraut- und Knollenfäule

Im ökologischen Kartoffelanbau führt die Kraut- und Knollenfäule (Phytophthora infestans) immer wieder zu erheblichen Ertragsverlusten. Durch pflanzenbauliche Maßnahmen wie Sortenwahl, frühe Pflanzung, Vorkeimen der Knollen sowie ein ausreichendes Nährstoffangebot kann der Befall zwar herausgezögert werden, häufig ist jedoch der Einsatz von Kupfer erforderlich, um die gesunde Blattmasse zu schützen.

In Deutschland dürfen nach EU-Öko-Verordnung maximal 6 kg/ha Reinkupfer ausgebracht werden. Die Öko-Anbauverbände verbieten den Kupfereinsatz oder erlauben den Einsatz von maximal 3 kg/ha. Vor diesem Hintergrund sowie der aktuellen Diskussion zur Reduktion von Kupfer ist der verantwortungsvolle Einsatz von Kupfer von besonderer Bedeutung. Aus diesem Grund wurde basierend auf den von der ZEPP entwickelten Prognosemodellen SIMBLIGHT1 und SIMPHYT3 für den ökologischen Kartoffelanbau das Prognosesystem Öko-SIMPHYT entwickelt. Mit Öko-SIMPHYT wird eine wetterbasierte Bekämpfungsstrategie gegen die Krautfäule (Phytophthora infestans) mittels kupferhaltigen Fungiziden empfohlen. SIMBLIGHT1 gibt eine Empfehlung für die erste Behandlung, SIMPHYT3 empfiehlt auf Basis des witterungsabhängigen Infektionsdrucks den Behandlungsabstand und die Aufwandmenge.

Das Ziel von Öko-SIMPHYT besteht darin, in Jahren mit geringem Krautfäuledruck die Anzahl Behandlungen und die Aufwandmenge zu reduzieren und Spritzpausen zu empfehlen. In Jahren mit hohem Krankheitsdruck soll die beste fungizide Wirkung erreicht werden basierend auf der maximal zulässigen Aufwandmenge (3 kg/ha Reinkupfer entsprechend Bioland-Richtlinien).

In vier Versuchsjahren von 2006 bis 2009 wurde Öko-SIMPHYT bundesweit an 18 Standorten in insgesamt 49 praxisnahen Versuchen erprobt. Als Kupferfungizid wurde CUPROZIN flüssig eingesetzt, welches in Vorversuchen die beste Regenfestigkeit aufwies. Dabei zeigte sich, dass durch die Nutzung von Öko-SIMPHYT im Vergleich zu einer wöchentlichen Routinebehandlung mit 500 g/ha Reinkupfer durchschnittlich 0,6 Behandlungen und 535 g/ha Reinkupfer eingespart werden konnten. In einigen Fällen lag die Einsparung bei bis zu 1 kg/ha Kupfer. Der Wirkungsgrad der Kupferbehandlung im Vergleich zur unbehandelten Kontrolle lag im Mittel bei 40 %. Diese Ergebnisse verdeutlichen, dass sich das Prognosesystem Öko-SIMPHYT als wichtige schlagspezifische Entscheidungshilfe zur gezielten Terminierung von Kupferpräparaten gegen die Kraut- und Knollenfäule gezeigt hat. Aufgrund des infektionsdruckbasierenden Spritzabstandes kann die Bekämpfung der Phytophthora optimiert und der Einsatz kupferhaltiger Fungizide minimiert werden. Öko-SIMPHYT ist seit 2010 für die landwirtschaftliche Praxis unter www.isip.de verfügbar.

Das Forschungsprojekt ÖKO-SIMPHYT wurde finanziert vom Bundesprogramm ökologischer Landbau


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