Ackerbau – Auswinterung oft stärker als erwartet: Was tun?
Wichtige Informationen aus dem Landkreis Schwäbisch Hall vom 11.03.2022
„Durch die Wechselfröste seit Beginn letzter Woche und die fehlende Schneedecke fällt auf, dass sich einige Bestände blau bis braun verfärben und eher dünner werden,“ so der renommierte Pflanzenschutzfachmann S. Wolpert vom Landwirtschaftsamt Ilshofen im Vorfeld der Regionalempfehlung.
Auswinterung: Auf staunassen Böden, oder Böden mit viel organischer Substanz ist der Boden hochgefroren, wodurch die Wurzeln keinen Kontakt mehr zum Boden haben. Bei Sonnenschein und warmen Temperaturen am Tag betreiben die Pflanzen bereits Photosynthese und verbrauchen dadurch Wasser. Ohne den Kontakt zum Boden können diese kein Wasser aufnehmen und vertrocknen. Ausfälle sind die Folge.
Besonders betroffen sind momentan Rapsbestände mit einer schlechten Vorwinterentwicklung. Aber auch auf den ersten zu flach gesäten oder schlecht entwickelten Getreidebeständen sind deutliche Ausfälle zu erkennen (v.a. in sog. Maisweizenflächen).
Praxistipps: Wenn der Frost vorüber ist sollten solche Bestände, sofern die Bestandesdichte noch gewährleistet ist, unbedingt angewalzt werden um den Bodenkontakt wiederherzustellen. Andernfalls muss tatsächlich auf einigen Flächen ein Umbruch oder bei Futtergetreide die Einsaat von Sommergerste in Betracht gezogen werden um die notwendige Bestandesdichte sicherzustellen.
Unser Rat: In Zweifelsfällen ein Stück Boden inkl. der Pflanzen ausgraben und z.B. in einem Heizraum warm stellen. Pflanzen die noch „Leben“ haben, werden in wenigen Tagen wieder grün.
Aussaat Sommerungen, Düngung und Pflanzenschutz: Die Böden sind überwiegend trocken und befahrbar. Durch die stabile Ostwindwetterlage sind keine Niederschläge in Sicht. Nutzen Sie daher diese Bedingungen für die Aussaat der ersten Sommerungen und achten Sie auf eine optimale Saatgutablage auf dem feuchten Unterboden, damit das Saatgut genügend Feuchtigkeit für einen gleichmäßigen Auflauf hat.
Die Düngung mit Mineraldünger macht momentan wenig Sinn, da sich der Dünger ohne den morgendlichen Tau nicht mehr löst. Wenn Sie noch keinen Dünger gestreut haben, können Sie ruhigen Gewissens abwarten und erst dann streuen, wenn wieder Niederschläge gemeldet sind. Von der Durchführung von Pflanzenschutzmaßnahmen, auch mechanischen (Striegeln), ist aufgrund des Frostes abzuraten!
Noch ein Wort zur Rapsschädlingssituation: Vorhersagen sind grundsätzlich immer schwierig und ganz besonders dann, wenn sie in die Zukunft gerichtet sind. So hat die Wettervorhersage für das vergangene Wochenende nicht zugetroffen. In Folge dessen sind auch unsere Gelbschalen leer geblieben.
Vereinzelt fliegen nun die ersten Rüssler zu. Wir werden die Regionalpraxis weiterhin über den Zuflug auf dem Laufendem halten. Unsere Gelbschalen - und die entsprechenden Fänge - sind wie gewohnt auf den baden-württembergischen ISIP-Winterrapsseiten ersichtlich.