Ackerbau – Expertin informiert über den Stand der Kulturen im Neckar-Odenwald-Kreis
Wichtige Informationen aus dem Neckar-Odenwald-Kreis vom 03.04.2019
N. Waldorf vom Landwirtschaftsamt in Buchen informiert heute über die regionale Situation in Winterraps und Getreide.
Winterraps: Die starken Nachtfröste haben verbreitet zu Frostrissen geführt. Diese können Eintrittspforten für pilzliche Erreger sein. Für Infektionen fehlt es aber an Feuchte und die Risse verkorken sehr schnell. Inwieweit der Frost zu Knospenschäden geführt, muss abgewartet werden, i.d.R. können die Verluste vom Raps gut kompensiert werden.
Spätestens Anfang nächster Woche sollten die Rapsbestände auf Rapsglanzkäferbesatz kontrolliert werden. Bei den gemeldeten Temperaturen zum Wochenende ist mit einem starken Zuflug zu rechnen. Die Kontrolle erfolgt in den Knospen, die Schadensschwelle liegt bei 8 Käfern/Hauptknospe. Kontrolliert werden sollte primär nicht nur am Rand sondern auch schon weiter entwickelte Zeigerpflanzen im Bestand.
Avaunt als B1-Produkt kann nur noch in wenigen Fällen eingesetzt werden, da mittlerweile in den meisten Beständen schon einzelne blühende Pflanzen zu sehen sind. Mögliche Mittel mit B4-Einstufung sind Mavrik, Mospilan oder Biscaya. Biscaya muss wegen des Zulassungsendes in diesem Jahr komplett aufgebraucht werden.
Achtung: Bei Mischungen mit Fungiziden ändert sich u.U. die originäre Einstufung der Bienengefährlichkeit. Tipp: Fungizidzusätze sind derzeit aber nicht sinnvoll.
Wintergetreide: Herbizideinsätze sollten jetzt nach Ende der Nachtfröste zwingend abgeschlossen werden. Die Bestände sollten sich aber zuerst noch kurz regenerieren können. Ebenso sollten die derzeit sehr schwierigen Anwendungsbedingungen unbedingt beachtet werden. Durch den Ostwind und die starke Sonneneinstrahlung ist die Wachsschicht momentan stark ausgeprägt. Zusätzlich reduziert auch die derzeit geringe Luftfeuchte die Wirkungsgrade. Deshalb sollten zusätzlich zu den normal gängigen Formulierungshilfstoffen Additive wie z.B. AHL, SSA, Dash oder Hasten genutzt werden. Mein Rat: möglichst in den frühen Morgenstunden fahren!
Wintergerste: Die Entwicklung der Wintergerste ist in der Region sehr unterschiedlich. Es gibt wenige üppige Bestände, aber auch stellenweise sehr dünne, heterogene Bestände. Frühe Einsätze von Wachstumsreglern sollten zunächst auf die weit entwickelten, dichten Bestände auf Böden mit guter Wasserversorgung beschränkt bleiben.
Als neuer Wachstumsregler ist das Produkt Fabulis OD am Markt. Es enthält den Wirkstoff Prohexadion solo. In den Produkten Medax Top und Prodax ist dieser Wirkstoff mit andern Wirkstoffen kombiniert. Praxiserfahrungen mit dem neuen Produkt liegen leider noch nicht vor.
Der optimale Einsatzzeitpunkt in der Wintergerste ist in BBCH 31/32 bei warmer und v.a. sonniger Witterung. In Wintergerste bewährt haben sich die Moddus-Produkte und Prodax. Die Aufwandmengen müssen flexibel auf den Standort und v.a. die Witterungsbedingungen angepasst werden.
Pauschale Fungizidzumischungen sind derzeit nicht notwendig und sollten daher unterbleiben. Teilweise liegt zwar ein geringfügiger Befall mit Blattkrankheiten vor, dieser wird sich aber verwachsen, da derzeit aufgrund der Trockenheit keine Neuinfektionen stattfinden werden. Da bereits letztes Jahr einige Azole wie Cirkon oder Gladio weggefallen sind und auch die Prochloraz-haltigen Mittel wie Ampera, Kantik oder Mirage in Gerste nicht mehr möglich sind, stehen in Gerste zur Vorlage nur Input classic, Input triple oder Kayak zur Verfügung.