Ackerbau – Fusariosen, Gerstenflugbrand und Laternenblütigkeit treiben die Praxis um
Wichtige Informationen aus dem Landkreis Schwäbisch Hall vom 18.06.2021
„Weiterhin sommerlich warm, seit Donnerstag sind Temperaturen über 30°C. Ab dem Wochenende steigt die Gefahr von Gewittern," so der aktuelle Hinweis des renommierten Pflanzenschutzexperten S. Wolpert vom Landwirtschaftsamt Ilshofen. Heute berichtet das dort ansässige landwirtschaftliche Anbau- und Expertenteam über den Stand der Kulturen im Landkreis Schwäübisch Hall und gibt wichtige Praxistipps.
Ährenfusariosen: Die warme und feuchte Witterung der letzten Wochen war ideal für die Entwicklung von Fusariumsporen. Besonders nach Maisvorfrucht aber auch nach Getreide ist die Infektionswahrscheinlichkeit hoch, da die Pilze an Ernterückständen überdauern. Mit jedem Niederschlagsereignis werden die Sporen über die Blattetagen nach oben befördert. Zu einer Ähreninfektion kommt es aber i.d.R nur, wenn es während der Blüte regnet, da die Sporen dann von der Blattetage in das blühende Ährchen gelangen. Jedoch gibt es auch die Möglichkeit der Windinfektion.
Nach Mais oder Getreidevorfrucht, günstigen Infektionsbedingungen (Regen während der Blüte) und einer anfälligen Sorte empfehlen wir:
- Proline 0,8 Liter/ha
- Prosaro 1,0 Liter/ha
- Osiris 3,0 Liter/ha (Aufbrauchsfrist 30.10.2021)
Auch der Zusatz von Don-Q zur Reduktion der Mykotoxinbelastung ist möglich. Achtung: Don-Q 1,0 kg/ha; Aufbrauchfrist 19.10.2021
Praxistipps: Sind die Staubbeutel lindgrün heißt das, dass die Ähre in der Blüte ist, sind die Staubbeutel gelb heißt das, dass die Blüte beendet ist. Wichtig ist, dass das Fungizid in die Blüte appliziert wird. Meist erfolgt die Behandlung zu spät, wenn die Staubbeutel bereits gelb sind.
Vereinzelt sind Getreidehähnchen und Blattläuse in den Beständen zu finden. Der Befall liegt aber weit unter der Schadschwelle. Darum raten wir von einer Insektizidbehandlung ab.
In der Wintergerste findet man in den Praxisschlägen des Öfteren Gerstenflugbrand (Bild links). Da dieser samenbürtig ist sind befallene Flächen nicht zur Absaat zu verwenden. Kontrollieren Sie daher Ihre Bestände solange die Brandähren noch gut sichtbar sind.
Leider ist auch dieses Jahr die Gerste wieder von der Laternenblütigkeit betroffen (Bild rechts). Der Schaden ist bei weitem nicht so Gros wie letztes Jahr, kann aber auf manchen Standorten 20 % Verlust ausmachen. Betroffen sind dieses Jahr die früheren Standorte von Kupferzell bis Ilshofen. Vermutlich ist der Schaden auf die stark wechselden Temperaturen im April mit immer wiederkehrenden Nachtfrösten zurückzuführen. Auch mehrzeilige Gerste ist betroffen. Nur ist der Schaden optisch nicht so offensichtlich. Bei zweizeiligen Sorten ist der Schaden gut zu sehen, wenn man die Ähre gegen das Licht hält.
Mais: Die lange Kältephase im Mai mit viel Niederschlag hat dazu geführt, dass nicht alle Saatkörner aufgelaufen sind. Die Bestände sind dadurch ausgedünnt. Die teilweise gefallenen starken Niederschläge haben den Boden verschlämmt. Eine Überfahrt mit der Hacke würde wieder Luft in den Boden bringen und dem Mais helfen.
Wenn noch Problemunkräuter im Bestand sind können diese jetzt bekämpft werden.
- Arrat + Dash 0,2 + 1 (Winden und Ampfer)
- Effigo 0,35 oder Lontrel 720 SG (Disteln 15-20cm Wuchshöhe)
- Mais-Banvel WG 0,35-0,5 (Winden)
Anwendungshinweise beachten um Schäden zu vermeiden!!!
Erbsenwickler: In unseren Fallen wurden bis jetzt nur zwei Erbsenwickler gefangen. Für eine Insektizidbehandlung ist es daher noch zu früh. Wir rechnen aber damit, dass noch diese Woche der Hauptzuflug einsetzten wird. Wir werden Sie auf dem Laufenden halten!