Ackerbau – Gegen Ährenfusarium und tierische Schädlinge behandeln?
Wichtige Informationen aus dem Schwarzwald-Baar-Kreis vom 02.06.2022
Heute gibt die renommierte Pflanzenschutzberaterin H. Saddedine vom Eschinger Landwirtschaftsamt im Schwarzwald-Baar-Kreis wieder wichtige Tipps und Empfehlungen zu regional anstehenden Feldarbeiten.
Winterweizen und Dinkel: Winterweizen und Dinkel schieben die Ähren (BBCH 51-59). In einigen Weizensorten, u.a. in RGT Reform, sind nichtparasitäre Blattflecken (PLS) sichtbar. Da der Befall nicht von einem Pilz hervorgerufen wird, sind Fungizide zwecklos. Pilzkrankheiten wie Septoria-Blattflecken blieben bis jetzt auf den unteren Blattetagen stehen. Regen kann die Bedingungen ändern und die Ausbreitung nach oben fördern, dann ist je nach Sortenanfälligkeit eine fungizide Behandlung angebracht um Blatt und Ähre zu schützen. Bitte die eigenen Schläge wöchentlich kontrollieren. Die Mittelmenge kann reduziert werden, wenn zur Blüte eine Behandlung gegen Ährenfusarium geplant ist.
Praxistipps zur Behandlung gegen Ährenfusarium: Örtliche Regenschauer, besonders gewittrige Niederschläge und Temperaturen zwischen 15°C und 22°C während der Blüte können bei kritischen Vorbedingungen oder anhaltender Nässe der Ähren (mind. 12 Std.) eine Infektionsgefahr für Ährenfusarium darstellen. Kritische Vorbedingungen sind:
- reduzierte Bodenbearbeitung (kein Pflug) nach Vorfrucht Mais, Getreide, Erbsen
- anfällige Sorten
Optimaler Behandlungszeitpunkt ist 2 Tage vor bis 3 Tage nach einem möglichen Infektionstermin. Gute Wirkungen zeigen die Mittel Input Classic (1,25), Proline/Curbatur (0,8), Prosaro/Sympara (1,0), oder Osiris MP (Caramba 1,0 + Curbatur 0,5).
Sommergetreide: Die Sommergerste steht vor dem Grannenspitzen (BBCH 47) und in einzelnen Sorten, z.B. Avalon, Planet, Accordine entwickeln sich Rhynchosporium-Blattflecken oder Netzflecken. Die Ramularia-Sprenkelkrankheit tritt meist zum Ährenschieben auf und braucht zur Ausbreitung strahlungsreiche, feuchte Witterung. Bitte die eigenen Schläge kontrollieren. Wird eine Behandlung notwendig oder ist bei Braugerste eine Behandlung zur Qualitätssicherung vorgesehen, sollte beim Fungizid auf eine Ramularia-Wirkung geachtet werden. Mit der Notfallzulassung des Kontakt-Wirkstoffs Folpet (Folpan 500 SC und Amistar Max) steht wieder ein wichtiger Resistenz-Baustein für die Ramularia-Bekämpfung zur Verfügung. Bitte beachten: Folpet nur in Tankmischung mit einem anderen Mittel anwenden, das den Wirkstoff Prothioconazol oder Mefentrifluconazol enthält.
Hafer schiebt das Fahnenblatt (BBCH 39) und ist überwiegend gesund. Der Hafer kommt in der Regel ohne Fungizide aus. Falls aus Qualitätsgründen eine Behandlung vorgesehen ist, können zugelassene Fungizide gegen Kronenrost bis zur Blüte eingesetzt werden.
Schädlinge im Getreide: Ab dem Fahnenblatt-Stadium bzw. Ährenschieben können Blattläuse und Getreidehähnchen-Larven auftreten. Derzeit sind in Weizen, Triticale und Dinkel wenige Blattläuse bzw. Getreidehähnchen zu finden. Eine chemische Bekämpfung der Schädlinge ist selten notwendig, da sie viele natürliche Feinde haben. Eine Bekämpfung von Blattläusen oder Getreidehähnchen-Larven wird erst ab Erreichen der folgenden Bekämpfungsrichtwerte notwendig. Blattläuse: Ab Ende der Blüte 65% besiedelte Ähren/Fahnenblätter.
Getreidehähnchen: Ab Ende des Schossens bis Blühbeginn 20% geschädigte Blattfläche auf den oberen drei Blättern oder 1 Ei/Larve pro Halm. Schadbild Getreidehähnchen-Larven: Die mit schwarzem Kot bedeckten Larven fressen längliche Fenster zwischen den Blattadern, hauptsächlich des Fahnenblattes.
Vorgaben zum IPS in Schutzgebieten: Eine Empfehlung für eine Bekämpfung kann nur der amtlichen Warndienst ausgeben oder es ist Rücksprache mit uns zu nehmen.