Ackerbau – Guten Infektionsbedingungen
Wichtige Informationen aus dem Neckar-Odenwald-Kreis vom 04.06.2022
„Ich informiere heute über den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in Getreide und gebe dazu wichtige Mittel- und Infektionshinweise. Außerdem habe ich anstehende Maßnahmen gegen Getreidehähnchen im Visier,“ so die renommierte Pflanzenschutzexpertin N. Waldorf vom Landratsamt Neckar-Odenwald-Kreis in Buchen im Vorfeld ihrer heutigen Empfehlungen.
Getreide: Die angekündigten Witterungsbedingungen am Wochenende könnten in gefährdeten Beständen zu guten Infektionsbedingungen bei Ährenfusarium führen. Hierzu müssen aber mehrere Faktoren zusammentreffen. Zwingend notwendig sind Niederschläge zur Blüte (ca. 5 mm) bei gleichzeitig warmen Temperaturen. Risikofaktoren sind neben der Vorfrucht Mais, das Vorhandensein von Stoppelresten an der Bodenoberfläche und anfällige Sorten.
In den meisten Beständen ist aber die Blüte schon weitgehend abgeschlossen, dies ist erkennbar, wenn sich die heraushängenden Staubbeutel von grün nach weiß verfärbt haben. Bei entsprechenden Niederschlägen sind also vereinzelte späte Mais-Weizen noch im gefährdetem Stadium. Sollten Behandlungen nötig sein, müssen diese infektionsnah, d.h. +/- 2 Tage nach dem Regen appliziert werden.
Als preisgünstige Grundabsicherung kann ein tebuconazolhaltiges Mittel wie z.B. 1,0 Liter Folicur eingesetzt werden. Wirkungsstärker sind z.B. 1,0 Liter Prosaro oder Osiris MP (1,0+0,5).
In noch unbehandelter Sommergerste kann aufgrund der entspannten Krankheitssituation und der trockenbedingten Ertragsminderungen die Aufwandmenge reduziert werden. Für Rückfragen stehe ich gerne zur Verfügung.
Wie schon im letzten Warndienst beschrieben, ist das Getreidehähnchen zwar vorhanden, aber nur in wenigen Fällen bekämpfungswürdig, der optische Schaden wird überschätzt. Zur Ermittlung des Bekämpfungsrichtwertes von 20% der Blattfläche der obersten drei Blätter oder ein eine Larve je Halm, sind an fünf Stellen jeweils fünf Halme zu kontrollieren. Ein vorbeugender bzw. routinemäßiger Einsatz entspricht nicht den Grundsätzen des integrierten Pflanzenschutzes und ist deshalb zu unterlassen. Ein Insektizideinsatz sollte aufgrund der Nützlingsschädigung immer kritisch hinterfragt werden. In den Schutzgebieten darf erst nach Überschreiten des Bekämpfungsrichtwertes und einer amtlichen Empfehlung eine Behandlung erfolgen.
Praxisitpp: Liegt keine amtliche Empfehlung vor und ist auf einzelnen Schlägen der Bekämpfungsrichtwert dennoch überschritten, ist Rücksprache mit der amtlichen Beratung zu nehmen.
Nachbehandlung Mais: Zur Nachbehandlung von „Spezialunkräutern“ in Mais sind folgende Mittel geeignet. Gegen die Ackerwinde sind dicamba-haltige Mittel wie Mais Banvel WG oder alternativ Arrat + Dash wirksam. Um genügend Wirkstoff aufzunehmen, sollte die Trieblänge mind. 20 cm betragen. Disteln lassen sich gut über clopyralidhaltige Mittel bekämpfen. Neben Effigo wären auch Lontrel-Produkte möglich.
Behandlungen nach einem Regen, wenn die Wachsschicht nicht mehr so ausgeprägt ist, lassen gute Wirkungen erwarten.
Zuckerrüben: Kontrollieren Sie die Rüben weiterhin auf Läuse. Treten jetzt zum Reihenschluss bekämpfungswürdiger Befall auf (10% befallener Pflanzen), sollte 140 g Teppeki als systemisch wirkendes Mittel mit langer Dauerwirkung eingesetzt werden. Kombiniert werden kann dies mit der Bordüngung.