Ackerbau – Nicht in allen Beständen notwendig!
Wichtige Informationen des LRA Tübingen vom 01.10.2024
„Viele Rapsbestände sind ungleich aufgelaufen und entwickeln sich nur sehr langsam,“ so der langjährig renommierte Tübinger Pflanzenschutzberater A. Lohrer aus dem Landkreis Tübingen. Deshalb rät der Tübinger Experte: „Weiter auf Schnecken und Erdflöhe achten.“
Winterraps - Gut und gleichmäßig entwickelte Bestände können zwischen 4- und 6-Blattstadium mit einem Wachstumsregler behandelt werden um dem Überwachsen und deshalb möglicher Auswinterung vorzubeugen. Dies ist aber nicht in allen Beständen notwendig! Die stärkste Wirkung haben die Produkte Architect und Carax. Carax und andere Mittel mit dem Wirkstoff Metconazol sollten nicht eingesetzt werden, wenn die Unkrautregulierung mit Belkar erfolgt.
Praxistipps: Wenn Teilflächen mit kleinen Rapspflanzen vorhanden sind, sollten diese ausgespart werden und eher etwas schonendere Mittel auf Basis von Tebuconazol eingesetzt werden, z.B. Folicur, Tilmor. Mischungen mit Gräserherbiziden sind möglich. Bei Select 240 EC sollten anschließend noch ca. 2 Wochen mildes und wüchsiges Wetter herrschen damit der Wirkstoff vom Raps abgebaut werden kann. Laut Hersteller kann es bei Anwendungen ab Mitte Oktober zur Schäden am Raps kommen. Eine Blattdüngung mit 150g/ha Bor empfiehlt sich ebenfalls.
Wintergerste - Teilweise wurde die letzten Tage die Wintergerste ausgesät. Da die blattaktiven Mittel in Wintergerste nur noch schlecht wirken, müssen Bodenherbizide wirkungsvoll eingesetzt werden. Grundlage ist eine gleichmäßige Saatgutablage und ein gut abgesetztes Saatbett, dies wurde nun meist durch die Niederschläge geschaffen. Alternativ ist Walzen möglich, bei feuchtem Unterboden kann dies allerdings zu Strukturschäden und Verdichtungen führen und muss in diesem Herbst gut abgewogen werden. Wenn die Böden nach den aktuellen Niederschlägen wieder befahrbar und im Idealfall noch feucht sind bieten sich gute Bedingungen für die Ausbringung der Bodenherbizide. Die Anwendung sollte spätestens zum Spitzen des Ackerfuchsschwanzes erfolgen, da die Wirkungsgrade bei späteren Anwendungen abfallen. Meistens passt dies mit der Entwicklung der Gerste zusammen. Als Basis dient der Wirkstoff Flufenacet mit ca. 240 g/ha (0,5 l/ha Cadou SC, 0,48 l/ha Sunfire, etc.). Wirkstoffe wie Aclonifen, Diflufenican, Pendimethalin, Picolinafen, Prosulfocarb können durch Synergieeffekte die Wirkung verstärken. Dies kann entweder durch Fertigprodukte, Packlösungen oder Selbstmischungen erfolgen. Einige Beispiele: Battle Delta, Herold SC, Mateno Forte Set, Quirinus Forte Set, Malibu, Vulcanus top. Auch bei vielen Kombiprodukten kann die Zumischung von ca. 2,5 l/ha Boxer (Prosulfocarb) die Wirkung noch verbessern.
Bei Chlortoluron (z.B. in Lentipur, Trinity) gibt es bei Wintergerste im Gegensatz zu Weizen keine Sortenbeschränkungen. Im Falle einer Spritzfolge (evtl. + Axial) sollten diese Produkte eher im Nachauflauf eingesetzt werden, da eine leichte Blattwirkung vorhanden ist.
Praxistipp: Sollten die Böden oberflächlich gut abtrocknen und Keimfäden von Unkräutern und Ackerfuchsschwanz gefunden werden kann auch mit Blindstriegeln ein guter Effekt erzielt werden. Die Herbizidmaßnahme sollte dann erst anschließend erfolgen.