Ackerbau – Winterraps und Wintergetreide schon zu Beginn der Saison in Bedrängnis?
Wichtige Informationen des LRA Tübingen vom 21.02.2020
Der amtliche Berater und Pflanzenschutzexperte A. Lohrer, informiert für den Landkreis Tübingen heute über den regionalen Schädlingsbesatz in Winterraps und den Einsatz von Herbiziden zur Bekämpfung von Ackerfuchsschwanz in Getreidebeständen. Außerdem gibt er wichtige Tipps zur anstehenden Düngung.
Winterraps: Aktuell wurden in den amtlichen Gelbschalen bisher noch keine Stängelschädlinge gefunden. Mit deren Zuflug ist aber in nächster Zeit auch im Landkreis Tübingen zu rechnen. Wenn noch nicht geschehen sollten jetzt Gelbschalen auf die Rapsflächen gestellt werden. Denn nur so lässt sich der Zuflug überwachen. Idealerweise sollten auf jedem Rapsschlag Gelbschalen aufgestellt werden, da sich der Schädlingsdruck stark unterscheiden kann. Die Gelbschalen bitte immer mit einem Gitter abdecken, damit Nützlinge wie z.B. Hummeln nicht geschädigt werden.
Bekämpfungsrichtwerte je Gelbschale in 3 Tagen
- 10 Große Rapsstängelrüssler (graue Farbe, ca. 3-4 mm groß, relativ kurzer Reifungsfraß)
- 30 gefleckte Kohltriebrüssler (dunkelgrau gescheckt, rötliche Fußenden, weißlicher Punkt am Rücken kurz nach dem Halsschild, meist deutlich kleiner als Großer Rapsstängelrüssler)
Wenn in der Fläche bisher noch keine Rapsglanzkäfer aufgetreten sind kann die erste Maßnahme mit Pyrethroiden der Klasse II durchgeführt werden. Als B4-Mittel stehen z.B. Karate Zeon, Hunter, Sparviero, Nexide u.a. zur Verfügung. B2-Mittel sind beispielsweise Bulldock, Decis forte, Shock DOWN, etc..
Achtung: Eine Zumischung von Azolfungiziden verändert bei allen genannten Mitteln die Einstufung in B2. Eine Fungizidanwendung in Raps ist unsererseits derzeit aber nicht empfohlen!
Tipp: Bei der Düngung von Winterraps sollte unbedingt auf eine ausreichende Schwefelversorgung (Verhältnis N:S ca. 4:1) geachtet werden. Vor allem zu Vegetationsbeginn ist noch kaum Schwefel mineralisiert und sollte deshalb über die Düngungsmaßnahmen bereitgestellt werden.
Wintergetreide: Wintergetreideflächen sollten ab sofort speziell auf Ackerfuchsschwanzbesatz hin kontrolliert werden. Durch den fast ausgefallenen Winter konnte dieser in der Region nahezu problemlos weiter entwickeln.
Bei stärkerem Besatz mit Fuchsschwanz sollte bei Befahrbarkeit der Flächen eine Behandlung noch vor der N-Düngungsmaßnahe erfolgen, da Schadgräser schneller und stärker von der Düngung profitieren als unsere Kulturen.
In Wintergerste kann nur Axial 50 eingesetzt werden, die Wirkung gegen größeren Ackerfuchsschwanz kann leider nicht mehr vollständig überzeugen. Ein anderes Präparat steht im Moment leider nicht zur Verfügung.
Bei den anderen Wintergetreiden ist eine rechtzeitige Anwendung von z.B. Avoxa, Atlantis-Varianten oder Broadway ebenfalls empfehlenswert. Speziell bei Dinkel ist die Sortenverträglichkeit gegenüber Atlantis zu beachten. Atlantis flex darf auf drainierten Flächen erst ab dem 16. März eingesetzt werden.
Die Grundbodenproben von Schlägen >1ha dürfen nicht älter als 6 Jahre sein. Entsprechende Proben sollten bei Bedarf gezogen werden.