Grünland - Raus auf die Flächen
Wichtige Informationen aus dem Landkreis Ravensburg vom 29.03.2023
Der renommierte Grünlandberater W. Sommerer vom Landwirtschaftsamt Ravensburg stuft das Temperatursummenmodell unter www.isip.de als eine wichtige Hilfestellung für die Terminierung der ersten Düngemaßname im Grünland ein. Der Ravensburger Experte weiß in dem Zusammenhang, dass der Vegetationsbeginn als erreicht gilt, wenn die Summe der Tagesmitteltemperaturen den Wert von 200° erreicht, dies ist auch an der Forsythien-Blüte erkennbar und rät dazu schon jetzt die Grünlandbestände zu kontrollieren um zu schauen, wie sie aus dem Winter kommen.
Die isip-Daten werden tagesaktuell u.a. von 8 Wetterstationen im Landkreis Ravensburg ausgewertet. An der Wetterstation in Vogt wurde am 22. März 2023 eine Temperatursumme von 176° erreicht. Im Schussental und am Bodensee ist die Vegetation entsprechend weit fortgeschritten Eine Düngung weit vor dem Beginn der Vegetationsperiode kann negative Folgen in Bezug auf die Effizienz des eingesetzten Düngers und auf den Zustand unserer Gewässer haben, somit können sich zu frühe N-Düngergaben in zweifacher Hinsicht negativ auswirken.
Bei fehlender oder nur geringer Nährstoffaufnahme kann es bei Stark-Niederschlägen zu Verlagerungen der Düngerstoffe in tiefere Bodenschichten, so dass diese später nicht mehr für die Pflanze verfügbar sind und ausgewaschen werden können, dies gilt besonders für leichtere Böden. Daraus resultiert, dass Düngemittel möglichst nah am Vegetationsbeginn ausgebracht werden sollten. Dies gilt insbesondere für nitrathaltige Mineraldünger. Die ersten organischen Düngergaben im Grünland sind in den gemäßigten Lagen schon ausgebracht oder werden in den späteren Lagen aktuell noch durchgeführt.
Aus Sicht des Ravensburger Experten steht die zeitige und ordentliche Pflege im Frühjahr für eine gute Grünlandqualität und rät nachfolgendes „Handwerkszeug“ ganz gezielt einzusetzen:
- Narbenpflege: Striegeln / einebnen entsprechend dem Bestand, zur Anregung der Bestockung und zum Einebnen können auch Prismenwalzen eingesetzt werden. Vor Frostnächten sind diese Maßnahmen ungünstig.
- Mäuseschäden konsequent beheben: Nicht nur abschleppen, sondern Mäuse aktiv und frühzeitig bekämpfen.
- Nachsaat oder Übersaat: Nach dem Abschleppen werden evtl. Lücken deutlich, ggf. kann jetzt schon eine Übersaat (max. 10 kg/ha) sinnvoll sein. Aber Vorsicht bei Frostgefahr! Bei weniger als 20 % Lücken ist im April eine Nachsaat nicht sinnvoll. Grassamen sind Lichtkeimer und werden schnell von einer wüchsigen Narbe beschattet. Nachsaaten immer mit angepasster Saatgutmischung durchführen. Die notwendigen Tipps und Hinweise dazu sind unter nachfolgendem Link direkt abrufbar: https://www.rv.de/ihr+anliegen/land-+und+forstwirtschaft/landwirtschaft/dauergruenland
- Nährstoffeffizienz steigern: Auf alle Nährstoffe schauen NPK an der Düngebedarfsermittlung orientieren und Gülle verlustarm ausbringen. Bei regelmäßigen Bodenuntersuchungen auch auf Kalk, Schwefel und Magnesium achten. Bei einer intensiven Nutzung werden dem Boden bis zu 85 kg/ha Magnesium entzogen. Pro dt TM-Ertrag bei Gras werden 0,3 kg Schwefel benötigt, daraus ergibt sich bei 110 dt/ha TM-Ertrag etwa 40 kg Schwefelbedarf der gedüngt werden kann. Gülle allein kann diese Mengen nicht nachliefern.
Praxistipps: Eggen, Striegeln, Einebnen sollte bestandsgerecht durchgeführt werden und vor allem nicht bei Nässe. Besonders wichtig ist es, die Bestände im Hinblick auf Lücken zu kontrollieren um ggf. entscheiden zu können, ob eine Nachsaat notwendig ist oder ob evtl. eine Übersaat genügt. Im zeitigen, frostgefährdeten Frühjahr kann dies durch Spätfröste noch etwas riskant für die jungen Pflanzen sein. Sie sollten aber auf jeden Fall im Betrieb mit Technik und Saatgut vorbereitet sein falls so eine Maßnahme tatsächlich notwendig ist, da meist nur ganz kurze günstige Zeitfenster zur Verfügung stehen diese Spezialarbeiten rechtzeitig durchzuführen.