Getreide – Fragen die die Praxis momentan umtreiben: Welches Mittel, wieviel Aufwandmenge, richtiger Behandlungszeitpunkt …?
Wichtige Informationen aus dem Neckar-Odenwald-Kreis vom 16.04.2021
„Durch die kalten Temperaturen hatten wir bislang keine guten Bedingungen für den Einsatz von Wachstumsreglern. Mit den ansteigenden Temperaturen nächste Woche ergeben sich dann aber wieder bessere Anwendungsbedingungen,“ so die Meinung von N. Waldorf, renommierte Pflanzenschutzberaterin am Landwirtschaftsamt in Buchen. Mittlerweile sind einige neue Produkte mit unterschiedlichen Zulassungen und Formulierungen für die einzelnen Getreidearten am Markt. Insgesamt beruhen diese aber nur auf 4 unterschiedlichen Wirkstoffen. „Damit haben die Anwender die Qual der Wahl.“ Aus Sicht der Odenwälder Expertin gilt in diesem Zusammenhang nämlich generell: „Beim Einsatz von Wachstumsreglern sind pauschale Aussagen nicht mehr up to date, widersprechen den integrierten Leitlinien und die Entscheidung über einen nötigen Einsatz muss immer aufgrund der Standort- und Witterungsbedingungen erfolgen und kann eigentlich nur direkt vor Ort entschieden werden,“ fasst die Pflanzenschützerin zusammen um nachfolgende praktische Tipps mit auf den Weg zu geben.
Behandlungsempfehlungen: Der Einsatz darf nur bei wüchsigen Bedingungen und v.a. ausreichender Wasserversorgung erfolgen. Die Aufwandmengen sind an die Bodenverhältnisse anzupassen, bei warmer Witterung mit hoher UV-Strahlung und in Mischungen mit Fungiziden verstärkt sich die Wirkung. Kalkulieren Sie den Einsatz vorsichtig, größere Niederschlagsmengen werden nicht prognostiziert.
Vorzugsweise stehen jetzt Behandlungen in Wintergerste an, Weizen ist i.d.R. noch nicht so weit entwickelt, hier rate ich eher zu einem Abwarten auf bessere Bedingungen. In Wintergerst wird die sicherste Einkürzung in BBCH 31/32 erreicht. Bewährt haben sich die Moddus-Produkte oder Prodax. Bei Temperaturen möglichst über 12°C können Aufwandmenge zwischen 0,2-0,6 Liter zum Einsatz kommen.
Im Weizen sind oft Mischungen aus Cycocel-Produkte und Moddus/Prodax in der Wirkung sehr sicher. Im Dinkel sind nicht alle Produkte zugelassen. Möglich sind in dieser Kultur die Produkte Moddus, Prodax und Manipulator. Im Zweifelsfall steht die Buchener Pflanzenschutzberaterin gerne beratend zur Seite.
Wirkstoff | Mittel | W-Gehalt | Zulassung in Kultur und Einsatzzeitraum (BBCH) | ||||
WG | WW | WRo | Triticale | Dinkel | |||
Chlormequatchlorid (CCC) | Stabilan 720 CCC 720 | 720 | - | - | |||
| Shortcut | 720 |
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| Shortcut XXL Regulator | 720 | -- | ||||
| Manipulator Gexxo | 620 |
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Trinexapac-Ethyl | Calma | 175 |
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| Countdown NT | 250 | |||||
| Moddus | 250 | |||||
| Moddevo | 250 | - | ||||
| Modan Flexa | 250 |
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Trinexapac-Ethyl +Prohexadion | Prodax | 75+50 | |||||
Prohexadion | Fabulis OD | 50 |
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Mepiquatchlorid +Prohexadion | Medax Top | 5+5 |
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Ethephon | Camposan Extra | 660 |
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| Cerone 660 | 660 | |||||
| Orlicht Plus | 480 |
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Chlormequatchlorid +Ethephon | Bogota Ge | 305+155 |
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Fungizideinsatz - Vielfach zeigt sich die Gerste optisch schlecht, teilweise sind Altinfektionen aus dem Winter sichtbar. In Frühsaaten sind teilweise Blattflecken zu erkennen, diese sind teilweise Altinfektionen aus dem Spätherbst zu erkennen. Der Neuzuwachs ist meist gesund. Bestände sollten in regelmäßigen Abständen kontrolliert werden. Die Wintergerste wird sich die nächsten Tage rasant entwickeln und bleiben die Niederschläge aus, sind keine Infektionsbedingungen gegeben.
Sollte dennoch ein früher Fungizideinsatz nötig sein, ist durch den Wegfall einiger Azolwirkstoffe die Wirkstoffpalette im Blattbereich stark eingeschränkt. Insbesondere der Wirkstoff Prothioconazol (u.a. in Input, XPro-Produkte) muss geschont und sollte daher nur einmal eingesetzt werden. Input Classic verfügt über eine breite Wirkung inkl. Mehltau. Etwas preiswerter, allerdings ohne Mehltau ist das Mittel Kayak eine Möglichkeit zur Grundabsicherung. „Ich spreche beratend auch gerne weitere Mittelempfehlungen aus - bei Bedarf melden Sie sich einfach telefonisch,“ so die abschließende Bemerkung von N. Waldorf.