Wintergetreide – Auf einen Blick
Wichtige Informationen des LRA Tübingen vom 08.10.2020
Der Pflanzenschutzberater A. Lohrer der Abteilung Landwirtschaft am Landratsamt Tübingen weiß, dass in seinem Landkreis viele Wintergetreideflächen schon gesät sind oder noch gesät werden und gibt im Folgenden praktische Tipps zur Durchführung anstehender Feldarbeiten.
Spätere Saattermine haben in der Regel weniger Probleme mit Viruskrankheiten, da die Überträger Blattläuse und Zikaden weniger aktiv sind, zudem läuft auch weniger Ackerfuchsschwanz nach der Saat auf. Bei Weizen können in unserer Gegend Saattermine ab Mitte Oktober angestrebt werden. Somit kann aufgelaufener Fuchsschwanz vor der Saat beseitigt werden. Bei Keimlingen ist hierfür auch oft eine optimale Saatbettbereitung ausreichend. Bei passenden Bedingungen kann auch mechanisch nach der Saat blind gestriegelt werden.
Aus Resistenzgründen sollte gegen Ackerfuchsschwanz auf Problemflächen im Herbst eine Bekämpfungsmaßnahme mit Bodenherbiziden erfolgen. Nach derzeitigem Stand sollten immer wieder ausreichend Niederschläge fallen und genügend Bodenfeuchte vorhanden sein. Um mögliche Aufhellungen oder Schäden zu vermeiden ist auf eine ausreichend tiefe Saatgutablage (ca.3 cm tief) und Bedeckung in einem feinkrümeligen, abgesetzten Saatbett zu achten. Zudem empfiehlt es sich die entsprechenden Flächen nach der Saat zu walzen.
Die beste Wirkung wird bei frühem Herbizideinsatz im Auflaufen (wenn die Fahrgassen gerade sichtbar sind) erreicht. Hierbei gilt es die entsprechenden Gebrauchsanleitungen zwingend zu beachten. Wichtig ist auch die Beachtung der Auflagen. Denn Mittel mit gleichen Wirkstoffen können unterschiedliche Auflagen und Zulassungen für Vorauflauf, Nachauflauf oder auch in den Kulturen haben.
Als Hauptwirkstoff gegen Fuchsschwanz sollte Flufenacet mit ca. 240 g/ha eingesetzt werden. Dies erreicht man z.B. mit 0,6 Liter/ha Herold SC, Battle Delta, Carpatus SC; 4,0 Liter/ha Malibu oder 0,5 Liter/ha Cadou SC, Fence, Sunfire (0,48 Liter/ha), Vulcanus (0,4 Liter/ha).
Wirkstoffe wie Diflufenican (z.B. in Herold, Addition), Pendimethalin (Malibu, Agolin/Addition, Stomp) oder Prosulfocarb (Boxer, Jura) bringen gute Wirkung gegen Unkräuter und verbessern die Gräserwirkung. Im Frühjahr sollte dennoch auf Klette und Wurzelunkräuter wie z.B. Ampfer oder Disteln geachtet werden.
Achtung: Die Verträglichkeit von Boxer in der Kultur kann bei Aufwandmengen >3,0 Liter/ha nachlassen, insbesondere wenn die Anwendungsbedingungen nicht ideal sind.
Bei Anwendung von Mitteln mit dem Wirkstoff Pendimethalin (Stomp, Picona, Malibu, etc.) oder Prosulfocarb (z.B. Boxer, Jura) sind folgende Auflagen zu beachten:
Abdriftminderung 90% auf der gesamten Behandlungsfläche
- Mindestens 300 Liter/ha Wasser
- Maximale Fahrgeschwindigkeit bei der Ausbringung 7,5 km/h
- Ausbringung nur bis maximal 3 m/s Windgeschwindigkeit
Tipp: Bei geringem Besatz mit Fuchsschwanz können Mittel mit dem Wirkstoff Chlortoluron (CTU), auch in Kombinationen eingesetzt werden.
Bei Weizen auf die Sortenverträglichkeit achten, und in der Gebrauchsanleitung oder in den Informationen der Weizenzüchter nachschauen. Verträglich ist der Einsatz z.B in RGT Reform oder Asory. Kein Einsatz bei z.B. Apostel, Rubisko oder Campesino!
In Dinkel reduziert sich die Mittelauswahl, hier sind z.B. nur folgende Mittel zugelassen: Boxer, Broadcast, Carpatus SC, Herold SC, Stomp Aqua.
Achtung: Insektizide gegen Virusvektoren sind in der Regel nur in Wintergerste notwendig. Für eine ausreichende Wirkung muss die Gerste mindestens 2-3 Blätter gebildet haben, somit ist eine Kombination mit den beschriebenen Herbizidbehandlungen nicht möglich.