Wintergetreide – Einsatz von Wachstumsreglern unbedingt erforderlich?
Wichtige Informationen vom Regierungspräsidium Stuttgart vom 22.03.2021
Für Dr. Merz, Leiter des Pflanzschutzdienstes am Regierungspräsidium Stuttgart, ist es schon im Vorfeld der Ausbringung wichtig, Abzuwägen, ob und mit welchem Aufwand ein Einsatz von Wachstumsreglern in Wintergetreide erforderlich ist. In der Folge einige praktische Tipps und Hinweise des baden-württembergischen Pflanzenschutz- und Anbauexperten.
In spät gesätem Winterweizen mit zu geringer Bestandesdichte kann ein Einsatz eines Chlormequat-Mittels ab Mitte der Bestockung das Wachstum der Nebentriebe fördern und die Bestände harmonisieren. Ab dem Schossen der Getreidepflanzen muss unbedingt geprüft werden, ob die Anwendung eines Wachstumsreglers zur Reduzierung des Lagerrisikos wirklich erforderlich ist. Dabei gilt: Die Lagerneigung nimmt in der Reihenfolge Winterweizen, Triticale, Wintergerste, Winterroggen zu.
Ein Verzicht auf Wachstumsregler ist unter folgenden Bedingungen sinnvoll:
- Anbau einer standfesten Sorte
- Auf leichten Böden und Standorten mit einer geringen Stickstoffnachlieferung
- Keine organische Düngung
- Bei später Saat und geringer Bestandesdichte
- Bei trockener Witterung, hohen Temperaturen, starken Temperaturschwankungen und starker Sonneneinstrahlung
Wenn die genannten Bedingungen nicht vorliegen und beispielsweise die Bestandesdichte und die Stickstoffversorgung hoch sind, kann durch den Einsatz eines Wachstumsreglers eine Festigung des Halms und eine Verbesserung der Standfestigkeit erzielt werden. Der optimale Mittelaufwand ist für den einzelnen Schlag in Abhängigkeit von der Getreideart, den Sorteneigenschaften, den Standort- und Witterungsbedingungen zu ermitteln. Für die Wirkung sind wüchsige Bedingungen und Temperaturen von 6 bis 8 (Chlormequat-Mittel) bzw. über 10°C förderlich. Die Nächte müssen frostfrei sein!
Nähere Informationen dazu sind im Merkblatt „Integrierter Pflanzenschutz 2021“ auf Seite 45 sowie in Tabelle 17 auf Seite 46 zu finden. Die Mittel können gemeinsam mit Herbiziden ausgebracht werden. Azolfungizide verstärken die Wirkung der Wachstumsregler. In Tankmischungen, beispielsweise mit Eleando, Epoxion Top, Fandango, Input Classic, Input Triple, Revystar und Plexeo, sollten deshalb die sorten- und standortspezifischen Aufwandmengen der Wachstumsregler beachtet und ggf. reduziert werden.
Tipp: Medax Top und Prodax sind nach Artikel 51 auch zur Halmfestigung in Einkorn, Emmer und Khorasan-Weizen zugelassen.