Winterraps – Aussaat läuft deutlich verzögert an
Wichtige Informationen aus dem Landkreis Karlsruhe vom 31.08.2022
„Je nach Niederschlagereignis am vergangenen Wochenende wurde vereinzelt mit der Rapsaussaat begonnen,“ so die Karlsruher Pflanzenschutzberaterin L. Merkle vom Amt in Bruchsal vor den parktischen Hinweisen zum Anbau von Winterraps.
Bei der Unkrautbekämpfung ist abzuwägen, ob dies im Vorauflauf oder Nach-auflauf erfolgen soll. Nur bei einer ausreichenden Bodenfeuchte können Bodenherbizide im Vorauflauf gute Wirkungsgrade erzielen. Unmittelbar nach der Saat bis zum frühen Nachauflauf können beispielsweise Butisan Gold, Fuego Top, Gajus oder Tanaris zum Einsatz kommen.
In der Diskussion steht der Wirkstoff Metazachlor da hier Abbauprodukte im Grundwasser gefunden werden. Achten Sie daher darauf, dass die ausgebrachte Menge von 500 g/ha Metazachlor nicht überschritten werden sollte. Dies ist beispielsweise mit 2,5 l/ha Butisan Gold oder 1,3 l/ha Fuego Top möglich.
Bei mangelnder Bodenfeuchtigkeit während und nach der Saat sowie bei unsicherem Auflaufen kann zunächst der Aufgang der Kulturpflanze abgewartet werden. Zur Behandlung im Nachauflauf eignet sich dann das Produkt Belkar Power Pack (0,25 l/ha Belkar + 0,25 l/ha Synero 30 SL), wodurch ein breites Unkrautspektrum erfasst wird. Belkar darf erst ab dem 2-Blattstadium (BBCH 12) appliziert werden. Bei ungleichmäßigem Auflauf sollte sich die jüngste Rapspflanze in BBCH 12 befinden. Bei Bedarf kann dann ab dem 6-Blattstadium, 14 Tage später, nochmals 0,25 l/ha Belkar nachgelegt werden. Bei Nachbehandlung zu späten Terminen kann ganz im Sinne des Integrierten Pflanzenschutzes, gezielt und effektiv gegen eine Vielzahl an Unkräutern vorgegangen werden. Zudem werden mit dem Belkar Power Pack unabhängig von der Bodenfeuchte hohe Wirkungsgrade erzielt. Achtung: Unbedingt die Mischbarkeit von Belkar und anderen Produkten gemäß Gebrauchsanweisung beachten!
In der beigefügten Liste des LTZ Augustenberg finden Sie eine Übersicht der gängigen Rapsherbizide mit ihren Wirkungseinstufungen. Erfahren Sie mehr...
Weitere Details zu den jeweiligen Produkten hinsichtlich deren Abstände zu Oberflächengewässern finden Sie in der Broschüre Integrierter Pflanzenschutz 2022 auf Seite 84+85. Bei Butisan Produkten, Fuego Produkten, Gajus, Fox wie auch Belkar muss ein bewachsener Randstreifen mit 20 m bei einer Hangneigung von mehr als 2% eingehalten werden (NW706). Dieser Randstreifen ist nicht erforderlich, wenn: ausreichende Auffangsysteme für das abgeschwemmte Wasser bzw. den abgeschwemmten Boden vorhanden sind, die nicht in ein Oberflächengewässer münden, bzw. mit der Kanalisation verbunden sind oder die Anwendung im Mulch- oder Direktsaatverfahren erfolgt.
Achtung: Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass clomazonhaltige Produkte auf Grund der zahlreichen und umfangreichen Auflagen nicht in der Empfehlung enthalten sind.
Schnecken: Auch wenn sich die derzeitigen trockenen Bedingungen vorteilhaft auf das Schneckenvorkommen auswirken, sollten Sie unmittelbar nach der Saat den Schneckenbefall im Blick behalten. Vorsicht ist vor allem entlang von Altraps sowie an Hecken, Feldgehölzen und Feldrainen geboten. Für Rapsschläge in IPS+ Schutzgebieten (Landschaftsschutzgebiete, FFH- und Vogelschutzgebiete, intensiv genutzte landwirtschaftliche Flächen in Kern- und Pflegezonen von Biosphärengebieten, gesetzlich geschützte Biotope, und bei Naturdenkmalen) ist die Anzahl an Schnecken an mindesten zwei Stellen pro Bewirtschaftungseinheit (nicht im Randbereich) zu dokumentieren. Legen Sie dazu Jutesäcke, Bretter (Größe ca. 0,5 m²) oder spezielle Schneckenfolien aus. Zur Beköderung streuen Sie jeweils darunter Schneckenkorn auf Metaldehydbasis aus, wodurch wieder abgewanderte Schnecken erkennbar werden. Der Bekämpfungsrichtwert ist bis zum 4-Blattstadium überschritten sobald in 1-2 Tagen eine Schnecke je Kontrollstelle beobachtet wird. Oft ist eine Randbehandlung ausreichend um das Einwandern aus angrenzenden Flächen zu verhindern. Hinweise zur Schneckenbekämpfung und Wirkungsweise der Schneckenkornmittel finden Sie in der Broschüre Integrierter Pflanzenschutz 2022 auf Seite 20. Achtung: Bei den meisten Schneckenkornmitteln gilt die Anwendungsbestimmung NT116. Das heißt bei der Anwendung muss ein Eintrag des Mittels in angrenzende Flächen unbedingt vermieden werden (ausgenommen landwirtschaftlich und gärtnerisch genutzte Flächen).
Rapserdfloh: Nach der Aussaat beginnt außerdem die Überwachung des Rapserdflohs. Schäden durch den Rapserdfloh sind von Jahr zu Jahr und von Schlag zu Schlag sehr unterschiedlich. Altraps in direkter Nachbarschaft hat oft einen hohen Erdflohdruck zur Folge. Nach überschreiten der Bekämpfungsschwelle (10% zerstörte Blattfläche vom Auflaufen bis zum 3-Blattstadium) sollte ein Phyrethroid eingesetzt werden. Bisher sind in Baden-Württemberg noch keine Resistenzen bei Phyretroiden gegenüber dem Rapserdfloh bekannt, im Gegensatz zu anderen Bundesländern. Darum sind die Bekämpfungsschwellen zwingend einzuhalten, um die Wirkung der Phyretroide in Baden-Württemberg möglichst lange aufrecht zu erhalten. Für spätere Bekämp-fungsmaßnahmen ist der Zuflug innerhalb von 3 Wochen bis zum 6-Blattstadium entscheidend (Bekämpfungsrichtwert 50-75 Käfer in 3 Wochen). Hierfür werden Gelbschalen ab Vegetationsbeginn mit Abdeckgittern auf den Rapsschlägen aufgestellt. Am besten graben Sie die Gelbschale leicht in den Boden ein. Denn der Rapserdfloh springt zufällig in die Schale und orientiert sich nicht an der gelben Farbe. Kontrollieren Sie ihre Schläge regelmäßig und ziehen Sie erst bei Überschreitung der Bekämpfungsrichtwerte eine Insektizid Behandlung in Betracht. Pflanzenschutzmittel gegen den Rapserdfloh sind in der Broschüre Integrierter Pflanzenschutz 2022 auf Seite 88+89 abgedruckt.
Betriebe mit Schlägen im ISP+ Gebiet sind über die Pflichtmaßnahmen dazu verpflichtet Gelbschalen aufzustellen.
Dabei ist zu beachten:
- bis 2 ha Schlaggröße oder Bewirtschaftungseinheit mindestens eine Gelbschale ca. 20 m vom Feldrand entfernt aufstelle,
- bis 10 ha eine weitere Gelbschale (also zwei)
- darüber pro 10 ha eine weitere Gelbschale (Bsp. bei 13 ha – 3 Gelbschalen)
Achtung: Dokumentieren Sie die Überwachung der Schädlinge (Schnecken und Rapserdfloh), in der LTZ Vorlage (siehe Anhang) oder in einer Schlagkartei und bewahren diese gemeinsam mit den Pflanzenschutzaufzeichnungen auf.
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