Winterraps – Enormes Kompensationsvermögen
Wichtige Informationen aus dem Neckar-Odenwald-Kreis vom 08.04.2022
Derzeit stellt sich die Frage, ob der Frost vom vergangenen Wochenende zu ertragsrelevanten Schäden geführt hat. „Aufgrund des enormen Kompensationsvermögen erwarte ich keine größeren Auswirkungen,“ so die renommierte Pflanzenschutzexpertin N. Waldorf vom Landratsamt Neckar-Odenwald-Kreis in Buchen in ihrem ausdrücklichen Hinweis. Aus Sicht der Buchener Expertin gilt: „Starke Frostrisse im Stängel sollten in jedem Fall weiter beobachtet werden - eine sofortige Behandlung ist nicht notwendig. Vielmehr müssen wir den Fokus auf tierische Schädlinge richten.“
Bei trockenen Folgebedingungen verkorken diese Risse relativ schnell. Bei feuchtwarmen Bedingungen können diese aber auch kleine Eintrittspforten für Botrytis-Erreger sein.
Aufgrund der unterschiedlichen Entwicklung sind 2 Szenarien denkbar. Späte Bestände, Höhenlage | Raps im Knospenstadium. Blüte erst nach Ostern zu erwarten | Bei feuchter Witterung: fungizide Absicherung mit tebuconazol- / prothioconazolhaltigem Produkt + Insektizid bei Schadensschwellenüberschreitung bei Glanzkäfern. Erst ca. 7-10 Tage später: Entscheidung über Blütenbehandlung |
Warme Lagen / frühe Sorte | Erste Vorblüher im Bestand oder erst Blütenknospen werden voraussichtlich nächste Woche aufplatzen | Abwarten und evt. vorgezogene Blütenbehandlung um Ostern + Insektizid bei Schadensschwellenüberschreitung |
Ab der kommenden Woche die Bestände unbedingt auf Rapsglanzkäfer-Befall kontrollieren. Gefährdet sind insbesondere die Bestände im Knospenstadium. Sehr frühe Bestände werden zügig mit der Blüte beginnen. Sobald mehr als ca. 10% des Bestandes blühen, nimmt die Gefährdung durch den Glanzkäfer stark ab.
Rapsglanzkäfer
Feldkontrolle ab Knospenbildung bis Anfang Blüte an 5 Stellen im Feld an mind. 5 Pflanzen Käfer am Haupttrieb abklopfen | Normaler Bestand: 10 Käfer/Haupttrieb Schwacher Bestand: 5 Käfer/Haupttrieb |
Praxistipp: Um die in den Beständen vorhandenen Nützlingspopulationen zu schonen sollte erst nach Überschreiten der Bekämpfungsrichtwerte behandelt werden. Momentan ist es eh zu kühl, zu nass und zu windig. Restmengen des Mittels Avaunt müssen diese Saison aufgebraucht werden. Zwingend zu beachten ist dabei die B1-Einstufung, d.h. es darf sich nichts Blühendes im Bestand befinden. Alternativ können die B4-Insektizide Mavrik Vita oder Evure eingesetzt werden. Doch auch hier gilt äußerste Vorsicht: „In Mischungen mit Azolen ändert sich allerdings die Einstufung zu B2,“ weiß die erfahrene Pflanzenschützerin aus Buchen. Die Mittel Mospilan/Danjiri sind nur bis BBCH 59, erste Blütenblätter sichtbar, Blüten noch geschlossen zugelassen. Auch ist die Ausbringung mit Netzmittel verboten. Der persönliche Rat der Pflanzenschützerin: „Auch bei Behandlungsmaßnahmen mit bienenungefährlichen Mitteln sollten die Spritzungen möglichst abends nach dem täglichen Bienenflug ausgeführt werden.“