Winterraps – Erfolg hängt an vielen Bausteinen
Wichtige Informationen aus dem Landkreis Göppingen vom 30.08.2022
T. Kielmann, renommierter, amtlicher Pflanzschutzberater am Landwirtschaftsamt in Göppingen erinnert in seinem aktuellen Warndienst daran, dass ein gut abgesetztes, feinkrümeliges Saatbett mit sorgfältiger Stroheinarbeitung Voraussetzung ist für ein optimales Keimen und gleichmäßiges Auflaufen des Rapses. Die Bodenbearbeitung sollte so erfolgen, dass Strukturschäden ausgeschlossen sind.
Ein rückverfestigtes Saatbett vermindert zudem den Schneckenbefall. Bei feuchter Witterung, auf schweren Böden und nach Begrünung treten Ackerschnecken vermehrt auf. Im Zeitraum von der Saat bis zum Auflaufen des Rapses muss dringend auf Schneckenbefall kontrolliert werden. Bei Bedarf sollte sofort gehandelt werden. Es stehen metaldehydhaltige Schneckenkörner (z.B. Metarex Inov, Limares Techno, Mollustop) oder Eisen-III-Phosphathaltige Präparate, wie das neue Ironmax Pro oder Sluxx HP, zur Verfügung. Beachten Sie, dass Geräte mit denen Schneckenkorn ausgebracht wird, mittlerweile auch eine TÜV-Prüfplakette benötigen. Sprechen Sie Ihre Werkstatt, die auch Ihre Feldspritzen kontrolliert, darauf an.
Bei der Unkrautbekämpfung kann auf bewährte Mittel (mit Metazachlor) im Vor- bzw. frühen Nachauflauf (0 - 7 Tage nach der Saat) zurückgegriffen werden, z.B.: Butisan Gold (2,5 l/ha), Fuego Top (2,0 l/ha) oder der Runway Kombi Pack (0,2 l/ ha Runway + 2,5 l/ ha Butisan Kombi). Für eine gute Wirkung muss der Boden feucht, das Saatbett gut abgesetzt und feinkrümelig sein. Der Runway-Kombi Pack kann bei Bedarf auch gesplittet werden: Butisan Kombi im Vorauflauf vorgelegt und Runway als Spritzfolge im 3- bis 5- Blattstadium des Rapses nachgelegt werden. Vorteil der Splittingvariante ist eine bessere Klettenwirkung, wohingegen die Wirkung gegen Stiefmütterchen etwas besser ist, wenn beide Mittel zusammen zum frühen Termin gefahren werden. Zu beachten sind neben den normalen Anwendungsbestimmungen und den jeweiligen Gebrauchsanleitungen der eingesetzten Mittel insbesondere die Auflagen NG 349/350 („auf derselben Fläche keine Anwendung von Pflanzenschutzmittel mit dem Wirkstoff Aminopyralid (NG 349) und Clopyralid (NG 350) im folgenden Kalenderjahr“). Wenn also auf einer Fläche Runway im Herbst gespritzt wurde, darf im Frühjahr kein Einsatz von Korvetto, Effigo oder Lontrel 720 SG erfolgen; auch dürfen z.B. Duanti oder Ariane C in der Folgekultur Getreide nicht zur Anwendung kommen.
Als metazachlorfreie Variante gibt es den Belkar Power Pack (Belkar + Synero 30 SL). Die Anwendung im Nachauflauf sollte frühestens erfolgen, wenn der Raps im 2-Blattstadium ist (auch verzettelt aufgelaufene Pflanzen). Die Wirkung ist bei einer Splitting-Anwendung besser, wobei bei der ersten Anwendung dann die Zugabe von Synero 30 SL zu empfehlen ist. Die zweite Anwendung sollte frühestens nach 14 Tagen im 6 bis 8- Blattstadium erfolgen. Mischungen mit Graminiziden Insektiziden, Wachstumsreglern oder Fungiziden und Bor-Düngern sind nur zum Teil möglich. Hier empfiehlt es sich vorab Rücksprache mit Corteva oder uns zu halten, um die Mischung zu prüfen. Die Anwendung von Fungiziden auf Metconazolbasis (z.B. Carax) im Herbst darf bei einer Anwendung von Belkar dann nicht erfolgen!
Die gesplittete Variante in Verbindung mit Synero 30 SL hat bei uns im eigenen Rapsversuch einen sehr guten Eindruck hinterlassen und ist durchaus auf Augenhöhe mit den bisherigen Standard-Anwendungen wie Butisan Gold oder Runway Kombi. Bei Trockenheit dürfte diese (Blatt-) Variante den anderen (Boden-) Varianten deutlich überlegen sein.
Rapsschädlinge: Aufgrund der zum Teil beschränkten Möglichkeiten der Rapserdflohbekämpfung über die Beize kann nach Überschreiten der Schadensschwelle eine Flächenspritzung nötig werden. Es gelten folgende Schadensschwellen: Im frühen Zeitraum (bis 2-Blatt-Stadium des Rapses) darf der Lochfraß nicht größer als 10% der Blattfläche an den Keim-/Laubblättern betragen. Der Lochfraß wird durch die Erdfloh-Fänge in den Gelbschalen bestätigt. Stellen Sie frühzeitig, am besten direkt nach der Saat, Gelbschalen raus. In Schutzgebieten (Landschafts-, Vogelschutz- und FFH-Gebiet) gilt der IPS+. Hier ist das Überwachen der Rapsschädlinge mittels Gelbschalen und „Schneckenfolie“ (oder mit Sack, Holzbrett) Pflicht! Ebenso ist die Nutzung von Prognosemodellen oder des amtlichen Warndienstes verpflichtend.
Der Zuflug kann bereits ab Ende August bis in den Oktober hinein stattfinden. Ab dem 3-Blatt-Stadium des Rapses sollten nicht mehr als 50 Käfer in 3 Wochen pro Gelbschale gefangen werden. Bei Überschreiten der Schadensschwelle ist ein Pyrethroid, bspw. Karate Zeon, Nexide oder Lamdex Forte einzusetzen. Es scheinen sich hier weitere Pyrethroid-Resistenzen auszubreiten, so dass das BVL eine Notfallgenehmigung für die im Kalenderjahr einmalige Anwendung der Insektizide Exirel und Minecto Gold (beide Wirkstoff Cyantraniliprole) erteilt hat. Einsatz erst nach Ende des Zufluges am sinnvollsten. Die Beizung mit Lumiposa (auch Cyantraniliprole) gilt hier nicht als Anwendung.
Gräserbekämpfung: Ausfallgetreide, Ackerfuchsschwanz und andere Ungräser sollten frühestens ab dem 2-Blattstadium der Gräser behandelt werden. Bei metabolischer Resistenz des Ackerfuchsschwanzes empfiehlt sich der Einsatz von Focus Ultra oder Select 240 EC (DIMs). Wenn der Druck nicht zu groß ist, kann diese Maßnahme eventuell mit der Einkürzung im 4- (bis 6-) Blattstadium des Raps zusammengefahren werden. Bei Resistenzproblemen sollte im Spätherbst nach Vegetationsende ein propyzamidhaltiges Produkt (z.B. Kerb Flo oder Milestone) eingesetzt werden. Die Anwendung sollte dann erfolgen, wenn die Bodentemperatur unter 10°C gefallen ist, damit ein Abbau der Wirkstoffe durch Bodenorganismen verhindert wird. Beachten Sie, dass die Zulassung von Crawler ausgelaufen und die Aufbrauchfrist am 26.12.2022 endet. Es darf danach nicht mehr eingesetzt werden und muss fachgerecht entsorgt werden. Cohort darf nicht mehr angewendet werden.
Ganz wichtig ist das Thema Gewässerabstand, insbesondere bei Hangneigung: Alle metazachlorhaltigen Mittel (Butisane oder Fuegos), aber auch Belkar oder Fox und andere, benötigen bei einer Hangneigung von über 2 % einen bewachsenen Randstreifen von mind. 20m zwischen Acker und Gewässerböschungsoberkante. Ohne diesen, darf der ganze Acker nicht mit diesem Mittel behandelt werden.
Ausnahme: Bei Mulch- oder Direktsaat wird die Hangneigungsauflage aufgehoben und es gilt der jeweilige Gewässerabstand je nach Abdriftminderungsklasse.
Gerätetechnik: Grundsätzlich sollten Sie alle Düsen und auch Dichtungen regelmäßig auf Verschleiß und Schäden überprüfen und dann auch regelmäßig erneuern. Tauschen Sie ihre alten bei Bedarf in neue abdriftmindernde Düsen (90% Abdriftminderung). Eine aktuelle Liste der verlustmindernden Geräte finden sie auf den Seiten des Julius-Kühn-Instituts oder in der Mitte der Broschüre Integrierter Pflanzenschutz 2022.