Winterraps – Praxisorientierte Empfehlungen
Wichtige Informationen vom Regierungspräsidium Stuttgart vom 25.08.2021
Die Wahl der Herbizide und des Anwendungszeitpunktes richtet sich nach der Verunkrautung. Hinweise zu den Mitteln und deren Wirkungsspektrum finden sich im Merkblatt Integrierter Pflanzenschutz 2021 in Tabelle 41 auf S. 82 und 83 sowie Tabelle 42 auf S. 84 und 85.
Wichtige Unkrautarten wie Ehrenpreis, Hirtentäschel, Hellerkraut, Kamille, Klettenlabkraut, Stiefmütterchen, Storchschnabel und Vogelmiere werden im Winterraps am besten im Vorauflauf (nach der Saat bis zum Beginn des Auflaufens der Rapskeimlinge) bekämpft. Eine wichtige Voraussetzung für eine gute Wirkung der Mittel ist ein abgesetzter feuchter Boden.
Auf vielen Flächen, vor allem in der Nähe von Wohngebieten, ist die Anwendung von Clomazone-haltigen Mitteln aufgrund der Auflage NT154 bzw. NT155 (Abstand von 50 Meter bei Kombimitteln, bzw. 20 Meter, wenn das Solomittel nicht in Tankmischung mit anderen Pflanzenschutzmitteln oder Zusatzstoffen ausgebracht wird, zu Ortschaften, Haus- und Kleingärten, Flächen mit bekannt Clomazonesensiblen Anbaukulturen (z.B. Gemüse, Beerenobst), Flächen, die für die Allgemeinheit bestimmt sind und Flächen, auf denen gemäß der Ökoverordnung und der Diätverordnung produziert wird; u.a.) nicht möglich. Bei entsprechenden örtlichen Verhältnissen und wenn Tageshöchsttemperaturen von mehr als 25°C vorhergesagt sind (NT127), müssen Clomazone-freie Herbizide zur Anwendung kommen. Unter http://www.wettergefahren.de/warnungen/indizes_landwirtschaft/clomazone.html kann eine Vorhersage des Deutschen Wetterdienstes abgerufen werden. Bei der Anwendung von Clomazone wird empfohlen, einen Ausdruck der Vorhersage der Dokumentation beizulegen.
Bei schwacher Mischverunkrautung reichen Fuego allein oder in Tankmischung mit Colzor Uno flex, Gajus (nur früher Nachauflauf) oder Quantum aus. Tritt zusätzlich Klettenlabkraut auf, ist Fuego Top ein Mittel der Wahl. Kommen noch Storchschnabel-Arten hinzu, ist z. B. die Anwendung von Butisan Gold zu empfehlen. Innerhalb von 3 Jahren darf die maximale Aufwandmenge von 1000 g Metazachlor pro Hektar auf derselben Fläche - auch in Kombination mit anderen diesen Wirkstoff enthaltenden Pflanzenschutzmitteln - nicht überschritten werden. Um eine Belastung des Grundwassers mit nicht relevanten Abbauprodukten zu vermeiden, sollte die maximale Aufwandmenge jedoch auf 500 g Metazachlor pro Hektar innerhalb von 3 Jahren begrenzt werden. Auf grundwassersensiblen Standorten ist auf Metazachlor möglichst zu verzichten. Eine Metazachlor freie Alternative ist ein Einsatz von Tanaris, auch in Mischung mit Stomp Aqua im Vorauflauf, in Spritzfolge mit Runway und/oder Fox nach dem Auflaufen in Abhängigkeit vom Unkrautspektrum.
Im Nachauflauf steht mit Belkar + Synero 30 Sl eine weitere Metazachlor freie Lösung zur Verfügung. Belkar darf erst zur Anwendung kommen, wenn der Raps mindestens das Zweiblattstadium erreicht hat. Die Anwendung im Splitting (2 x 0,25 Liter/ha, 1. Behandlung ab 2- bis 4-Blattstadium, 2. Behandlung ab 6- bis 8-Blattstadium, mindestens 14 Tage später) ist besser wirksam als die Einmalbehandlung mit 0,5 Liter/ha im 6- bis 8-Blattstadium der Kultur. Infolge der Anwendung kann es zu Wachstumshemmungen kommen, die sich jedoch wieder auswachsen.
Eventuell notwendige weitere Behandlungen im Nachauflauf mit Effigo, Fox, Runway oder Stomp Aqua gegen Kamille, Klettenlabkraut, Kornblume, Klatschmohn, Rauke-Arten und andere Unkrautarten können ebenfalls nach dem Auflaufen der Rapskeimlinge folgen. Beim Einsatz von Stomp Aqua sind die Anwendungsbestimmungen zu beachten. Das Mittel ist mit einem Wasseraufwand von mindestens 300 Liter/ha mit einer Feldspritze der Abdriftminderungsklasse 90% auszubringen (NT145). Man darf nicht schneller als 7,5 km/h fahren (NT146) und die Windgeschwindigkeit darf 3 m/s nicht übersteigen (NT170).