Winterraps – Tierbesatz und Unkräuter bestimmen das Geschehen
Wichtige Informationen aus dem Landkreis Göppingen vom 01.03.2022
T. Kielmann, renommierter, amtlicher Pflanzschutzberater am Landwirtschaftsamt in Göppingen informiert heute über die regionale Situation in Winterraps und gibt in der Folge wichtige Praxistipps. Denn jetzt, nach dem rechtzeigen Aufstellen der Gelbschalen (Pflicht in FFH-, Vogel- und Landschaftsschutzgebieten nach IPS+), kann der Zuflug der Rapsschädlinge überwacht werden. Um unnötige Resistenzbildung zu vermeiden, unbedingt folgende Schadensschwellen beachten:
Großer Rapsstängelrüssler: 5 Käfer innerhalb von 3 Tagen
Gefleckter Kohltriebrüssler: 15 Käfer innerhalb von 3 Tagen
Beachten Sie insbesondere auch die Anzahl der Anwendungen der einzelnen Produkte, vor allem dort, wo im Herbst eine Erdflohbekämpfung stattgefunden hat. Ebenso sind natürlich alle weiteren Auflagen und Anwendungsbestimmungen der einzelnen Mittel, wie z.B. Gewässerabstände, Drainage und Bienengefährdung, einzuhalten. So hat z.B. Decis Forte eine Drainageauflage; Sumicidin Alpha EC benötigt bei einer Hangneigung >2% einen bewachsenen Randstreifen zwischen Böschungsoberkante und Acker von 20m; Nexide darf nur mit 90% Abdriftdüsen eingesetzt werden und hat dann einen generellen Gewässerabstand von 20m ab Böschungsoberkante.
Praxistipps: Bei Überschreiten der Schadensschwellen kann eine Behandlung mit zugelassenen Klasse II - Pyrethroiden erfolgen. Rapsglanzkäfer werden sicherlich noch nicht bekämpfungswürdig sein, so dass Trebon 30 EC jetzt noch nicht eingesetzt werden sollte. Trebon ist noch das letzte Mittel, welches Rapsglanzkäfer und Rüssler bekämpft. Daher sollte es erst eingesetzt werden, wenn auch beide Schädlinge vorhanden sind.
Auszug möglicher Insektizide gegen Stängel- und Triebrüssler:
B4: Karate Zeon, Hunter, Kaiso Sorbie, Nexide, …
B2: Sumicidin Alpha EC, Decis forte (bei Drainage nicht vor 15. März), …
Achtung: B2 Mittel dürfen nur nach dem täglichen Bienenflug bis 23 Uhr eingesetzt werden. „Bulldock“ darf nicht mehr eingesetzt werden.
Das muss man wissen: Der Große Rapsstängelrüssler hat nur einen kurzen (ca. 3-7 Tage), der Gefleckte Kohltriebrüssler einen etwas längeren Reifungsfraß (ca. 10 Tage) nach Zuflug in die Rapsbestände. Danach legen sie ihre Eier ab, aus denen sich Larven entwickeln, die im Inneren der Stängel fressen. Eine Behandlung sollte unbedingt noch vor der Eiablage erfolgen.
Bestände auf vorhandene Ungräser (Ackerfuchsschwanz) und Unkräuter kontrollieren: Wenn in Rapsbeständen noch eine Unkrautbekämpfungsmaßnahme durchgeführt werden muss, kann beispielsweise Vivendi 100 (1,2 Liter/ha), Effigo (0,35 Liter/ha) oder neuere Korvetto (1,0 Liter/ha) eingesetzt werden.
Wirkungsvorteile hat Korvetto insbesondere bei Storchschnabel, Taubnessel, Erdrauch, Besenrauke und Klatschmohn. Bei Mischungen mit Insektiziden, AHL und Gräser-/Ausfallgetreidemittel ist aber äußerste Vorsicht geboten; am besten Freigabe durch die chemische Industrie einholen. Möglichst nicht bei Nachtfrostgefahr behandeln. Zur Bekämpfung von resistentem Ackerfuchsschwanz am besten Focus+Dash verwenden, Select 240 EC hat keine Zulassung im Frühjahr. Beachten Sie auch, dass die oben genannten Clopyralidhaltigen Mittel im Frühjahr nicht eingesetzt werden dürfen, wenn im Herbst bereits mit Runway behandelt wurde. Achten Sie auf eine saubere Spritze, um Kulturschäden zu vermeiden.
Praxistipp: Neben einer zeitigen Andüngung mit Stickstoff ist auch auf eine ausreichende Bor- und vor allem auch Schwefelversorgung zu achten.