Mein Mais wächst nicht - Was kann ich tun?
Dies ist eine Frage, die sich viele Maisanbauer dieser Tage stellen. Nach einem außergewöhnlich nassen Frühjahr mit entsprechend schwierigen Saatbedingungen für den Mais präsentieren sich viele Bestände äußerst ungleichmäßig. Quer durch die Region Eifel/ Hunsrück streuen die einzelnen Saattermine ab Anfang Mai bis weit in den Juni hinein. Und längst nicht jeder Termin war an dem jeweiligen Standort der richtige. Der häufig zitierte Spruch „Saatbeet vor Saatzeit“ trifft auf dieses Jahr erneut vollumfänglich zu. Es klingt zwar abgedroschen, aber in vielen Fällen hätte eine Spatenprobe nach der Überfahrt mit dem Güllefass den Fahrer zum Aufhören bewegt.
Um zum jetzigen Zeitpunkt noch in irgendeiner Form reagieren zu können, muss man die jeweiligen Gründe für die schlechten Bestände kennen. Je nach Saattermin und Saatbedingungen liegen die Bestände in ihrer Entwicklung weit auseinander. Es gibt in den Höhenlagen Mais, der bereits Anfang Mai in den Boden kam und aktuell nach fast zwei Monaten kaum die Reihen geschlossen hat. Vor allem auf schwereren Böden war zwar frühzeitig die „gefühlte“ Tragfähigkeit gegeben, trotzdem entstanden im nassen Unterboden Schäden durch das Befahren mit schwerem Gerät. Und die folgende Bodenbearbeitung ließ weitere Störschichten entstehen, die der Mais kaum durchdringen kann. Darüber hinaus lagern viele Böden nach weit über 500 mm Niederschlag auch ohne weitere Verdichtungen derart fest, dass eine intensive Durchwurzelung kaum möglich ist. Zu allem Überfluss gab es anschließend viele Starkregenereignisse, die die Probleme zusätzlich verschärften. Die Folge sind schwach entwickelte Pflanzen mit unterschiedlichen Mangelsymptomen. Auch gravierende Entwicklungsunterschiede benachbarter Saatreihen sind zu erkennen.
Was kann man jetzt noch tun?
Blattaufhellungen bzw. Verfärbungen sind meist Mangelsymptome und resultieren in der Regel aus einem Nährstoffmangel. Stickstoff Mangel, teilweise in Verbindung mit Schwefelmangel, zeigt sich bei hell- bis hellgrün verfärbten Blättern und ist derzeit das häufigste Symptom. Daneben tritt auch Phosphat Mangel in Form von violett gefärbten Blättern auf. Hiervon sind zunächst die älteren Blätter betroffen (leicht zu verwechseln mit Drahtwurmschäden, bei denen jedoch meist zunächst die jüngeren Blätter betroffen sind). In Extremfällen kann hier über eine Blattdüngung mit einer N/P Lösung (eventuell ergänzt mit Schwefel) nachgedacht werden. Bei der Stickstoffdüngung kein AHL oder ASL einsetzen, da diese nicht verträglich sind. NP-Lösung oder aufgelöster Harnstoff sind deutlich verträglicher. Kalium Mangel (braune, verfärbte Blattspitzen) hingegen kann kaum über Blattdünger reduziert werden. Daneben gibt es noch einige weitere Mikronährstoffe, wie Zink, Mangan oder auch Bor, die durchaus auch als Blattdünger appliziert werden können bei entsprechendem Mangel helfen können.
Auf jeden Fall sollten Düngefenster angelegt werden, um Erfahrungen für die kommenden Jahre zu generieren.
Alles in allem sollte man sich von den genannten Düngemaßnahmen jedoch nicht zu viel versprechen. In den allermeisten Fällen liegen genügend Nährstoffe im Boden vor, allerdings ist deren Aufnahme durch die Maiswurzeln aufgrund der genannten Strukturprobleme im Boden gehemmt. Darüber hinaus können Pflanzen nur begrenzte Mengen an Nährstoffen über die Blätter aufnehmen, weshalb es keinen Sinn macht höheren Mengen zu Düngen. Demgegenüber stehen die Kosten des Düngers, der Ausbringung und auch die Durchfahrverluste sollten bedacht werden.
Weitere Infos zum Thema Blattdüngung findet man in einem Videobeitrag in der Kategorie „Außendienst mal anders“ auf dem YouTube Kanal der DLR RLP unter folgendem Link:
https://www.youtube.com/watch?v=hXgIooJSF1k
Sebastian Thielen, Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Eifel