Grünlanddüngung im Frühjahr
Die letzte Februarwoche mit wieder aufgetauten Böden wurde vielfach für die Ausbringung der Frühjahrsgülle genutzt. Mit einem Kubikmeter Rindergülle werden dem Bestand ca. 3,6 kg Gesamtstickstoff, bzw. davon 1,8 kg relativ schnell pflanzenverfügbarer Ammoniumstickstoff (NH4-N) zugeführt. Diese relative Verfügbarkeit hängt vor allem zu Beginn der Vegetation stark von der Temperatur ab. Grundsätzlich kann NH4-N genau wie Nitrat-N direkt von der Pflanze aufgenommen werden. Allerdings wird NH4-N an die Bodenteilchen gebunden und die Pflanze muß sich den Nährstoff aktiv erschließen. Nitrat-N hingegen wird der Pflanzenwurzel mit der Bodenlösung direkt zugeführt. Mit steigender Temperatur wird NH4-N von den Bodenbakterien auch in Nitrat-N umgewandelt. Tabelle 1 zeigt hierzu den Zusammenhang zwischen Umwandlungsdauer und Temperatur. Gerade in späten Frühjahren können diese Konstellationen stärker zum Tragen kommen. Die mineralische Ergänzungsdüngung sollte dann unbedingt eine schnellwirkende Nitratkomponente enthalten.
Tabelle 1: Bodentemperatur und Umwandlungsdauer von NH4-N zu Nitrat-N
Bodentemperatur in °C | Temperatur liegt im Durchschnitt der Jahre ca. vor | Umwandlungs-dauer in Wochen |
5 | ab ca. 2. Märzdekade | 6 |
8 | ab ca. Mitte April | 4 |
10 | ab ca. 3. Aprildekade | 2 |
15 | ab ca. Mitte Mai | 1-2 |
20 | ab ca. Ende Juli | 1 |
Aus Gründen der Narbenverträglichkeit sollte eine maximale Güllegabe von 25 m3/ha (bei 5 % TS) nicht überschritten werden. Wird diese Menge ausgereizt, werden damit 90 kg Gesamt-N, bzw. 45 kg NH4-N ausgebracht. Dies ergibt bei empfohlenen maximal 70-100 kg N/ha zum ersten Schnitt ein Restbedarf von 25 –55 kg N über Mineraldünger, der relativ zeitnah zum Vegetationsbeginn ausgebracht werden sollte. Bei der Bemessung der Gabenhöhe muss auch die als Jahresbedarf ermittelte N-Obergrenze im Auge behalten werden. Diese kann vor der ersten Düngung mit dem bekannten N-Düngeplaner berechnet werden.
Terminierung und Höhe der ersten Gabe
Wie bereits angesprochen, sollte die erste Mineraldüngung relativ zeitnah zum Vegetationsbeginn erfolgen. Dieser lässt sich mithilfe der Grünlandtemperatursumme ermitteln. Sie wird gebildet aus den positiven Tagesdurchschnittstemperaturen ab 1. Januar, wobei der Januar und Februar nur anteilig zu 50% bzw. 75% in die Gesamtsumme eingehen. So werden verhältnismäßig warme Januar- bzw. Februartage nicht überbewertet. Gunstlagen können sich hierbei an einer Temperatursumme von 175°C orientieren, andere Lagen an 200°C.
Als phänologischer Anhaltspunkt kann auch die Huflattichblüte zur ersten N-Gabe herangezogen werden. Unten stehende Tabelle zeigt für vier Standorte das Datum der erreichten 200°C-Marke in den letzten drei Jahren. Weiterhin ist der Stand vom 24.02.2021, sowie die Vorhersage für dem 03.03.2021 angegeben. Danach gab es 2018 einen sehr späten Vegetationsbeginn. In den beiden Folgejahren lag er hingegen fast überall in der ersten Märzdekade. Dies könnte nach derzeitigem Stand auch in diesem Jahr wieder der Fall sein.
Tabelle: Datum der erreichten 200°C-Marke an vier Wetterstationen in den letzten drei Jahren und Prognose für 03. März 2021
Jahr | Berghausen | Grenzau | Isert | Laacher See |
2018 | 31.3. | 30.3. | 1.4. | 26.3. |
2019 | 13.3. | 9.3. | 10.3 | 9.3. |
2020 | 8.3 | 6.3. | 8.3 | 5.3 |
Stichtag 24.02.2021, °C Summe | 104 | 102,5 | 102,4 | 103,7 |
Prognose für 3.3.2021, °C Summe | 141,8 | 140,1 | 141,4 | 140,6 |
Mit zunehmendem Abstand der ersten Mineraldüngergabe zur erreichten 200°C-Marke kann das Ertragspotential eines Bestandes nicht voll ausgeschöpft werden. Zu bedenken ist auch, dass die Nährstoffaufnahme der Nährstoffumsetzung vorauseilt, und überhöhte Gaben zu höheren Nitratgehalten führen können. Als Faustzahl wird von durchschnittlich 1 kg N-Aufnahme eines Bestandes pro Tag ausgegangen.