Kartoffeln - Schädlinge und Virusvektoren
Kartoffeln
Vektorenbekämpfung
Die Kartoffelbestände sind unterschiedlich weit entwickelt (von BBCH 12 bis 39).
Die aus den Dienstgebieten der ÄLFF Anhalt und Altmark eingesandten Proben der Gelbschalenfänge und Kartoffelblätter weisen seit Ende letzter Woche einen leicht erhöhten Besatz an Kartoffelblattläusen (vorrangig Faulbaumlaus, Grüne Pfirsichblattlaus) sowie Nichtkartoffelblattläusen (vorrangig Schwarze Bohnenlaus) auf. Im Dienstgebiet des ALFF Anhalt (Boßdorf, Landkreis Wittenberg) waren zusätzlich auch Exemplare der Grünstreifigen Kartoffelblattlaus in den Gelbschalen vertreten. Wir weisen auf die Notwendigkeit der Vektorenbekämpfung der Kartoffelblattläuse hin. In Vermehrungsbeständen ist diese konsequent fortzuführen. Achten Sie bei einer Applikation auf eine ausreichend hohe Wasseraufwandmenge (300 - 400 l/ha). Bei Lufttemperaturen von über 25 °C sollten Behandlungen in die frühen Morgen- bzw. Abendstunden verlegt werden. Mit Reihenschluss bzw. sobald vermehrt ungeflügelte Blattläuse auf den Pflanzen zu finden sind, empfehlen wir systemische Insektizide, um auch versteckt sitzende Blattläuse zu erfassen, da Blattläuse mit reinen Kontaktmitteln nicht ausreichend bekämpft werden. Hier sind Präparate aus drei Wirkstoffgruppen zugelassen: Teppeki / Afinto (Wirkstoff: Flonicamid, nur in BBCH 10-15), Mospilan / Danjiri (Wirkstoff: Acetamiprid) und Spirotetramat (Movento OD 150). Der Bienenschutz ist strikt einzuhalten. Auch wenngleich Kartoffelbestände nicht vorrangiges Flugziel von Bienen sind, so können diese ggf. durch den von Blattläusen ausgeschiedenen Honigtau angelockt oder als Wassersammelquelle von den Bienen genutzt werden. Weitere Hinweise zur Vektorenbekämpfung und eine weitere Auswahl der zur Verfügung stehenden Insektizide finden Sie in unserer Broschüre „Pflanzenschutz in Ackerbau und Grünland 2023“, Seite 256 f. Adulte, Eier und Junglarven sind vereinzelt in den Beständen zu finden. Unser Prognosemodell SIMLEP3, welches die schlagspezifische Populationsentwicklung des Kartoffelkäfers abbildet, prognostiziert in den nächsten Tagen das Massenauftreten von Junglarven des Kartoffelkäfers und somit den optimalen Bekämpfungszeitraum für die Dienstgebiete des ALFF Anhalt und Süd sowie Teilen in den Dienstgebieten der ÄLFF Altmark und Mitte (siehe Grafik). Diese Modellberechnung ist als Entscheidungshilfe zur Findung des optimalen Einsatztermins zu verwenden. Sie ersetzt nicht die eigenen Kontrollen im Bestand zur Ermittlung der Larvendichte. Beachten Sie die Ausführungen im Pflanzenschutz-Warndiensthinweis Feldbau Nr. 19 vom 26.05.2023, S. 5-6, in der der Insektizideinsatz inkl. Temperaturansprüchen erläutert wird.
Kartoffelerdflöhe - auf Symptome achten
Die Blattkäfer der Gattung Epitrix spp. können beträchtliche Schäden an Kartoffeln verursachen. Bisher wurden die Käfer in Deutschland nicht nachgewiesen. Ein Vorkommen wurde aus Nord- und Südamerika, Spanien und Portugal gemeldet. Im Falle einer Einschleppung können sich die Käfer in Deutschland ansiedeln, vermehren und erhebliche Schäden im Kartoffelanbau hervorrufen.
Ausbreitungswege: zum Anpflanzen bestimmte Pflanzen, Erde, Kartoffelknollen
Wirtspflanzen: Solanum tuberosum (und weitere Solanum Pflanzen)
Symptome: Fraßlöcher an Blättern, Fraßgänge an den Knollen
Beobachtungszeitraum: während der Vegetation an den Blättern, nach der Ernte an den Knollen
Bitte achten Sie auf die genannten Symptome. Sollten Sie einen Befall mit Kartoffelerdflöhen und/oder Symptome eines Befalls feststellen, informieren Sie bitte den Pflanzenschutzdienst.
(pflanzengesundheit@llg.mule.sachsen-anhalt.de)
Meldung vom 26.05.2023
Kontrollen auf Kartoffelkäfer- und Blattlausbesatz
Sowohl im Haus- und Kleingarten (Landkreis Anhalt-Bitterfeld, Diebzig) als auch im konventionellen Anbau (Salzlandkreis, Eickendorf) wurden neben adulten Kartoffelkäfern nun auch erste Eigelege in Kartoffeln gefunden. Das Prognosemodell SIMLEP1 ruft seit dieser Woche landesweit zur Feldkontrolle auf. Erste Larven wurden im Haus- und Kleingarten bereits nachgewiesen. Führen Sie eigene Kontrollen durch. Nicht in jedem Jahr sind Maßnahmen gegen den Kartoffelkäfer notwendig. Der Bekämpfungsrichtwert liegt bei 20 % gefährdeter Pflanzen. Eine Pflanze gilt als gefährdet, wenn mehr als 15 Larven und/oder Käfer pro Pflanze vorhanden sind. Der optimale Bekämpfungszeitpunkt ist erreicht, wenn Junglarven (Larvenstadien L1 und L2) massenhaft aus den Eigelegen schlüpfen. Zur schlagspezifisch optimalen Terminbestimmung kann das Prognosemodell SIMLEP3 herangezogen werden, das anhand der aktuellen Witterung die zu erwartende Populationsentwicklung abbildet. Für die schlagspezifische Berechnung der Prognose ist die terminliche Erfassung der ersten Eigelege notwendig. Diverse Präparate unterschiedlicher Wirkungsklassen stehen zur Verfügung. Kartoffelkäfer gehören zu den Schaderregern, bei denen sich Insektizidresistenzen relativ schnell entwickeln. Entsprechend Antiresistenzstrategie ist es wichtig, einen konsequenten Wechsel von Insektiziden mit verschiedenen Wirkmechanismen durchzuführen. Eine Mittelauswahl finden Sie in unserer Broschüre „Pflanzenschutz in Ackerbau und Grünland 2023“, S. 258 f. Die Insektizide haben unterschiedliche Temperaturansprüche. So liegt z. B. die optimale Wirksamkeit von Benevia, Coragen, Mospilan SG und SpinTor erst bei Temperaturen über 20 °C, bei den Pyrethroiden und NeemAzal-T/S bis 18 °C. Zur Kartoffelkäferbekämpfung in Ökokartoffeln können NeemAzal-T/S, Spintor und Spruzit Neu eingesetzt werden. Zudem erfolgte u.a. für Ökokartoffeln eine Notfallzulassung für das Produkt Novodor FC (siehe Pflanzenschutz-Warndiensthinweis Feldbau Nr. 08/2023 vom 24.03.2023).
Aufgrund der aktuellen Witterung ist davon auszugehen, dass sich auch die Blattlauspopulation in den Praxisbeständen auf den Flächen schnell entwickeln kann. Kontrollieren Sie Ihre Bestände! Ergänzend zum Pflanzenschutz-Warndiensthinweis Feldbau Nr. 16 vom 05.05.2023 hat das BVL für das Insektizi Danjiri den Verwendungszweck erweitert. Die Notfallzulassung richtet sich nun gegen Blattläuse als Virusvektoren in Kartoffeln zur Pflanzguterzeugung von Vorstufen-, Basis- und zertifiziertem Pflanzgut).
Meldung vom 05.05.2023
Vektorenbekämpfung
Mit dem Auflaufen der Kartoffeln steht für die Vermehrungsbestände nun die Planung der Vektorenbekämpfung an. Insbesondere bei hohen Anbaustufen und Y-Virus empfindlichen Sorten sollte der Blattlausbefall an den Pflanzen regelmäßig und intensiv überwacht werden. Besonders das nicht-persistente Y-Virus kann durch unterschiedliche Blattlausarten sehr leicht und schnell weitergegeben werden. Ziel im Pflanzkartoffelanbau ist es, Erstinfektionen von Viruserkrankungen und deren Ausbreitung im Bestand zu verhindern. Dies gelingt nur durch eine rechtzeitige und durchgehende Bekämpfung der virusübertragenden Blattläuse. In der Auflaufphase empfehlen wir wiederholte Behandlungen in kurzen Abständen von ca. 3 bis 5 Tagen. Geeignet sind dafür Pyrethroide, die auch eine repellente Wirkung haben und Paraffinöle (Para Sommer, Promanal HP). Teppeki kann in Pflanzkartoffeln nur 1x im BBCH 10 – 15 angewandt werden. Mit zunehmenden Krautwachstum und Nachlassen des Frühjahrsfluges können die Behandlungsabstände auf ca. 7 Tage ausgedehnt werden. Weitere Behandlungen sind einzuplanen. Informationen zu zugelassenen Insektiziden und geeigneten Spritzfolgen können Sie unserer Broschüre „Pflanzenschutz im Ackerbau und Grünland 2023“ S. 256 - 259 entnehmen.
Virusauftreten 2022
Die LLG führt seit vielen Jahren Virustestungen bei Pflanzkartoffeln im Dezernat Saatgutprüfung und Saatgutanerkennung in Halle durch. Im vergangenen Jahr wurden nach den Ergebnissen der Virusuntersuchungen etliche Flächen aberkannt bzw. abgestuft, da in den untersuchten Partien PVY (Y-Virus) bzw. PLRV (Blattrollvirus) nachgewiesen wurden. Die Aberkennungsquote lag bei 30,7 % bzw. nach Wiederholungsprüfung bei 22,3 % - so hoch wie noch nie. Ursächlich dafür war das sehr starke Blattlausauftreten im Frühjahr und Sommer 2022 und die z. T. stark eingeschränkte Pflanzenschutzmittelpalette. Insektizide Beizen stehen nicht mehr zur Verfügung.
Der amtliche Pflanzenschutzdienst überwacht ab Mai bis August das Blattlausauftreten in der Kultur Kartoffel und informiert entsprechend über den Warndiensthinweis. In Kürze starten wir nun mit dem Blattlausmonitoring.