Handlungsempfehlung Dauergrünland Herbst 2025
Durch die feuchte Witterung in der zweiten Oktoberhälfte konnte vielerorts noch kein abschließender Grasschnitt geerntet werden und es erreichen uns vielfach Anfragen nach Handlungsempfehlungen. Wir haben deshalb einige Ansätze gesammelt, die den ein oder anderen evtl. bei der Entscheidungsfindung unterstützen könnten.
Als Faustregel gilt, dass die Wuchshöhe von Grünlandbeständen vor Winter idealerweise nicht mehr als 10 cm betragen sollte. Hinzu kommt, dass Gräser bei milden Temperaturen von mehr als 8 °C auch noch im November und Dezember Zuwachs haben können. Daher sollten die Bestände nicht zu hoch abgemäht werden, hier empfiehlt sich der Normalschnitt von 6-8 cm. Ein tieferer Schnitt sollte unter allen Umständen vermieden werden, da so die Vegetationskegel der Gräser verletzt werden und dadurch der Wiederaustrieb im Frühjahr verzögert wird und unerwünschten Konkurrenzarten wie Ampfer und gemeine Rispe ein Vorteil zukommt. Bei niedriger Bestandeshöhe kann ein Mulchgang durchgeführt werden, allerdings besteht bei zu hohen Aufwüchsen die Gefahr, dass die Grasnarbe unter der dicken Mulchschicht zerstört wird. Ein ähnlicher Effekt wie im Frühjahr, wenn verbleibende Erntereste, die durch den Häcksler nicht erfasst wurden, auf der Fläche verbleiben. Hinzu kommt, dass zu hohe Bestände und auch Mulchschichten die Anfälligkeit für Verpilzungen erhöhen. Damit steigt die Gefahr einer Schneeschimmelinfektion, unter der vor allem das deutsche Weidelgras durch Herabsetzen der Winterhärte leidet. Daher sollten die Flächen, wenn möglich noch gemäht und das Erntegut abgefahren werden. Da unter den aktuellen Voraussetzungen eine ausreichender Anwelkgrad nicht mehr gewährleistet werden kann, sollte bei der Silierung auf ein Siliermittel der Wirkungsrichtung 1a zurückgegriffen werden.
Grundsätzlich gilt jedoch, dass die Befahrbarkeit der Flächen gewährleistet sein muss. Andernfalls müssen die o.g. Risiken in Kauf genommen werden, da die Folgen durch Fahrspuren, Grasnarbenschäden und Verdichtungen weitaus schwerwiegender sind. In diesen Fällen kann der Aufwuchs wenn möglich auch durch Beweidung von Schafen verwertet werden.
Beim Anbau von Luzerne sollte dieser Reinigungsschnitt auf jeden Fall ausbleiben. Die Pflanzen reagieren sehr empfindlich auf jede Überfahrt, weshalb vor allem bei den aktuellen Bedingungen ein Befahren der Flächen vermieden werden sollte. Luzerne sollte idealerweise mit einer Wuchshöhe von 10 - 15 cm in den Winter gehen. Allerdings stellen auch höhere Bestände kein Problem dar, da die oberirdischen Pflanzenteile im Winter abfrieren und im Frühjahr der Stängel aus den Erneuerungsknospen am unteren Teil der Pflanze austreibt (siehe Bilder)