Situation Rapsschädlinge Mitte November

An dieser und anderen Stellen wurde schon mehrfach auf die Resistenzsituation beim Rapserdfloh hingewiesen. Die Ergebnisse der Resistenztestung der Lebendfänge aus der 1. Oktoberhälfte bestätigen die Untersuchung aus der Ernte und zeigen einen Resistenzstatus der praktisch keine Wirkung der Pyrethroide mehr erwarten lässt. Dies trifft auf alle Regionen des Beratungsgebiets des DLR Eifel zu.

Die Gelbschalenfänge des Rapserdflohs ergaben auf gut 3/4 der Standorte eine Überschreitung der Bekämpfungsrichtwerte (BRW). Teilweise mussten Flächen bereits im Keimblattstadium bzw. in der frühen Jugendentwicklung aufgrund von starkem Lochfraß behandelt werden. Aufgrund der Resistenzsituation waren diese Maßnahmen meist wirkungslos. Die Tiere haben seit einiger Zeit ihren Reifungsfraß beendet und legen nun Eiger ab. Dies wird auch noch einige Zeit andauern. 

Ende Oktober haben wir von fast all unseren Gelbschalenstandorten Pflanzenproben gesammelt und auf Larven untersucht. Das Ergebnis ist, dass wir zwar schon Larven finden, diese aber noch sehr klein sind. In den vergangenen Jahren wurden diese kleinen Larven von einem späten Einsatz eines Pyrethroids gegen den schwarzen Kohltriebrüssler erfasst. Davon ist in diesem Herbst aufgrund der ausgeprägten Resistenz nicht mehr auszugehen.

Etwa Mitte Oktober hatten wir einen moderaten Zuflug des schwarzen Kohltriebrüsslers. Der BRW für den schwarzen Kohltriebrüssler wurde allerdings nur selten überschritten. Betrachtete man den BRW jedoch als Summenwert aus Rapserdfloh und schwarzem Kohltriebrüssler, so steigt die Zahl der Standorte mit Überschreitung des BRW für die Herbstschädlinge.

Das milde und sonnige Wetter der ersten Novemberwoche hat zu keinem nennenswerten Zuflug des schwarzen Kohltriebrüsslers geführt. Bei der Larvenbonitur wurden dennoch schon zahlreiche Larven des schwarzen Kohltriebrüsslers gefunden. Der Verdacht liegt nahe, dass das Ausmaß des Zuflugs Mitte Oktober mit den Gelbschalen nicht ausreichend erfasst wurde.

Was heißt das nun?

  • Die Erdflöhe, die nun bei der Eiablage sind, sind mit Pyrethroiden kaum noch zu bekämpfen.
  • Die Larven des Erdflohs verlassen hin und wieder den Blattstängel, reagieren aber nicht mehr ausreichend auf den Einsatz von Pyrethroiden.
  • Die Larven des schwarzen Kohltriebrüssler verlassen den Blattstiel nicht mehr und sind daher ebenfalls nicht mehr mit Pyrethroiden zu bekämpfen.
  • Der schwarze Kohltriebrüssler Käfer wird bis zum Einbruch des Winters weiterhin Eier ablegen. Dies kann bis ins nächste Jahr andauern. Der Käfer ist jedoch noch mit Pyrethroiden zu bekämpfen.
  • Besonders gefährdet sind Flächen, auf denen in der Jugendentwicklung ein starker Lochfraß durch Erdflöhe festgestellt wurde
  • Bei Flächen, auf denen man viele Pflanzen mit einer starke „Vernarbung“ an den Blattstielen feststellt, ist davon auszugehen, dass sich bereits viele Larven in die Blattstiele eingebohrt haben. Eine Pflanzenbonitur ist für den ungeübten Praktiker schwierig, da die kleinen Larven kaum zu erkennen sind.

Was ist zu tun?

  • Zur gezielten Bekämpfung von resistenten Erdflohlarven wurde zwei Produkten eine Notfallzulassung erteilt. Dies ist zum einen Minecto Gold, welches jedoch mittlerweile ausverkauft ist. Das zweite Mittel ist Exirel mit dem Wirkstoff Cyantraniliprol, welches mit 0,4 l/ha zum Einsatz kommen kann. Hier entstehen jedoch Kosten von ca. 70 €/ha. 
  • Etwas günstiger (16 €/ha) ist das regulär im Raps zugelassene Insektizid Carnadine welches mit 0,2 l/ha eingesetzt wird. Allerdings liegt die Wirkung nach Erfahrungen aus Schleswig-Holstein auch sehr viel niedriger als bei den voran genannten Mitteln.
  • Bis zur Monatswende Nov./Dez. sollten daher die gefährdeten Flächen (BRW überschritten oder starker Lochfraß in der Jugendentwicklung, oder starker Larvenbesatz in den Blattstielen) mit einer Mischung aus Pyrethroid (zur Bekämpfung des schwarzen Kohltriebrüsslers) und einem „Larveninsektizid“ (Exirel oder Carnadine) mit jeweils voller Aufwandmenge behandelt werden.
  • Um das Abfrieren der Blätter etwas zu reduzieren können noch 0,4-0,5 l eines im Raps zugelassenen Tebuconazol-haltigen Fungizid hinzugegeben werden.
  • Auf die Zugabe eines Bordünger sollte verzichtet werden. Der Nutzen einer Bordüngung ist zu dem späten Zeitpunkt ohnehin fraglich.
  • Wasseraufwandmengen nicht unter 300 l/ha. Da die Larven in den Blattstielen sitzen müssen diese ausreichend benetzt werden. 
  • Keine Mischungen mit Kerb, da Kerb von der Formulierung her so optimiert ist, dass es schnell von den Blättern und Blattstielen abläuft. Das möchten wir beim Einsatz der Insektizide nicht.
  • Der Einsatz hat keine Eile, auch wenn mache glauben nach dem nächsten Regen nicht mehr auf die Flächen zu kommen. Die erwachsenen Erdflöhe werden auch mit dieser Mischung nicht erfasst. Sie legen weiter Eier ab. Larven, die daraus schlüpfen und sich später in die Pflanzen einbohren, werden ebenfalls nicht erfasst. Maßnahmen, die schon vor einigen Wochen durchgeführt wurden, halten wir daher für nicht zielführend.

Achtung!!!

Mischungen aus zwei Insektiziden werden von der Bienengefährlichkeit als B1 eingestuft. Das heißt beim Einsatz dar keine Pflanze im Bestand blühen, auch keine Unkräuter!!!

Bitte lassen Sie bei der beschriebenen Insektizidmaßnahme ein ausreichend großes Spritzfenster (mind. 200-300 qm), um Erfahrungen für die kommenden Jahre zu sammeln. Die Resistenz wird uns noch lange erhalten bleiben.

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