Stressflecken in Winterweizen. Ist nur die Trockenheit der Auslöser?
In vielen Weizenbeständen findet man untypische Blattflecken. Untypisch, da sie nicht konkret zu einer Krankheit zugeordnet werden können und auch Laboruntersuchungen keinen Erreger feststellen. Das Erscheinungsbild reicht von gelben bis braunen Sprenkelungen auf dem Blatt über Blattspitzenverbräunungen bis hin zum Absterben ganzer Blattetagen. Fungizideinsätze bringen keine Verbesserungen.
Bei meinen wöchentlichen Monitoringtouren sehe ich die unterschiedlichsten Bestände. Die Unterschiede treten nicht regional auf, sondern sind in allen Regionen zu erkennen. In Jahren mit extremer Witterung macht man schnell diese als Grund für die Flecken und insgesamt das schlechte Wachstum verantwortlich. Doch so einfach ist es nicht. In allen Regionen findet man auch Bestände, die sich normal entwickeln und selbst in Spritzfenstern keine Flecken auf den Blättern zeigen. Ein deutlicher Hinweis, dass es sich bei den Flecken auf den Nachbarschlägen wohl nicht um eine Krankheit handelt. Zumindest das Wetter war auf der anderen Seite des Feldweges gleich. Es muss also andere Gründe geben. Vorfrucht, Saatzeit, Bodenbearbeitung, ja auch die Sorte können einen Einfluss haben. Aber auch die Düngung und dabei ist es nicht die Stickstoffdüngung die den Unterschied macht.
Bei mir erweckt der Eindruck, dass Betriebe die regelmäßig Kalk, Phosphor und Kali düngen, deutlich weniger Stressflecken in den Getreidebeständen haben, als solche die dies nicht tun. Zwei Herbstaussaaten hintereinander mit extremen Ausaatbedingungen sind nicht ohne Spuren im Boden geblieben. Die Verfügbarkeit von Phosphor und Kali ist auf Flächen mit Strukturschäden deutlich schlechter. Dadurch bedingt finde ich auf vielen Schlägen eine schlechte Bewurzelung der Pflanzen. Die Probenahme der Pflanzen beim Getreidemonitoring war selten so leicht wie in diesem Frühjahr. Die Pflanzen sitzen recht locker im Boden und lassen sich leicht mit der Wurzel aus dem Boden ziehen. Spreche ich Landwirte darauf an sind viele der Meinung ihre Böden wären ausreichend mit Phosphor und Kali versorgt, aber nur wenige haben Phosphor und Kali gedüngt.
Betrieben mit starken Stressflecken im Getreide empfehle ich eine Bilanzierung der Abfuhr und Zufuhr dieser Grundnährstoffe über die vergangenen 4-6 Jahre zu machen. Die Daten dafür sind ja vorhanden. Das gilt auch für Viehhaltende Betriebe. Ein grober Überschlag hilft meist nicht, oft wird überschätzt was an organischen Düngern zurück geführt wird und kaum einer weis was an P und K in der Gülle ist.
Die Abfuhr an Nährstoffen lässt sich schnell und einfach über den PKMg.Rechner von Dr. Fritsch ermitteln (ist in der Excel-Anwendung Nährstoffbedarfsermittler enthalten). Aber auch jede gute Schlagkartei kann das, wenn man sie mit den tatsächlichen Daten füttert.
Es ist zumindest ein Versuch der Ursache auf den Grund zu gehen. Kann man die mangelnde Nährstoffverfügbarkeit ausschließen, muss man nach anderen Gründen suchen.