Zwei Jahre Schneckendruck – Ackerbauliche Strategien gegen die schleichende Gefahr

Wer kann sich nicht an das vergangene Jahr erinnern? Im Frühjahr musste sogar Mais neu gesät werden, weil die Schnecken ihn gefressen haben. Und der vergangene Herbst, wo zwar einige Flächen aufgrund von Staunässe umgebrochen werden mussten. Aber ganz oft waren auch die Schnecken daran beteiligt und manch einer musste bis zu 3 mal Schneckenkorn streuen, um seine Saat zu retten.

Die anhaltend feuchte und milde Witterung der vergangenen zwei Jahre hat den Schnecken im Ackerbau geradezu ideale Lebens- und Vermehrungsbedingungen geboten. Der Befall erreichte 2024 neue Dimensionen: Bereits zur Rapsaussaat 2023 mussten viele Landwirte große Schäden durch Ackerschnecken verzeichnen. Im Frühjahr 2024 zeigten sich sogar massive Ausfälle im Maisbestand – einer Kultur, die sonst selten von Schnecken betroffen ist. Im Herbst desselben Jahres setzte sich die Problematik fort: Neben Rapsschlägen wurde auch das später gesäte Wintergetreide massiv geschädigt. In vielen Fällen waren Umbrüche nicht nur auf die feuchten Bodenverhältnisse zurückzuführen, sondern vor allem auf die extreme Schneckendichte.

Herbst 2025: Schnecken in Lauerstellung

Auch in diesem Jahr sind die Voraussetzungen für eine erneute Schneckenplage gegeben. Die Vermehrung wurde bislang weder durch hohe Temperaturen noch durch Trockenphasen unterbrochen. Regelmäßige Niederschläge bei moderaten Temperaturen halten die Bedingungen für Schnecken ideal. Wer aufmerksam die Feldränder oder befestigten Wege beobachtet, sieht bei jedem Schauer unzählige Wegschnecken auf Wanderschaft. Auch auf den Ackerflächen selbst lassen sich bei genauem Hinsehen zahlreiche Tiere ausmachen.

Die Schneckengefahr ist also real und allgegenwärtig – insbesondere für die empfindlichen Keimlinge von Raps und Wintergetreide.

Pflanzenschutz beginnt mit der Stoppelbearbeitung

Ein Schlüssel zur erfolgreichen Schneckenbekämpfung liegt in der konsequenten Umsetzung ackerbaulicher Maßnahmen. Flächen mit intensiver Stoppelbearbeitung zeigten in den letzten Jahren deutlich geringere Schneckenbesätze. Besonders gefährdet waren Felder, auf denen die Rapsstoppeln weder gemulcht noch bearbeitet wurden und Ausfallgetreide oder Ausfallraps bis kurz vor der neuen Aussaat stehen blieb. Solche Bedingungen bieten Schnecken nicht nur Nahrung, sondern auch hervorragende Rückzugsorte.

Empfehlung:

Mehrmalige, flache Stoppelbearbeitung mit ausreichender Zerkleinerung der Pflanzenreste

Zügige Beseitigung von Ausfallgetreide und Unkräutern

Vermeidung dauerhafter grüner Brücken

Förderung der Strohrotte zur Störung des Lebensraumes, insbesondere Rapsstoppeln

Ein gut vorbereitetes, feinkrümeliges Saatbett ist zusätzlich eine wirksame Maßnahme: Es bietet weniger Hohlräume, die von Schnecken genutzt werden können.

Früherkennung statt Reaktion

Wer erst handelt, wenn Fraßschäden sichtbar sind, kommt oft zu spät. Die regelmäßige Kontrolle auf Schneckenbesatz ist essenziell. Dafür haben sich sogenannte Schneckenfallen bewährt – Bretter, Folien oder andere Abdeckungen auf dem Boden, die den Tieren tagsüber einen Unterschlupf bieten. Allerdings ist die Aussagekraft begrenzt, da Schnecken bei feuchter Witterung aktiv bleiben und sich nicht zwingend unter die Fallen zurückziehen.

Früher wurden Mesurol-haltige Köder unter den Fallen ausgelegt, deren Ausschleimeffekt Schnecken sichtbar machte. Heutige Wirkstoffe – Metaldehyd und Eisen-III-Phosphat – lösen diesen Effekt nicht mehr aus. Sie wirken unterschiedlich:

Metaldehyd: führt zur Austrocknung und Tod, jedoch ohne starken Schleimaustritt.

Eisen-III-Phosphat: Schnecken stellen die Nahrungsaufnahme ein und verenden verborgen im Boden.

Beide Varianten eignen sich daher nur bedingt zur Befallskontrolle. Eine zuverlässige Einschätzung bleibt weiterhin schwierig – umso wichtiger ist eine gründliche Schlagkontrolle in den frühen Morgenstunden bei feuchter Witterung.

Schneckenköder: richtig wählen und anwenden

Die Auswahl des Köders sollte nicht nur nach dem Wirkstoff, sondern auch nach dem Wirkstoffgehalt und der Formulierung erfolgen. Wichtig ist:

  • Mindestens 35–40 Köder/m² streuen
  • Auf maximale Aufwandmenge laut Zulassung achten
  • Ausbringung 1–2 Tage nach der Saat, um das Absinken der Köder in das Saatbett zu vermeiden
  • Nicht vor Starkregen ausbringen, um Verschlämmung zu verhindern
  • Nachstreuen, sobald gefressene oder aufgelöste Köder sichtbar sind

Regenstabile Nasspressungen sind zwar teurer, aber deutlich wirksamer unter nassen Bedingungen als Trockenpressungen. Von Ködern mit geringerem Wirkstoffgehalt muss die Schnecke mehr Köder fressen als von Ködern mit höherem Wirkstoffgehalt, um die letale Dosis zu erreichen.

Tipp zur Dosierung: Eine Handfläche auf den Boden gelegt – auf jeder Seite sollte mindestens ein Köder sichtbar sein.

Randbehandlungen – keine Lösung bei Flächenbefall

In trockenen Jahren mit begrenztem Befall durch Wegschnecken reicht oft eine Randbehandlung. Doch nach feuchten Sommern wie aktuell sind Ackerschnecken großflächig vertreten – klein, gut getarnt und kaum sichtbar. Sie dringen nicht vom Rand her ein, sondern sind flächig im Boden aktiv. In klutigen Saatbetten können Keimlinge bereits gefressen sein, bevor sie das Licht der Welt erblicken.

Das Einbringen von Ködern mit der Saat oder vor einem Walzgang ist nicht zu empfehlen: Schnecken können nicht graben, sondern nur vorhandene Spalten und Hohlräume nutzen – eingebettete Köder erreichen sie nicht zuverlässig.

Rechtliche Auflagen beachten

Bei der Anwendung von Schneckenködern gelten klare Vorschriften. Die NT116-Auflage verbietet die Ausbringung auf nicht landwirtschaftlich genutzten Flächen, etwa auf Graswegen oder Feldrändern. Auch hier ist gezielte Prävention durch ackerbauliche Maßnahmen der einzig praktikable Weg.

Fazit:

Die Schneckenproblematik ist gekommen, um zu bleiben – zumindest solange die feuchte Großwetterlage anhält. Wer in diesem Herbst auf intensive Stoppelbearbeitung, ein feinkrümeliges Saatbett, konsequente Kontrolle und den sachgerechten Einsatz von Schneckenködern setzt, hat gute Chancen, dem Schneckendruck zu trotzen. Ein Mix aus pflanzenbaulicher Vorbeugung und gezieltem Pflanzenschutz ist unerlässlich – nicht erst bei sichtbarem Schaden, sondern ab dem ersten Verdacht.

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