Rapserdflohbekämpfung im Herbst 2025
In Rheinland-Pfalz war das über mehr als fünf Wochen stockende Rapswachstum in diesem Herbst ein flächendeckendes Phänomen. Auch wenn sich die Bestände inzwischen vielerorts erholt haben, erreichen nur wenige Schläge die für den jetzigen Zeitpunkt wünschenswerte Herbstentwicklung. Entscheidend ist dabei nicht die Größe einzelner Blätter, sondern die Zahl der im Herbst gebildeten Laubblätter – denn nur diese legen die Anlagepunkte für spätere Seitentriebe fest. Jeder ausgefallene Blattansatz kostet im Frühjahr potenzielle Verzweigung und damit Kornzahl. Vor diesem Hintergrund wird klar, warum die massive und langanhaltende Aktivität des Rapserdflohs der vergangenen Wochen das Wachstum so beeinträchtigt hat. Gelbschalen mit Hunderten Käfern, wie man sie in den letzten Jahren kaum kannte, trafen auf junge, assimilationsschwache Pflanzen – und die üblichen Bekämpfungsmaßnahmen mit Pyrethroiden blieben weithin ohne ausreichenden Effekt.
Die Ursache für die mangelnde Feldwirkung lässt sich vor allem durch die kürzlich in RLP nachgewiesen Resistenz erklären. Praktisch heißt das: Für denselben Mortalitätseffekt wäre – je nach Temperatur, Benetzung und Aufnahmeverhalten – ein Vielfaches an Wirkstoff nötig (Faktor 10-50). Innerhalb der rechtlichen Aufwandmengen lassen sich dann nur noch Wirkungsgrade im Bereich von etwa 30 bis 70 % erzielen. Dass vielerorts nicht einmal diese Werte im Feld beobachtet wurden, passt zu einem zweiten, bekannten Grund: der sogenannten Super-KDR (z. B. M918T/L). Diese ist bereits aus an Rheinland-Pfalz angrenzende Regionen, wie Baden-Württemberg und Frankreich, bekannt, aber in Rheinland-Pfalz noch nicht nachgewiesen. In Kombination mit der KDR oder auch einzeln auftretend erhöht sie die erforderliche Dosis in der Größenordnung von hundert- bis tausendfach – ein Niveau, das weder zulassungsrechtlich noch ökonomisch erreichbar ist.
Wie jetzt also vorgehen?
Bis dato war unsere Bekämpfungsstrategie so ausgerichtet, dass wir aufgrund der langen Aktivität der Erdflohkäfer und des erst später Auftretenden Schwarzen Kohltriebrüsslers bis zu dessen Hauptzuflug gewartet haben und dann die gezielte Maßnahme gegen beide zusammen durchgeführt haben. Da wir die adulten Erdflohkäfer mit Pyrethroiden nicht mehr zuverlässig bekämpfen können, müssen wir unsere Strategie anpassen. Dabei spielt die Bekämpfung der Erdfloh Larven eine übergeordnete Rolle.
Bekämpfungsschwellen Rapserdfloh (Larven)
Schwacher Bestand: ab ≥ 3 Larven je Pflanze handeln
Wüchsiger/starker Bestand: ab ≥ 5 Larven je Pflanze handeln
Um die Bekämpfungsschwelle zu ermitteln, müssen Pflanzen quer über den Schlag entnommen werden (mind. 25 Stück). Alle Blattstiele, auch die kleinen, hauchdünn mit dem Messer aufgeschnitten werden. Anschließend kann man die Lebende Larven zählen (Lupe/Handylicht hilft). Oder: Vernarbungen am Blattstiel (siehe Foto) sind ein starker Hinweis darauf, dass sich mindestens eine Larve pro Narbe eingebohrt hat. Die Zählung ersetzt das nicht, sie hilft aber bei einer schnellen Einschätzung.
Resistenzmanagement
Empfehlenswert ist der Einsatz von Cyantraniliprol insbesondere dann, wenn auf der Fläche bereits mehrfach Pyrethroide gegen den Rapserdfloh angewendet wurden. Mit Minecto Gold und Exirel steht mit Cyantraniliprol ein Wirkstoff aus einer anderen Wirkstoffklasse zur Verfügung. Durch den Wechsel des Wirkmechanismus lässt sich der durch die häufige Pyrethroid-Anwendung entstandene Selektionsdruck reduzieren.
Hintergrund: Tiere, die Pyrethroid-Behandlungen überlebt haben, erhöhen über Selektion den Anteil pyrethroidtoleranter/ -resistenter Genvarianten in der Population – was sich in der Folgesaison bemerkbar machen kann. Der gezielte Einsatz von Cyantraniliprol (Minecto Gold/Exirel) unterbricht diesen Prozess, entlastet die Pyrethroide im Resistenzmanagement und kann so dazu beitragen, deren Wirksamkeit zu erhalten. Wichtig bleibt dabei ein passendes Timing (Larven im Blattstiel/Spross) und eine Applikationstechnik, die die Blattstiele sicher benetzt. Keine reduzierten Aufwandmengen einsetzen! Ziel ist eine möglichst lange Dauerwirkung.
Für detaillierter Informationen zu den Anzuwenden Wirkstoffen und der Strategien, lesen Sie gerne ausführlich im Warndienst 29/2025 nach.