Ackerbau – Besser den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach!
Wichtige Informationen aus dem Landkreis Schwäbisch Hall vom 02.06.2023
„Wer hätte gedacht, dass wir nach diesem Frühjahr innerhalb von drei Wochen wieder auf Regen hoffen? Wie man wieder sieht ist weniger die Menge, sondern die Verteilung des Niederschlags entscheidend,“ so S. Wolpert, renommierter Pflanzenschutzberater am Landwirtschaftsamt in Ilshofen für seine Region im Landkreis Schwäbisch Hall.
Zuckerrüben: Kontrollieren Sie Ihre Zuckerrüben auf Blattläuse! Auf manchen Schlägen ist die Schadschwelle von 30% besiedelten Pflanzen mit der schwarzen Bohnenlaus überschritten. Geringerer Befall wird meist durch Nützlinge in Schach gehalten.
Praxistipps: Bei Überschreitung mit 300 g/ha Pirimor G o.ä. behandeln. Denken Sie auch an die Borversorgung der Rüben!
Getreide: Die ersten frühen Weizenbestände beginnen jetzt mit der Blüte. Für Fusariuminfektionen ist neben der Vorfrucht (Mais oder Getreide) auch die Witterung während der Blüte essentiell. Wenn es in die Blüte nicht regnet oder keine starke Taubildung gibt, ist eine Infektion nicht möglich. Wenn der Wetterbericht stimmt und es auch in nächster Zeit trocken bleibt, besteht keine Gefahr für Fusariuminfektionen.
Praxistipp: Die Ährenbehandlung wird man sich somit dieses Jahr sparen können.
Mais: Bei den Maisbeständen ist in Abhängigkeit des Saattermins alles vorhanden. Früh gelegte Bestände sind gut entwickelt, es fehlen aber teilweise auch viele Pflanzen. Die späten Saattermine ab Mitte Mai sind bereits aufgelaufen, wenn die Saatbettbereitung nicht zu tief erfolgt ist und das Korn noch genügend Wasser zum Keimen hatte. Probleme machen momentan Saattermine Anfang Mai. Hier hat der darauffolgende Regen den zu fein hergerichteten weißen Boden verschlämmt. Aufgrund der folgenden Krustenbildung hat der Mais hier gerade besonders zu kämpfen die Kruste zu durchbrechen oder den Kampf bereits verloren. Maßnahmen die Kruste zu brechen blieben oft ohne Erfolg oder haben Bestandesdichte gekostet. Ein Umbruch mit Neuansaat wird aber nicht viel bringen.
Praxistipps: Ohne Regen wird auch die Neuansaat nicht auflaufen. So ist es besser auch Bestände mit 5 Pflanzen/m² zur Ernte zu führen als auf den Erfolg einer Neuansaat zu hoffen.
Altverunkrautung im Mais: In den frühen Maisbeständen sieht man viel Altverunkrautung stehen u.a. auch großen Ackerfuchsschwanz. Die Illusion diese noch mit einem Herbizid nachhaltig bekämpfen zu können sollte man ablegen. Das einzige was hierbei noch hilft ist den Mais zu hacken. Allgemein sollte dieses Jahr darüber nachgedacht werden auf den verkrusteten, verhockten, weißen Böden in Zuckerrüben und Mais Hacktechnik einzusetzen um wieder Luft in den Boden zu bringen und für besseres Pflanzenwachstum zu sorgen. Zudem werden hierdurch die Kapillaren gebrochen und das Wasser im Boden gehalten.
Praxistipps: Aufgrund der trockenen Witterung ist von bodenaktiven Wirkstoffen abzuraten. Für den Einsatz blattaktiver Wirkstoffe wäre nächste Woche wieder ein gutes Applikationsfenster mit geringerer Wachsschicht. In den Spätsaaten ist noch kein Unkraut aufgelaufen. Hier ist mit der Herbizidbehandlung noch zu warten.
Mais-NID: In Anbetracht der aktuell ausbleibenden Niederschläge ist es sinnvoll bei noch anstehender Maisdüngung die Düngeempfehlung nach NID nicht voll auszuschöpfen, um so bei einem trockenen Sommer überhöhte Werte bei der Herbstkontrollaktion in Wasserschutzgebieten zu vermeiden. Wasser und Wärme stehen bei Mais vor der Pflanzenernährung mit Stickstoff.
Praxistipp: Bis Montag, 05.06.23 können letztmalig Bodenproben über die Sammelstellen abgegeben werden.
Grundfutter: Der erste Schnitt ist eingefahren. Teilweise ist man schon beim 2. Schnitt. Wiesen, auf denen der 1. Schnitt erst in den letzten Tagen stattgefunden hat und die Schnitthöhe unter 7-8 cm gewählt wurde, zeigen bereits deutliche Schwächen beim Wiederaustrieb. Das aktuelle Wetter zieht gerade auch hier das Wasser aus dem Boden. Hinzu kommen die Probleme beim Maisanbau, welche bei dem ein oder anderen Betrieb dafür sorgen, dass die Grundfutterversorgung knapp werden könnte. Aufgrund der Frühjahrswitterung und der schlechten Befahrbarkeit ist mehr Mais gebaut worden. Auch von viehlosen Betrieben.
Praxistipp: Falls sie bereits jetzt damit rechnen müssen, dass Ihr Silo nicht voll werden könnte, gehen Sie jetzt auf Ihre Kollegen zu.
Praxistipp: Auch die Nutzung von Getreide als GPS wäre eine Möglichkeit. Hierzu sollte die letzte Fungizidbehandlung unterbleiben.