Ackerbau – Es brennt überall
Wichtige Informationen aus dem Landkreis Karlsruhe vom 25.04.2023
Das renommierte Bruchsaler Pflanzenschutz-Beratungstandem C. Erbe und L. Merkle informiert heute aus dem Landkreis Karlsruhe.
Winterraps: Der Großteil der Rapsflächen blüht um die 10%. Ab 10% blühender Rapspflanzen im Bestand, wird der Rapsglanzkäfer vom Schädling zum Bestäuber (BBCH 61). Eine Insektizidbehandlung gegen den Rapsglanzkäfer ist dann nicht mehr notwendig. Auch in dieser Woche konnte kein Zuflug von Rapsglanzkäfern über der Schadensschwelle auf den vom Landwirtschaftsamt Bruchsal beobachteten Rapsschlägen festgestellt werden.
Winterweizen: Winterweizen befindet sich überwiegend im 2 Knoten Stadium oder schiebt das vorletzte Blatt. Ausstehenden Wachstumsreglermaßnahmen in lageranfälligen Beständen (Tallage, lageranfällige Sorte, etc.) sollten zügig durchgeführt werden. Hierfür können Wachstumsregler wie z.B. Moddus, Prodax, Fabulis OD, etc. zum Einsatz kommen. In Durum (Fundort Praxisschlag Tiefenbach) und den Sorten LG Character, Complice und KWS Donovan (Fundort Versuchsfeld Münzesheim) wurde Gelbrost vorgefunden. Gelbrost kann leicht erkannt werden, indem man mit einem Taschentuch über das Blatt streicht. Ist das Taschentuch danach gelb handelt es sich um Gelbrost ansonsten nicht. Generell und bei ausstehenden Wachstumsreglermaßnahmen, kann Gelbrost kostengünstig und effizient durch ein tebuconazolhaltiges Fungizid in Schach gehalten werden. Die Aufwandmenge des Wachstumsreglers sollte bei Zumischung von Tebuconazol um 25% reduziert werden (Tebuconazol verstärkt die Wachstumsreglerwirkung). Mehltau ist nach wie vor in einzelnen anfälligen Sorten (z.B. RGT Sacramento) vorzufinden. Bei vorhandenem Mehltau über der Schadschwelle (60% Befallshäufigkeit) kann Vegas plus zum Einsatz kommen. Septoria Tritici (braune Verfärbungen mit kleinen schwarzen Punkten) auf älteren Blättern sehen wir weiterhin als unproblematisch an, sofern die neuen Blätter keine Befalls Symptome aufweisen. Entscheidend für Ertrag und Qualität ist die Gesunderhaltung des Fahnenblattes und des Blattes darunter.
Dieses Jahr gilt mehr denn je seine eigenen Bestände in kurzen Abständen intensiv zu beobachten. Allgemeine Aussagen können nahezu unmöglich getroffen werden. Dazu ein Beispiel aus unseren diesjährigen Beobachtungen: Eine mehltauanfällige Sorte „klassisch“ gedüngt kann extremen Mehltaubefall haben, wohingegen auf dem Nachbarschlag die gleiche Sorte mit Cultan-Düngung keinerlei Mehltau hat. Deshalb: Schauen Sie sich Ihre Bestände vor einer Behandlung genauestens an!
Wintergerste: Anbei die Informationen zur Wintergerste der Kollegen Gawron und Münkel aus dem Rhein-Neckar-Kreis, die auch vollumfänglich für den Landkreis Karlsruhe gelten: Die Wintergerste schiebt überwiegend das letzte Blatt. Müssen Sie Ihre Gerste einkürzen, sollte dies zeitnah erfolgen. Aktuell sehen wir den Vorzug bei Produkten wie z.B. Prodax, Moddus oder Fabulis OD. Für Ethephon-haltige Wachstumsregler ist es aktuell zu kühl. Sind die obersten drei Blätter gesund, wie dies oft in der Rheinebene der Fall ist, kann mit einer Fungizidbehandlung zugewartet werden, bis das letzte Blatt voll entwickelt ist. Zur Abschlussbehandlung empfehlen wir ein breit wirkendes Fungizid mit voller Aufwandmenge plus den Zusatz von 1,5 Liter/ha Folpan 500 SC. Befinden sich auf den obersten zwei Blättern bereits Blattkrankheiten, kann es in diesem Jahr sinnvoll sein, unverzüglich ein entsprechendes Fungizid mit ca. 70 % Aufwandmenge zu fahren und die klassische Abschlussbehandlung wie oben beschrieben bis zum Ende des Ährenschiebens hinauszuzögern, um dadurch eine bessere Leistung gegen Ramularia zu generieren.
Winterroggen: Der Roggen schiebt das letzte Blatt bzw. hat dieses schon voll entwickelt. Braunrostinfektionen konnten nur sehr vereinzelt auf den unteren Blättern festgestellt werden. Sobald Braunrostbefall auf einem der 3 oberen Blätter auftritt, sollte die Behandlung erfolgen. Braunrost kann relativ preisgünstig mit Fungiziden mit dem Wirkstoff Tebuconazol behandelt werden. Die Zugabe eines Strobilurins (z.B. Azoxystrobin) verlängert die Wirkungsdauer der eingesetzten Azole um ca. eine Woche.
Situation Blattläuse Wintergetreide: Blattläuse sind je nach Standort in großer Anzahl im Wintergetreide vorzufinden, unabhängig von der Kultur. Im Gegensatz zum Herbst ist die Gefahr der Virusübertragung durch Läuse im Frühjahr gering. Die Wintergetreidepflanzen sind im Frühjahr schon weiterentwickelt und demnach auch widerstandsfähiger. Eventuelle Virusübertragungen machen sich somit bis zur Getreideernte nicht bemerkbar. Läuse schädigen im Frühjahr die Ähre durch Saugtätigkeit. Dies führt zu kleineren Körnern und einem geringeren TKG. Da derzeit noch keine Ähre beim Wintergetreide vorhanden ist bzw. keine Läuse auf dem Fahnenblatt sind, raten wir von einer Insektizidbehandlung ab. Der Behandlungsrichtwert liegt bei 65 % besiedelte Ähren bzw. Fahnenblätter, d. h. von 50 Halmen sind 33 Halme/Ähren mit Läusen besiedelt.
Im Sommergetreide stellt sich die Situation anders dar, da hier Läuse auf junge Pflanzen treffen und Virusübertragungen im Frühjahr ertragsrelevant sein können. Ist der Behandlungsrichtwert von 20% befallenen Pflanzen (ab 3 Blattstadium) überschritten, kann eine Insektizidbehandlung sinnvoll sein. Die Kontrolle erfolgt an 5 Stellen jeweils min. an 5 Pflanzen.
Sommergerste: Mit der Unkrautbehandlung in der Sommergerste kann noch zugewartet werden. Sommerge-treide ist aufgrund des zügigen Wachstums deutlich konkurrenzstärker als Wintergetreide. Daher kann v.a. in Sommergerste mehr Unkraut toleriert werden. Wichtig ist die Leitverunkrautung effektiv zu bekämpfen, oftmals sind keine breit wirksamen Mischungen notwendig. Dies dient nicht nur der Biodiversität, sondern auch ihrem Geldbeutel. Bewährt hat sich der Einsatz von Wuchsstoffen, hierdurch werden die Sulfonylharnstoffe für den Einsatz im Wintergetreide geschont. Für den Einsatz von Wuchsstoffen ist es derzeit noch zu kühl. Lediglich eine Gräserbehandlung mit Axial kann sinnvoll sein, wenn sich der Ackerfuchs-schwanz im zwei- bis Dreiblattstadium befindet.
Sojabohnen: Die Unkrautbekämpfung direkt nach der Saat ist eine unverzichtbare Maßnahme im konventio-nellen Sojabohnenanbau. Zum Einsatz haben sich folgende Mischungen bewährt:
- 1,5 (leichter Boden) bis 2,0 kg/ha Artist plus 0,25 Liter/ha Centium 36 CS oder
- 0,8 Liter/ha Spectrum plus 0,25 Liter/ha Centium 36 CS plus 0,3 (leichter Boden) bis 0,4 Liter/ha Sencor Liquid.
Zuckerrüben: Achten Sie weiterhin auf Schneckenbefall und deren Dokumentation in Schutzgebieten (IPS+).
Je nach Saattermin steht die 1. oder auch schon die 2.NAK an. Nutzen Sie hierfür die derzeit feuchten Bedingungen. Frostereignisse sind momentan nicht mehr gemeldet.