Ackerbau – Frostrisse werden verkorken!
Frostrisse in Winterraps spielen behandlungstechnisch eine untergeordnete Rolle, im Enzkreis stehen eher der Insektizideinsatz zur Bekämpfung von Rapsglanzkäfern und die Herbizidausbringung in Sommergetreide an,“ so der amtliche Pflanzenschutzberater S. Nagel in seinem aktuellen Warndienst für die Region.
Winterraps: Ab Anfang nächster Woche sollen die Temperaturen wieder ansteigen und es ist mit Zuflug der Rapsglanzkäfer zu rechnen. Eine Pflanzenschutzmaßnahme ist dann erforderlich, wenn noch nicht mehr als 10% des Rapses blüht und die Schadensschwelle von 10 Käfer/Haupttrieb (in schwachen Beständen 5 Käfer/Haupttrieb) durch abklopfen des Haupttriebes überschritten ist.
Praxistipp: Für diese Anwendung sind eigentlich nur die Mittel Mavrik Vita und Evure geeignet. Bitte die Änderung der Einstufung zur Bienengefährdung beachten, wenn ein Azolfungizid beigemischt werden soll.
Frostrisse: Bedingt durch die Frostnächte, haben sich an den meisten Stängeln Frostrisse gebildet. In der Regel verkorken diese wieder und sind nicht ertragsrelevant. Bedingt durch den Regen, den steigenden Temperaturen empfehlen wir in diesem Jahr eine Fungizidmaßnahme (z.B. Cantus Gold (0,5 Liter/ha)) als vorgezogene Blütenspritzung durchzuführen. Diese Behandlungen sollten auch bei bienenungefährlichen Mitteln in den Abendstunden nach dem täglichen Bienenflug durchgeführt werden.
Sommergerste: Die meisten zugelassenen Herbizide und Kombinationen werden ausschließlich über das Blatt aufgenommen. Daher ist eine ausreichende Blattfläche für die Wirkstoffaufnahme erforderlich. Zur Gräserbekämpfung steht nur Axial 50 (1,2 Liter/ha) zur Verfügung. Da sich Ackerfuchsschwanz oder Flughafer, zügiger als zweikeimblättrige Pflanzen entwickeln, kann eine spezielle Gräseranwendung mit Axial 50 vorgezogen werden. Idealer Behandlungszeitpunkt wäre das Stadium BBCH 12-13 von Ackerfuchsschwanz (zwei bis max. drei vorhandene Laubblätter). Zur Erfassung einer breiten Mischverunkrautung können beispielsweise folgende Produkte mit Axial 50 kombiniert oder zu einem späteren Zeitpunkt nachgelegt werden:
- 1,0 Liter/ha Zypar
- 70 g/ha Biathlon 4D + 1,0 Liter/ha Dash E.C.
- 1,0 Liter/ha Omnera LQM
- 100 g/ha Concert SX
- 50 g/ha Pointer Plus
Hafer: Für die Bekämpfung breitblättriger Unkräuter können zum Beispiel folgende Herbizide zum Einsatz kommen
- 70 g/ha Biathlon 4D + 1,0 Liter/ha Dash E.C.
- 100 g/ha Concert SX
- 50 g/ha Pointer Plus
- 50 g/ha Artus (bis BBCH 25)
Praxistipp - Vorsicht: Axial 50 ist unverträglich in Hafer.
Im Sinne des integrierten Pflanzenschutzes sollte die Auswahl der Herbizide immer dem Standort und Unkrautvorkommen angepasst werden. Ebenfalls sollte auf ein Wirkstoffgruppenwechsel (z.B. Wuchsstoffe wie Pixxaro EC einsetzten, anstatt Sulfonylharnstoffe) geachtet werden, um Resistenzen zu vermeiden. Weitere Informationen dazu sind zu finden ab Seite 56 im Merkblatt „Integrierter Pflanzenschutz 2022“ oder online: Integrierter Pflanzenschutz 2019 - Ackerbau und Grünland (landwirtschaft-bw.de)
Praxistipps: Bitte an das Anlegen eines Spritzfensters denken. Pro Bewirtschaftungseinheit in Landschaftsschutzgebieten, FFH-Gebieten und Vogelschutzgebieten sowie auf intensiv genutzten landwirtschaftlichen Flächen in Kern- und Pflegezonen von Biosphärengebieten. Beginn und Ende des Spritzfensters ist zu markieren. Es sollte in einem homogenen Teil des Feldes, in mindestens 10m Distanz zum Feldrand liegen und eine Länge von mindestens 10m sowie Breite von mindestens 2 Teilbreiten des Spritzbalkens (mindestens 5m) haben.