Ackerbau – Herbstapplikationen haben zum Teil erheblich "gezwickt"
Wichtige Informationen aus dem LRA Hohenlohekreis vom 25.11.2022
Heute informiert der amtliche Berater und renommierte Pflanzenschutzexperte B. Weger vom Landwirtschaftsamt Kupferzell über die abschließenden Feldarbeiten in diesem Jahr.
Einsatz von Kerb Flo oder Milestone in Winterraps: Ausreichend Bodenfeuchte und dauerhaft Temperaturen unter 10°C sind für einen guten Bekämpfungserfolg dieser Bodenherbizide nun vorhanden. Sollte die Befahrbarkeit eine Spritzung nicht zulassen sind auch Applikationen auf gefrorenen Pflanzen möglich. Bei beiden Herbiziden ist eine Wirkung gegen Ehrenpreis und Vogelmiere vorhanden, bei Kamille und Kornblume ist die Wirkung von Milestone deutlich besser als bei Kerb Flo. Nach dem Einsatz von Synero (Belkar Pack) oder Runway ist Milestone nicht mehr möglich. Der Wirkstoff Amino-pyralid darf nur einmal im Kalenderjahr eingesetzt werden.
Herbizide im Getreide: Die Herbstapplikationen haben zum Teil erheblich gezwickt und für Aufhellungen gesorgt. Häufig waren es ungepflügte Felder mit hohem Feinerdeanteil. Trotz guter Sätechnik sorgten die kräftigen Niederschläge im Oktober für eine Wirkstoffverlagerung nach unten. Applikationen im Keimblattstadium der Kulturpflanze, die Kombination von mehreren Wirkstoffen und zum Teil zu nasse Bodenbearbeitung erhöhten den Herbizidstress zusätzlich.
Bei einer direkten Saat nach dem Pflügen mit der Kreiselegge, auf besseren Standorten oftmals Standard, ist der Boden oft zu locker. Gleichgültig welche Mittel verwendet werden und wieviel Niederschlag fällt, ist die Wirkungen der Bodenherbizide auf rückverfestigten Standorten deutlich besser.
Böden mit hohen Ton-und Humusgehalten sind für Bodenherbizide eine Herausforderung. Applikationen direkt nach der Saat und nachfolgende kräftige Niederschläge unmittelbar nach der Spritzung sorgten für gute Wirkungsgrade.
Praxistipp: Sobald der Ackerfuchsschwanz aufgelaufen ist, wird es auf tonigen Böden extrem schwierig mit Bodenherbiziden zum Erfolg zu kommen. Bodenherbizide benötigen ein abgesetztes dichtlagerndes Saatbeet.
Zwischenfrucht: Die Zwischenfruchtbestände haben sich aufgrund der milden und feuchten Witterung in den meisten Fällen noch zu sehr üppigen Beständen entwickelt, selbst Ende September gesäter Senf. Die aufgrund der Trockenheit im Boden vorhandenen Nährstoffe konnten von den Pflanzen somit optimal verwertet und gespeichert werden. Damit die Nährstoffe nicht ausgewaschen werden und der Folgekultur auch zur Verfügung stehen können, sollten die Zwischenfrüchte zum jetzigen Zeitpunkt so wenig wie möglich bearbeitet werden. Eine frühe Zerkleinerung z. B. mit Mulchern und ein Unterpflügen kann bei einer milden Winterwitterung und einsetzender Mineralisation zu erheblichen Nährstoffverlusten führen.
Nach Möglichkeit sollten die Bestände nur gewalzt werden oder mit einer Messerwalze maximal grob zerkleinert werden. Je gröber das Material, desto langsamer die Umsetzung. Eine mechanische Verletzung der Pflanzen sorgt dafür, dass die Pflanzen anfälliger für Frost werden.