Ackerbau – Schröpfschnitt gegen Herbstzeitlose?

Wichtige Informationen des LRA Tübingen vom 14.04.2023
Der amtliche Berater und Pflanzenschutzexperte A. Lohrer, berichtet heute aus dem Landkreis Tübingen über aus seiner Sicht regional notwendige Feldarbeiten in Grünland, Winterraps und Wintergetreide. In der Folge die praktischen Tipps des Tübinger Fachmanns zur Durchführung.
Grünland: Aktuell ist die Herbstzeitlose wieder gut in Grünlandflächen zu erkennen, zur Bekämpfung hat sich ein Schröpfschnitt über längere Zeiträume bewährt. Der günstigste Zeitpunkt um die Herbstzeitlose zu schwächen, möglichst wenig Ertrag zu verlieren und gleichzeitig wertvolle Gräser und Kräuter zu schonen ist bei ca. 10 bis 15 cm Wuchshöhe der Herbstzeitlose. Als Orientierung kann die beginnende Löwenzahnblüte dienen.
Winterraps: Witterungsbedingt hat sich der Raps im Lauf der letzten Woche nur sehr verhalten weiterentwickelt. In den meisten Beständen sind mittlerweile ausreichend Blüten geöffnet, sodass der Rapsglanzkäfer keine relevanten Schäden anrichtet. Für die Durchführung von Fungizidmaßnahmen gegen Sklerotinia ist es derzeit noch zu früh.
Wintergetreide: Falls Wachstumsregler notwendig sind (z.B. lageranfällige Sorte, überwiegend organische Düngung), sollten zum Einsatz wüchsige Bedingungen herrschen. Am sinnvollsten ist ein Einsatz in Roggen, langstrohigen Dinkelsorten und Wintergerste. Nach den derzeitigen Vorhersagen ist in der kommenden Woche mit guten Bedingungen zu rechnen. Die Bestände im Kreis befinden sich abhängig von Standort und Sorte zwischen den Stadien 30 und 32.
Die geringsten Temperaturansprüche haben Chlormequat-Produkte (z.B. CCC, Stabilan), diese bremsen den Haupttrieb und fördern die Nebentriebe, dieser Effekt ist in den überwiegend dichten Beständen aber nicht notwendig.
Bewährt hat sich der Einsatz von Trinexapac-haltigen Mitteln (z.B. Calma, Moddus) zwischen Stadium 31 und 32. Zur Bestimmung können einige Halme aufgeschnitten werden, wenn der 1. Halmknoten mindestens 1 cm vom Bestockungsknoten entfernt ist befindet sich die Pflanze in Stadium 31. Allerdings sollten die Tagesdurchschnittstemperaturen >12°C liegen. Der Wirkstoff Prohexadion (z.B. Fabulis OD, Prodax) ist auch bei etwas geringeren Temperaturen gut wirksam. In mehrzeiliger Wintergerste sollten die Aufwandmengen etwas höher gewählt werden als in zweizeiliger Gerste. Warme Temperaturen und hohe Sonneneinstrahlung verstärken die Wirkung.
Dies wäre ebenfalls bei Zumischung von (Azol)Fungiziden gegeben, eine Fungizidmaßnahme ist derzeit aber meist nicht notwendig. Dennoch sollte der Krankheitsbefall weiter beobachtet werden um bei entsprechenden Infektionswahrscheinlichkeiten (z.B. ISIP-Prognose) mit entsprechenden Maßnahmen zu reagieren.
In Winterweizen finden sich vereinzelt Septoria-Infektionen auf den unteren, älteren Blättern, bei trockenen Bedingungen stellen diese aber keine Gefahr dar.
In Wintergerste findet sich kaum Rhynchosporium, aber je nach Sorte und Standort Netzflecken in unterschiedlicher Ausprägung. Wenn schon mehr als 20% der Pflanzen auf den 3 obersten Blattetagen mit Netzflecken Befall aufweisen kann evtl. im Laufe der nächsten Woche eine Behandlung bei entsprechender Infektionswahrscheinlichkeit der Prognosemodelle sinnvoll sein. Zum Einsatz kommen verschiedene Azolwirkstoffe wie Prothioconazol, z.B. in Input, Verben, etc. Je nach Befall und Bestand reichen z.B. 0,6- 0,8 Liter/ha Input Classic oder Verben aus.
Praxistipp: Legen Sie bei Wachstumsregler- und Fundizdmaßnahmen ein Spritzfenster an um die abschließende Wirksamkeit der Maßnahmen beurteilen zu können.