Ackerbau – Getreide im Visier des Karlsruher Experten
Wichtige Informationen aus dem Landkreis Karlsruhe vom 24.04.2019
Die derzeitige Wetterlage bestimmt das Geschehen in den Feldern. Heute gibt C. Erbe, der amtliche Pflanzenschutzfachmann vom Landwirtschaftsamt Karlsruhe, wichtige Tipps für anstehende oder auch noch zu verschiebende Feldarbeiten in Getreide.
Winterweizen: Spät gesäter Winterweizen befindet sich im 2-Knoten-Stadium (BBCH 32), wohingegen früh gesäter bzw. Grannenweizen bereits das letzte Blatt schiebt. Der Pilzdruck ist momentan verhalten. Septoria wird dieses Jahr auf Grund der trockenen Witterung wahrscheinlich keine Rolle mehr spielen. Die Schadwirkung von Mehltau verringert sich durch zunehmende Bestandeshöhe und wird, wenn überhaupt, nur noch in bereits vorbelasteten Schlägen von Bedeutung sein. Gelbrost konnte bislang in der am zentralen Versuchsfeld in Münzesheim angebauten Zeigersorte KWS Loft nicht festgestellt werden. Stressbedingte Gelbverfärbungen der Blätter, die vermutlich auf die hohen Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht, Frost, Nährstoffmangel, Luftmangel etc. zurückzuführen sind, bitte nicht mit Gelbrost verwechseln. Nur wenn eindeutige gelbe, perlschnurartig aneinandergereihte Pusteln vorgefunden werden, handelt es sich um Gelbrost! Braunrostinfektionen im Weizen wurden bisher keine beobachtet.
Winterroggen: Der Roggen schiebt das letzte Blatt bzw. hat dieses schon voll entwickelt. Braunrostinfektionen konnten nur sehr vereinzelt auf den unteren Blättern festgestellt werden. Hier besteht derzeit kein Handlungsbedarf. Sobald Braunrostbefall auf einem der 3 oberen Blätter auftritt, sollte die Behandlung erfolgen. Braunrost kann relativ preisgünstig mit z. B. Tebuconazol- (z.B. Folicur, Matador Aufbrauchsfrist! usw.) - oder Epoxikonazolhaltigen (z. B .Osiris, Epoxion) Fungiziden behandelt werden. Tipp: Die Zugabe eines Strobilurins (z.B. Azoxystrobin) verlängert die Wirkungsdauer der eingesetzten Azole um ca. eine Woche.
Wintergerste: Die Wintergerste schiebt nahezu im gesamten Beratungsgebiet das letzte Blatt bzw. ist am Grannenspitzen (Pinselstadium). Der Krankheitsdruck schwankt zwischen moderat bis nicht vorhanden. Der Karlsruher Pflanzenschutzfachmann empfiehlt die Abschlussbehandlung zum Zeitpunkt des Grannenspitzen (Pinselstadium) durchzuführen, um eine maximale Wirkungsdauer gegen die oftmals spät auftretende Ramularia Blattkrankheit zu gewährleisten. Ramularia ist die Krankheit die in Wintergerste in den vergangenen Jahren im Beratungsgebiet am stärksten auftrat. Da Ramularia durch strahlungsintensive Witterung begünstigt wird, rät der Experte auch in dem bisher pilzarmen Jahr, zum Einsatz von Chlorthalonil (z.B. Amistar Opti) in Wintergerste. Dabei ist die Aufbrauchsfrist von Chlorthalonil bis zum 20.05.2020 zu beachten. Restbestände müssen danach entsorgt werden. Zumischpartner sind entweder Carboxamid-Azolmischungen, die sehr breit und lange wirken und Ihren Preis wert sind oder günstige Azole wie z.B. Folicur. Diese Entscheidung hängt von der realistischen Ertragserwartung des Standortes und den weiteren Wetteraussichten ab. Den Einsatz von Ethephonhaltigen Wachstumsreglern empfehlen wir nicht.
Sommergerste: Die Sommergerste befindet sich je nach Saatzeitpunkt im 2-3 Blattstadium bis Mitte der Bestockung. Mit der Unkrautbehandlung sollte weiterhin zugewartet werden, bis ausreichend Unkräuter aufgelaufen sind (Regenereignis!). Sofern ausreichend Unkräuter aufgelaufen sind, kann die Unkrautbehandlung im Anschluss erfolgen.