Ackerbau – In der Ruhe liegt die Kraft
Wichtige Informationen aus dem Landkreis Karlsruhe vom 05.04.2019
Nach derzeitigem Wetterbericht gibt C. Erbe, der Pflanzenschutzfachmann vom Landwirtschaftsamt Karlsruhe, heute wichtige Tipps für anstehende Feldarbeiten in Getreide.
Wachstumsreglereinsatz generell: Wie beinahe jedes Jahr gestaltet sich auf Grund der Witterung der Wachstumsreglereinsatz äußert schwierig. Grundsätzlich ist der Einsatz in Beständen, die durch Frost, Hitze oder Wassermangel gestresst sind riskant und kann zu Ertragsdepressionen führen. Unter diesen Bedingungen sind die Aufwandmengen zu reduzieren oder die Anwendung zu verschieben. Tankmischungen mit Fungiziden oder Herbiziden können zu zusätzlichem Pflanzenstress führen. Tendenziell entwickeln sich bei trockenen, strahlungsreichen Bedingungen auch ohne Wachstumsregler eher kurze Pflanzen. Wachstumsregler wirken dann zusätzlich stark stauchend. Hingegen ist die Wirkung bei bedecktem und kühlem Wetter geringer, es ist eher eine höhere Aufwandmenge zu wählen.
Wintergerste: Die Wintergerste ist in Ihrer Entwicklung stark unterschiedlich. Auf verschlämmten und spät gedüngten Flächen kommt sie immer noch schwer in die Gänge und befindet sich im Stadium Ende der Bestockung. Auf Flächen mit guter Bodenstruktur und zeitgerechter Düngung ist sie im Schossbeginn bis zum Ein-Knoten-Stadium BBCH 31.
Hebt sich der zweite Knoten vom ersten Knoten ab, kann mit Wachstumsreglern behandelt werden. Zum Einsatz können Trinexapac Mittel (z.B. Calma, Moddus, Moddevo, Moxa, etc.) oder Prohexadion-haltigen Wachstumsregler (z.B. Medax Top, Prodax, usw.) kommen. Vereinzelt weist die Gerste braune Flecken auf. Hierbei handelt es sich teilweise um Netzflecken teilweise aber auch um alte Mehltauinfektionen vergangenen Winter oder Stresssymptome durch Frost. In dem Fall, dass der prozentuale Befall die amtliche Schadensschwelle übersteigt, sollte durch die Zumischung eines tebuconazolhaltigen Fungizides (z.B. mit Folicur) gegen Netzflecken vorgegangen werden. Die gemeldete Witterung ist ungünstig für Neuinfektionen durch Pilze.
Die Wintergerste-Strategie des Bruchsaler Experten:
- Wüchsige Wintergerste + Mehltau (Braugerste)
Prohexadion-/Trinexapac-haltiger Wachstumsregler + Vegas
- Wüchsige Wintergerste + Netzflecken
Prohexadion-/Trinexapac-haltiger Wachstumsregler + Tebuconazol
(Achtung: Aufwandmenge Wachstumsregler um 25% reduzieren)
- Gestresste Wintergerste
Wachstumsreglermaßnahme schieben, bis Gerste sich erholt hat.
Winterroggen und Winterweizen: Für den Einsatz von Trinexapac Mittel (z.B. Calma, Moddus, Moddevo, Moxa, etc.) ist es in Weizen und Roggen überwiegend noch zu früh. Hierfür sollte sich der erste Knoten deutlich vom zweiten Knoten abheben. Zudem sind viele Weizenbestände stark gestresst. Hier sollte noch zugewartet werden, wie sich die Bestände weiterhin entwickeln. Auch der Pilzdruck ist verhalten und wird auf Grund der Witterung nicht weiter ansteigen. Altinfektionen mit Septoria tritici in Weizen sind tolerierbar und werden sich in den kommenden Wochen nicht weiter ausbreiten. Im Roggen ist Rhynchosporium und Braunrost vorzufinden. Hier ist ein Augenmerk auf den Braunrost zu legen. Sofern dieser zunimmt, kann relativ kostengünstig durch die Zugabe von Tebuconazol zum Wachstumsregler reagiert werden.