Getreide – Achtung: Akuter Gelbrostbefall

Wichtige Informationen aus dem Rhein-Neckar-Kreis vom 27.04.2023
Laut Wettervorhersage soll es morgen noch einmal zu nennenswerten Niederschlägen kommen, danach eine längere Phase ohne Regen. Deshalb informieren die beiden renommierten Sinsheimer Pflanzenschutzfachleute und Anbauexperten im Rhein-Neckar-Kreis G. Münkel und H. Gawron, in ihrem heutigen Empfehlungspotpourri über die regionale Situation in Getreide.
Winterweizen: Der Winterweizen schiebt je nach Sorte und Saattermin das vorletzte oder letzte Blatt. Spätsaaten sind noch etwas zurück.
Wir haben gestern sowohl in der Rheinebene als auch im Kraichgau den ersten Gelbrost gefunden. Kontrollieren Sie Bestände regelmäßig. Wurde in den zurückliegenden Tagen bereits eine Fungizidmaßnahme gefahren, wird der Befall mit Gelbrost abgedeckt. Wurde bis jetzt noch kein Fungizid eingesetzt und Sie finden Gelbrost, raten wir in diesem Jahr zu einem breiter wirkenden Produkt wie beispielsweise auf Seite 58 im Pflanzenproduktionsheft 2023 im oberen Abschnitt abgedruckt. Aufgrund der immer wieder feuchten Phasen in diesem Frühjahr, ist mit einem höheren Infektionsdruck als in den Jahren zuvor zu rechnen. Ist das letzte Blatt bereits halb geschoben und Sie finden Befall in Ihren Beständen, kann auch schon eine breit wirkende Azol – Carboxamid – Mischung mit 80% Aufwandmenge gefahren werden (siehe Seite 58 zweiter Abschnitt). Dieser Behandlung folgt dann eine weitere im Stadium Weizenblüte, da der Schutz bis zur Abreife sonst nicht gewährleistet ist. Fordern Sie im Zweifelsfall eine Beratung an.
Wintergerste: Die Wintergerste hat in der Rheineben überwiegend das letzte Blatt geschoben. Im Kraichgau ist sie gerade dabei. In unbehandelten Beständen kann ab dem voll entwickelten letzten Blatt die Abschlussbehandlung mit einer wirkungsstarken Fungizid-maßnahme bei 100% Aufwandmenge gefahren werden. Folpan 500 SC, als Kontaktwirkstoff gegen Ramularia, hat in diesem Jahr eine reguläre Zulassung bekommen. Wir empfehlen die Zumischung mit 1,5 Liter/ha zu einem Azol–Carboxamid Produkt, um diese Wirkstoffgruppen in Bezug auf eine Resistenz zu entlasten.
Achtung: Beachten Sie bitte die hohen Auflagen bei Folpan 500 SC in Bezug auf die Abstände zu Gewässern! Selbst bei 90% Abdriftminderung sind dies 15 Meter. Bei einer Hangneigung zum Gewässer stärker 2% sind es 20 Meter. Wurde eine Blattbehandlung durchgeführt, kann und sollte mit der Abschlussbehandlung bis zum Ährenschieben gewartet werden.
Praxistipps: Wachstumsregler haben je nach Produkt eine Zulassung bis BBCH 39-49. Gegen das Ährenknicken sind Ethephonhaltige Produkte zu bevorzugen.
Sommergetreide: Die Herbizidmaßnahmen können ab sofort durchgeführt werden. Müssen Gräser wie Ackerfuchsschwanz oder Flughafer bekämpft werden, kann Axial 50 mit 0,9 Liter/ha (Flughafer) oder 1,2 Liter/ha (Ackerfuchsschwanz) eingesetzt werden.
Praxistipps: Bei starkem Ackerfuchsschwanzbesatz diese Maßnahme solo durchführen. Krankheiten sind in der Sorte „Amidala“ aktuell nicht zu finden.