Getreide – Alles gleichzeitig!
Wichtige Informationen aus dem Rhein-Neckar-Kreis vom 05.05.2023
Laut Wetterbericht fallen in den nächsten Tagen immer wieder nennenswerte Niederschläge. „Die Zuckerrüben-, Mais- und Sojabohnenaussaat und Grünfutterernte fällt in diesem Jahr zum Teil fast zur gleichen Zeit an,“ so die beiden renommierten Sinsheimer Pflanzenschutzfachleute und Anbauexperten im Rhein-Neckar-Kreis G. Münkel und H. Gawron. Daneben sollten die Getreidebestände kontrolliert und bei Bedarf behandelt werden. Aus Sicht der beiden Sinsheimer Berater steht die gesamte landwirtschaftliche Praxis durch die diesjährige Witterung arbeitswirtschaftlich vor immensen Herausforderungen.
Wintergerste: Die Wintergerste steht momentan im Grannenspitzen (späte Gebiete) oder hat dies schon abgeschlossen (frühe Gebiete). Wurde bisher noch keine Fungizidmaßnahme in den Wintergerstenbeständen durchgeführt, sollte dies zum jetzigen Zeitpunkt (Grannen schon sichtbar, Fahnenblatt voll ausgebildet) durchgeführt werden, um einen optimalen Schutz der oberen Blätter zu gewährleisten.
Praxistipps: Wir empfehlen die Anwendung eines Azol-Carboxamid Produkts unter Zumischung des Kontaktmittels Folpan 500 SC. Beachten Sie bitte die hohen Auflagen bei Folpan 500 SC in Bezug auf die Abstände zu Gewässern! Selbst bei 90% Abdriftminderung sind dies 15 Meter. Das heißt nach Abzug des 5 m Randstreifens, dürfen die ersten 10 Meter des Schlages zum Gewässer nicht mit Folpan 500 SC behandelt werden.
Ethephonhaltige Wachstumsregler wie z.B. Cerone 660 dürfen maximal bis zum Grannenspitzen eingesetzt werden, da es sonst zu Befruchtungsschäden kommen kann.
Achtung: Wurde bereits eine Behandlung durchgeführt, sollte mit der letzten Fungizidmaßnahme gewartet werden, bis die Gerste ins Ährenschieben kommt und die Grannen voll ausgebildet wurden.
Winterweizen: Die Winterweizenbestände im Rhein-Neckar-Kreis haben in den frühen Gebieten (Rheinebene) bereits das Fahnenblattstadium erreicht oder überschritten. In späteren Gebieten (Kraichgau) hat der Weizen mit der Ausbildung des Fahnenblattes bereits begonnen, bzw. hat das Stadium erreicht. Je nach Sorte und Saattermin ist der Pilzdruck in den Beständen unterschiedlich. In bisher unbehandelten Beständen kann man nun erste Gelbrostnester finden.
Sollte bisher keine Fungizidmaßnahme gefahren worden sein und finden Sie bei Ihren Kontrollen Gelbrost oder Septoria auf den oberen beiden Blättern, empfehlen wir die im Pflanzenproduktionsheft (S. 58 zweiter Abschnitt) aufgeführten Mittel mit einer Azol-Carboxamidmischung. Die Aufwandmenge kann hier auf 80% reduziert werden, wenn zum Zeitpunkt der Weizenblüte eine Fusariumbehandlung eingeplant ist. Ist eine Einmalbehandlung vorgesehen, kann die Abschlussbehandlung bei komplett ausgebildetem Fahnenblatt mit 100% Aufwandmenge der oben genannten Produkte gefahren werden.
Zur Distelbekämpfung kann z.B. ein U46-M-Fluid zugemischt werden. Finden Sie bei Ihren Kontrollen noch Klettenlabkraut, empfiehlt sich der Einsatz von z.B. Lodin. Beide Mittel haben eine Zulassung bis zum Fahnenblattstadium.
Praxistipps: Insektizidzusätze sind aktuell nicht notwendig. Beachten Sie die Auflagen in den Schutzgebieten in Bezug auf den Insektizideinsatz. Wir erinnern nochmals an das Anlegen von Spritzfenstern in den Schutzgebieten.
Sommergerste: Durch die mittlerweile anhaltende warme Witterung konnte die Sommergerste aus Ihrem Schlaf erweckt werden. Die Bestände schließen sich und die Sommergerste steht vor dem Längenwachstum. Schließen Sie jetzt noch nicht durchgeführte Herbizidmaßnahmen ab, bevor die Bestände dichtmachen. Sollte eine Gräserbekämpfung noch ausstehen, kann diese mit den im vorherigen Warndienst aufgeführten Mitteln durchgeführt werden. Krankheiten sind nach wie vor nicht zu finden.