Getreide – Besondere Aufmerksamkeit aber keine Schnellschussmaßnahmen erforderlich!!

Wichtige Informationen aus dem Rems-Murr-Kreis vom 15.04.2023
Die Entwicklungsstadien sind über alle Kulturen hinweg sehr unterschiedlich im Rems-Murr-Kreis, abhängig z.B. vom Standort, Bodenart, Saatzeitpunkt, Witterung der letzten Wochen, durchgeführte Pflanzenschutzmaßnahmen, … „Deshalb können keine allgemeingültigen Aussagen über den ganzen Kreis hinweg gemacht werden. Im Vordergrund müssen darum die eigenen schlagbezogenen Beobachtungen stehen,“ so das renommierte Pflanzenschutz- und Anbauberatungstandem A. und M. Bäuerle im Rems-Murr-Kreis im Vorfeld ihrer Regionalexpertise für Getreide.
Einige Wintergetreidebestände sind ziemlich gestresst durch die Frostnächte, die Nässe, kalte Böden und/oder Herbizidmaßnahmen. Doch aufgrund ihrer langjährigen Erfahrungen erfolgt die Einschätzung von A. Bäuerle diesbezüglich relativ nüchtern: „Zu beobachten sind Anthocyan-Verfärbungen, d.h. Rotfärbungen der oberen/jüngsten Blätter oder unspezifische Blattflecken als Reaktion auf die vorangegangene Herbizidanwendung - beides wird sich i.d.R. wieder verwachsen.“ Also in diesem Sinne rät die Backnanger Expertin dazu, erst Mal Ruhe bewahren. Dagegen mahnt A. Bäuerle: „Viel mehr Aufmerksamkeit erfordert, dass die vergangene, die aktuelle und auch die vorhergesagte Witterung leider extrem förderlich für Pilzkrankheiten ist. Insbesondere bei anfälligen und gestressten Beständen.“ Der persönliche Rat der Beraterin: „Halten Sie Ihre Felder im Blick!“
Wintergerste: Zum Teil finden sich in der Wintergerste Rhynchosporium. Insgesamt ist aber davon auszugehen, dass sich die Blattflecken bei stärkerem Zuwachs rasch auswachsen. Überprüfen Sie Ihre Bestände, besonders auf schweren, nassen und kalten Standorten. Sehr vereinzelt könnten je nach Entwicklungsstand frühe Fungizidmaßnahmen notwendig sein.
Winterweizen: Beobachtet wurde bereits ein erster Gelbrostbefall in Winterweizen im Kreis, betroffen war hier die Sorte Patras. Kontrollieren Sie anfällige Sorten. Keine Schnellschussmaßnahmen! Die optimale Keimtemperatur für Gelbrost liegt bei 10-15°C, benötigt wird tropfbar flüssiges Wasser auf der Blattoberfläche für die Sporenkeimung. Die Verbreitung findet über den Wind statt. Trockenheit und Hitze hemmen die Entwicklung.
An einem unserer Versuchsstandorte im Kreis wurde bereits ein erster Befall mit Septoria festgestellt. Behandlungen müssen hier sorgfältig abgewogen werden, da die Dauer der Wirksamkeit der Maßnahme begrenzt ist und in Abhängigkeit vom Entwicklungsstand der Kultur, den agronomischen Eigenschaften, der Befallsstärke, usw. noch zugewartet werden kann bis der Blattapparat vollständig ausgebildet ist, d.h. das Fahnenblatt da ist und mit in den Schutz einbezogen werden kann.
Praxistipp: Bei Problemen mit Pilzinfektionen können Sie uns gerne für eine Beratung anfordern, um eine geeignete Vorgehensweise auszuloten.
In aller Munde ist derzeit der Wachstumsreglereinsatz: Günstigster Zeitpunkt für den Wachstumsreglereinsatz ist das Ein- bis 2-Knoten-Stadium (BBCH 31/32). Sinnvoll kann der Einsatz bei wüchsigen, üppigen, lagergefährdeten Beständen sein und bei hoher bzw. schlecht kalkulierbarer Stickstoffnachlieferung. Kein Einsatz von Wachstumsreglern in gestressten Beständen und bei Nachfrostgefahr.
Praxistipp: Informationen zur Wirkungsweise von Wachstumsreglern entnehmen Sie bitte dem Infoservice Pflanzenbau und Pflanzenschutz unter nachfolgendem Link: