Getreide - Bestände jetzt auf Unkrautbesatz kontrollieren
Wichtige Informationen aus dem Landkreis Ravensburg vom 29.03.2023
„Die Herbizidanwendung im Herbst hat in Getreide meist gut gewirkt, vereinzelt waren Herbizidschäden, insbesondere bei Wintergerste, zu erkennen,“ so der erfahrene Pflanzenschutzverantwortliche Berater M. Kreh vom Amt in Ravensburg.
Im gleichen Atemzug rät der Ravensburger Experte dazu, auf Flächen auf denen noch keine Herbizidmaßnahme stattgefunden hat, diese nun zeitig anzustreben um bessere Wirkungsgrade zu erzielen. Diese Behandlung kann nun erfolgen, da die Bestände und die Unkräuter und/oder Ungräser wieder zu wachsen begonnen haben, d.h. die Wurzeln wieder richtig weiß wurden. Durch die bereits sehr warmen Temperaturen ist die Vegetation schon voll im Gange. Einige wenige Unkräuter wie z.B. der Ehrenpreis tragen bereits die ersten Blüten, auch Kamillenarten sind teilweise stark bestockt. Wenn Ackerfuchsschwanz (erkennbar am rot gefärbten Blattgrund) ein Problem auf Ihren Flächen ist, sollte dort auch eine gezielte Kontrolle und Behandlung stattfinden. Diese können stattfinden, wenn kein Nachtfrost unter -3° Celsius vorhergesagt wird.
Praxistipps: Für einen guten Behandlungserfolg muss die Luftfeuchtigkeit bei größer 60% liegen. Planen Sie die Applikation in die Morgen- oder Abendstunden bei möglichst windstillen Bedingungen und beachten Sie die gute Benetzung, z.B. mit 03er Doppelflachstrahldüsen. Empfohlen werden kann eine Anwendung eine Anwendung bei strahlungsreicher Witterung zu Ende einer Schlechtwetterperiode in eine Schönwetter- bzw. Hochdruckwetterphase hinein.
Bevor Sie sich für eine chemische Regulierung der vorkommenden Unkräuter entscheiden, schauen Sie nach, welche Unkräuter/Ungräser vorkommen und in welchem Ausmaß. Denn je nach Kultur, Zeitpunkt und Begleitpflanze sind die Auswirkungen auf den späteren Ertrag evtl. unrelevant und die Behandlung kann eingespart werden. In erster Linie sollten die Leitungräser bekämpft werden.
Nach Gülleanwendungen sollte gewartet werden, bis die Blätter wieder sauber abgewaschen sind, ansonsten können der Blätter der Ungräser/Unkräuter nur unzureichend mit Spritzbrühe benetzt werden. Auf Standorten mit Resistenzproblemen sollte überdacht werden, die chemische Herbizidmaßnahme mit einer mechanischen Bekämpfung zu verknüpfen. Es konnte beobachtet werden, dass noch einer Behandlung bspw. der Fuchsschwanz nicht komplett abgestorben war, er konnte aber 7-14 Tage nach der Behandlung noch mit dem Ackerstriegel herausgezogen war, da die Wurzeln abrissen.
Praxistipps: Bei der Mittelwahl ist auf einen konsequenten Wechsel von Wirkstoffen mit unterschiedlichen Wirkungsmechanismen zu achten. Mittel der Wirkstoffklasse 1, z.B. Axial 50, sollten bevorzugt in der Wintergerste zur Anwendung kommen. Hier stehen keine anderen Wirkstoffe als Pinoxaden zur wirksamen Ackerfuchsschwanzbekämpfung im Frühjahr zur Verfügung. Es empfiehlt sich Axial 50 solo zu fahren und wenn nötig die bekannten Mittel gegen breitblättrige Samenunkräuter fünf Tage später anzuwenden. Bei Mischungen der Unkrautmittel mit Axial 50 ergibt sich eine verringerte Wirksamkeit von Axial 50.
In Winterweizen stehen gegen Acker-Fuchsschwanz mehrere Wirkstoffe aus der Gruppe der Sulfonylharnstoffe (Mesosulfuron, Iodosulfuron, …) zur Verfügung. Diese sind enthalten in Atlantis flex, Niantic (entspricht dem „alten“ Atlantis WG) und dem „neuen“ Incelo komplett (Incelo + Husar OD). Für Atlantis flex gilt die Empfehlung bei normalem Besatz mit 200g/ha + 0,6l/ha Biopower, bei schweren Böden und starkem Besatz sogar 330g/ha +1,0l/ha Biopower zu behandeln. Alternativ ist auch Niantic mit 500g/ha + 1l/ha Probe möglich. Beachten Sie besonders bei diesen Produkten die oben genannten Anwendungsbedingungen. Zur Wirkungsabsicherung ist eine Zumischung von bis zu 30 Liter/ha AHL empfehlenswert. Das AHL sorgt dafür, dass der Tropfen auf dem Blatt länger in flüssiger Form bleibt und nicht so schnell vertrocknet. Somit bleibt dem Wirkstoff länger Zeit auf dem Blatt des Ackerfuchsschwanzes einzudringen.
Zumischpartner gegen Zweikeimblättrige sind zumeist gegen eine breitere Palette an Mischverunkrautung wirksam, stimmen Sie dennoch diese Produkte aber vorrangig auf Ihre speziellen Unkräuter ab und beachten Sie die verschiedenen Stärken und Schwächen. Hier empfiehlt es sich gezielt die Leitunkräuter, die später stark ertragsmindernd sein können, z.B. Klettenlabkraut auszuschalten. Der Bekämpfungsrichtwert liegt hier bei 0,1 Pflanzen/m². Besonders der Wirkstoff Fluroxypyr, in den Produkten Starane XL, Ariane C, Omnera LQM, ist hier gut geeignet. Wirksame Mittel sind ebenso Saracen, Biathlon 4D, Pointer Plus, Flame Duo etc ... mit dem Wirkstoff Florasulam. Mit Pointer Plus, Biathlon 4D und Ariane C lässt sich die Ackerkratzdistel ebenso gut in Schach halten. Das Ziel bei der Unkrautbekämpfung ist schlussendlich nicht der blitzsaubere Acker, sondern nur die ertragsrelevanten Unkräuter einzudämmen. Nicht stark ertragsmindernde Unkräuter dürfen auch gerne mal im Bestand „unten drin“ stehen bleiben.
Praxistipps: Gezielte Informationen hierzu finden Sie im Merkblatt „Integrierter Pflanzenschutz 2023“ in den Tabellen 22 und 23 auf den Seiten 52 bis 55 zu finden.
Vermeiden Sie Mischungen von Herbiziden mit CCC-Wachstumsreglern. Auch eine Herbizidbehandlung mit Sulfonylharnstoffen kann schon ein wenig zum Homogenisieren/Angleichen der Bestände führen.
Wenn zu einem späteren Zeitpunkt noch Nachbehandlungen gegen Disteln notwendig sind, muss der Zeitraum nach der „Großen Periode“ ab BBCH 37 (Erscheinen des Fahnenblattes) abgewartet werden. Herbizidmaßnahmen zwischen BBCH 32 und 37 würden die Streckung der Ährenspindel negativ beeinflussen.
Praxistipp: Für Wachstumsregler-Einsätze ist es jetzt aktuell noch zu früh, im nächsten Warndienst berichten wir ausführlich darüber, wann und wie welche Maßnahmen angebracht sind.