Getreide – Bodenherbizid im Herbst: Was gilt?
Wichtige Informationen aus dem Landkreis Göppingen vom 10.10.2022
„Neben den allgemeinen Auflagen muss bei allen Mitteln besonders auf die Abstandsauflagen zu Gewässern, vor allem bei Hangneigung >2% oder auch auf Drainage- sowie Tonauflage beachtet werden,“ so der anerkannte Pflanzschutz- und Anbauexperte T. Kielmann vom Landwirtschaftsamt im Landkreis Göppingen im Vorfeld seiner regionalen Einsatzempfehlungen für Wintergetreide.
Alle Bodenherbizide wie zum Beispiel Cadou SC, Herold SC oder Malibu können gleich nach der Saat bis zum 1-Blattstadium des Ackerfuchsschwanzes appliziert werden. Dabei gilt es nicht zu spät zu fahren, so dass auf blattaktive Wirkstoffe wie Axial, Traxos oder Atlantis, verzichtet werden kann. Wichtig ist ein gleichmäßiges und feinkrümeliges Saatbett und möglichst feuchter Boden oder nachfolgender Niederschlag. Vor der Spritzmaßnahme zu Walzen erhöht in der Regel die Herbizidwirkung. Die Herbstbehandlung mit einem Bodenherbizid sollte in allen Wintergetreidearten erfolgen, auch im Weizen. Warten Sie nicht mit einer Behandlung auf das Frühjahr! Der Herbizideinsatz im Herbst mit dem Wirkstoff Flufenacet ist aktives Ackerfuchsschwanz-Resistenzmanagement. Zwingend zu beachten dabei ist die Zulassungssituation der einzelnen Mittel. Nicht alle Mittel sind z.B. in Dinkel (nur Herold SC und Boxer) oder Boxer nicht in Triticale zugelassen. Oder es gibt je nach Kultur beim gleichen Mittel unterschiedliche Aufwandmengen, z.B. Herold SC in Triticale nur 0,5 Liter/ha oder Mateno Duo nur 0,35 Liter/ha in Gerste und Roggen.
Praxistipps: Auf Ackerfuchsschwanz-Problemstandorten kann durch die Zugabe von Prosulfocarb, Diflufenican oder/und Pendimethalin der Wirkungsgrad nochmal etwas erhöht werden, allerdings kann die Kulturverträglichkeit je nach Aufwandmenge und Witterung darunter leiden. Die Wirkung muss kontrolliert werden und evtl. noch im Spätherbst mit einem blattaktiven Mittel (kurz vor Vegetationsende, „Nikolausspritzung“) nachbehandelt werden. Resistenzklassen beachten!
Bacara Forte darf nicht mehr eingesetzt werden. Neue Mittel sind in diesem Jahr zum Beispiel Pontos und Quirinus, auch im Quirinus Forte Set verfügbar, sowie ein Pack mit dem im Getreide erstmals zugelassenen Wirkstoff Aclonifen (bekannt z.B. aus Bandur): Mateno Forte Set. Dieses verspricht lt. Hersteller eine um ca. 5% bessere Ackerfuchsschwanz-Wirkung als die bisherigen Standard-Herbstmittel. Hier muss aber bei voller Aufwandmenge, wie auch beim Herold SC / Carpatus oder CadouPro Pack, bei einer Hangneigung >2% ein 20 m breiter bewachsener Randstreifen zwischen Acker und Oberflächengewässer vorhanden sein. Bei Mulchsaat (pfluglos, Stroh verbleibt auf Fläche) und bei Direktsaat entfällt die Hangneigungsauflage. Beim Boxer Cadou SC Pack muss dieser Randstreifen mind. 10 m breit sein.
Achtung: Im Boxer ist Prosulfocarb enthalten, das wie auch alle Produkte mit dem Wirkstoff Pendimethalin, besondere Auflagen hat.