Getreide – Erste Gelbrostnester erkennbar?

Wichtige Informationen aus dem Rems-Murr-Kreis vom 08.05.2022
Heute gibt die renommierte, amtliche Pflanzenschützerin A. Bäuerle für den Rems-Murr-Kreis zielführende Antworten zur Notwendigkeit der Durchführung von Behandlungsmaßnahmen in Getreide.
Distelbekämpfung: Bei Distelverunkrautungen können diese im Rahmen der Fruchtfolge mit dem Wirkstoff MCPA, z.B. U 46 M-Fluid, wirksam bekämpft werden. Idealer Anwendungstermin ist ab etwa 15-20 cm Wuchshöhe der Disteln und bei wüchsiger Witterung ohne Nachfröste. Bei einer früheren oder späteren Anwendung wird keine ausreichende Dauerwirkung erzielt. Wegen Verträglichkeit nicht unbedingt in der frühen Schossphase des Getreides. Bei nur wenigen Disteln kann die Ausbringung über die Rückenspritze sinnvoll sein.
Winterweizen: Je nach Höhenlage und Sorte befinden sich die Bestände im 1-2-Knotenstadium bis kurz vor dem Schieben des Fahnenblattes. Die Bestände sind derzeit überwiegend gesund. Allerdings zeigt das Prognosemodell ISIP (www.isip.de) beste Infektionsbedingungen für Gelbrost an. Vereinzelt wurden im Kreis bereits bei anfälligen Sorten erste Gelbrostnester gefunden, die auch behandlungswürdig waren. An sich verfügen aber mittlerweile viele Sorten über gute Resistenzeigenschaften. Behalten Sie das Infektionsgeschehen auf Ihren eigenen Flächen sehr engmaschig im Blick. Vor allem, wenn Sie anfällige Sorten anbauen. Auch Dinkel- und Triticaleflächen sind in kurzen Abstände zu überprüfen. Ist der Weizen noch im 2-Knotenstadium können erste Gelbrostnester gut mit einem Tebuconazol-haltigen Mittel (z.B. Folicur) kontrolliert werden. Ist er schon deutlich weiter und das Fahnenblatt geschoben, kann zum Schutz des gesamten Blattapparats bereits mit einem breit wirksamen Fungizid behandelt werden.
Gerne können Sie uns informieren, wenn Sie Infektionsherde entdecken oder Fragen zum Krankheitsgeschehen haben. Derzeit sind auch Blattaufhellungen bzw. Nekrosen in den Beständen erkennbar, die aber oft auf Stresssymptome, z.B. durch Verdichtungen zurückzuführen sind. Rostpusteln lassen sich im Unterschied zu diesen gut vom Blatt abwischen. Keine vorbeugenden Behandlungen durchführen.
Wintergerste: Die meisten Bestände haben das Fahnenblatt geschoben (BBCH 39) bzw. befinden sich bereits im Grannenspitzen (BBCH 49 „Pinselstadium“). Das Krankheitsgeschehen ist derzeit verhalten, vereinzelt tritt Rhynchosporium auf.
Optimaler Zeitpunkt für eine zielgerichtete Abschlussbehandlung gegen Abreifekrankheiten wie Ramularia oder Rhynchosporium ist das Grannenspitzen. Zur Bekämpfung der Ramularia steht auch in diesem Jahr per Notfallzulassung der Kontaktwirkstoff Folpet zur Verfügung, enthalten in den Produkten Folpan 500 SC und Amistar Max. Beachten Sie bitte, dass laut Zulassung beide Produkte nur in Tankmischungen mit einem Mischungspartner, der entweder den Wirkstoff Prothioconazol oder Mefentrifluconazol enthält, angewendet werden dürfen. Dies sind z.B. Ascra Xpro, Balaya, Elatus Era oder Revytrex.
Praxistipps: Der Wirkstoff Folpet ist breit wirksam und kann als Resistenzbrecher eingesetzt werden, um so weiteren Wirkungsverlusten der Azolfungizide entgegenzuwirken. Achten Sie auf eine gute Benetzung. Kontaktwirkstoffe können weitgehend nur dort wirken, wo sie auftreffen.
Sommergetreide/-gerste: Noch ausstehende chemische Unkrautbekämpfungsmaßnahmen sollten zeitnah abgeschlossen werden, da der Bestandsschluss ansteht. Mechanische Unkrautbekämpfungsmaßnahmen haben gute Erfolge gezeigt und sollten zeitnah überprüft und ggf. wiederholt werden.