Getreide – Keine vorbeugende Behandlung!
Wichtige Informationen aus dem Neckar-Odenwald-Kreis vom 05.05.2022
„Ich informiere heute über die aktuelle Entwicklung in Getreide,“ so die renommierte Pflanzenschutzexpertin N. Waldorf vom Landratsamt Neckar-Odenwald-Kreis in Buchen.
Achtung Gelbrost: Die meisten Weizen und Dinkel-Bestände befinden sich in BBCH 32, einige wenige sind auch schon etwas weiter. Die derzeitige Witterung mit Taubildung, Wind und optimalen Temperaturen begünstigen Infektionen mit Gelbrost. Dies spiegelt sich auch in der Isip-Prognose wieder. In der Praxis sind derzeit aber nur wenige Sorten betroffen. Dies gilt insbesondere für RGT Reform, der sehr breit in der Praxis steht und daher unbedingt kontrolliert werden muss. Auch die Sorten Elixer, Sacramento und Ambello zeigen vermehrt Gelbrostbefall. Auch der Dinkel sollte intensiv kontrolliert werden. Sollten Sie erste Nester finden, reicht ein tebuconazolhaltiges Fungizid, wie z.B. 0,8 Liter/ha Folicur aus.
Praxistipp: Verwechslungsgefahr besteht zu Blattaufhellungen durch abiotischen Stress. Rostpusteln lassen sich abwischen. Eine vorbeugende Behandlung in gesunden Sorten wird nicht empfohlen!
Fungizide Wintergerste: Die Wintergerste hat vielfach das letzte Blatt geschoben und spitzt die Grannen, nur in Höhenlagen ist die Entwicklung etwas verzögert. Bis auf wenige Nester mit Rhynchosporium sind die Bestände weitestgehend befallsfrei.
Auch dieses Jahr hat der Wirkstoff Folpet, der solo im Mittel Folpan und in Mischung mit Azoxystrobin in Amistar Max erhältlich ist, die Notfallzulassung in Gerste erhalten. Der Wirkstoff ist ein Kontaktwirkstoff und sollte daher als Belag auf das voll entwickelte Fahnenblatt appliziert werden. Ramularia ist in den letzten Jahren die wirtschaftlich bedeutsamste Krankheit in der Gerste und kann bei frühem und starkem Auftreten hohe Ertragsverluste verursachen. Der Einsatz von Folpan ist nach dem Wegfall des Chlorthalonils zur Absicherung der Ramularia-Wirkung dringend anzuraten.
Sofern die Gerste schon eine Fungizidvorlage bekommen hat, wechseln sie aus Gründen der Resistenzvorsorge den Azolwirkstoff. Bei Vorlage eines prothioconazolhaltigen Mittels wie z.B. Input, sollten in der Nachlage andere Wirkstoffe wie z.B. im Bontima, Balaya oder Revytrex enthalten, zum Einsatz kommen.
Versuchsergebnisse zeigen nur geringe Unterschiede zwischen den leistungsstarken Azol-Carboxamidkombinationen, wichtiger ist ein optimaler Behandlungszeitpunkt nach Nässeperioden.
| €/ha | Bemerkungen | ||
1,5 Folpan oder 1,5 Amistar Max | 0,8 Proline/Curbatur/Traciafen | 60 | Geringere Dauerwirkung, ohne Carboxamid | |
1,5 Bontima | 61 | Prothioconazol-frei. Etwas schwächer bei Zwergrost | ||
1,25-1,5 Balaya | 70-80 | Prothioconazol-freie Mischungen, vorzugsweise falls Input in Vorlage. Balaya mit Strobilurin-Anteil, sonst wirkstoffähnlich wie Revytrex | ||
1,25-1,5 Revytrex | 70-80 | |||
1,0-1,2 Ascra Xpro | 70-80 | Vergleichbare Wirkung, alle mit Prothioconazolanteil | ||
1,75 Univoq | 70-80 | |||
1,0 Elatus Era (= Elatus Era Max) | 75 | |||
1,5 Revytrex + 0,5 Comet | 70 | Falls kein Folpan verfügbar |
Der Einsatz von Wachstumsreglern ist bis max. Grannenspitzen möglich. Bewährt hat sich der Wirkstoff Ethephon (Cerone, Camposan). Die Wirkung ist stark temperaturabhängig. Bei Temperaturen <15°C kann alternativ auf Medax Top ausgewichen werden. Unter Trockenstressbedingungen sollten Anwendungen unterbleiben oder die Aufwandmengen reduziert werden.