Wintergetreide – Frühsaaten vermeiden!
Wichtige Informationen aus dem Rems-Murr-Kreis vom 28.09.2022
„Frühsaaten vermeiden, auch wenn es gut in den Arbeitsablauf passen würde und z.B. bei Wintergerste nach Getreidevorfrucht und Aussaat bis 01.10. noch bis zum 01.10. Gülle gefahren werden könnte,“ so die renommierte, amtliche Pflanzenschutzverantwortliche Beraterin A. Bäuerle vom Landwirtschaftsamt Backnang mit praxisbetonten Hinweisen dazu warum das so ist:
- Verunkrautung entwickelt sich nach früher Aussaat stärker als nach später, dies gilt vor allem für Ackerfuchsschwanz, Windhalm, Ackerstiefmütterchen, Ackervergissmeinnicht und Vogelmiere.
- Zeit für ein „falsches Saatbett“ nutzen, um die erste Unkrautwelle aufzufangen; Ackerfuchsschwanz ist direkt nach der Ernte nicht keimfähig, sondern geht erst in einen Ruhezustand (Dormanz), der bis zu 8 Wochen dauern kann. Vor Wintergerste ist dies - wenn nicht schon geschehen - dieses Jahr aufgrund der Witterung tendenziell schwieriger umsetzbar. Vor Winterweizen ist es aber möglich. Eine mechanische Bekämpfung ist dann erfolgreich, wenn die Ackerfuchsschwanzpflanzen noch sehr klein sind (max. 1-2-Blattstadium). Mittel der Wahl ist eine flache Bodenbearbeitung, die die Pflänzchen zerstört. Mit jedem weiteren Wachstum nimmt auch die Widerstandsfähigkeit zu. Bereits etablierte, bestockte Pflanzen ist mit der mechanischen Bekämpfung kaum mehr beizukommen.
- Um den Verzwergungsvirosen entgegenzuwirken; nach dem Auflaufen bei milder Witterung besteht ab dem 2-Blattstadium die Gefahr einer Virusinfektion durch die Virusvektoren Blattlaus und Zwergzikade. Infizierte Insekten übertragen das Virus während des Saugvorgangs auf die Getreidepflanze. Gegen Blattläuse gibt es zugelassene Mittel, Zwergzikaden können nicht bekämpft werden.
Grundsätzliches:
- Bei der Herbizidauswahl auf die Mittelzulassungen achten, nicht alle Mittel sind in allen Getreidearten zugelassen. Zudem ist es wichtig, einen Blick in die Pflanzenschutzaufzeichnungen zu werfen, um sich die eingesetzten Präparate/Wirkstoffklassen im Rahmen der Fruchtfolge nochmals bewusst vor Augen zu führen. Ein Wechsel der Wirkstoffklassen ist ein wichtiger Baustein zur Resistenzvermeidung.
- Bodenherbizide benötigen ein gut abgesetztes Saatbett. Ein zusätzlicher Walzgang ebnet nochmals ein, unterstützt das Aufbringen eines lückenlosen Herbizidfilms und verbessert damit den Wirkungsgrad. Wichtig für die Wirkungssicherheit ist ausreichend Bodenfeuchte. Zudem auf eine gleichmäßige Ablage des Saatguts mit ausreichend Bodenbedeckung achten, um Kulturschäden zu vermeiden.
- IPSplus: Anlage eines Spritzfensters zur Erfolgskontrolle, Verwendung von Düsen der 90%-Abdriftminderungsklasse, Einsatz von Randdüsen
Die aktuellen Sortenempfehlungen des Landes können unter folgendem Link abgerufen werden: https://ltz.landwirtschaft-bw.de/pb/,Lde/Startseite/Arbeitsfelder/Sorteninformation