Wintergetreide – Herbizidbehandlung bei, vor oder nach Nachtfrost?
Wichtige Informationen des LTZ Augustenberg vom 11.11.2021
Auf die ersten Nachtfröste muss regional und besonders im Hinblick auf noch durchzuführende Herbizidmaßnahmen momentan ein ganz besonderes Augenmerk gerichtet werden. Denn aufgrund der momentanen Witterungsbedingungen stagniert nicht nur das Pflanzenwachstum, die Bestände verlieren zunehmend an Energie und gehen witterungsbedingt in die Vegetationsruhe über. Die sollte nicht unbedingt gestört werden.
Pflanzen, die schon einen Nachtfrost überstanden haben, konnten ihren Assimilatestrom zwischenzeitlich an die niedrigen Temperaturen anpassen. Pflanzen, die noch keinen Frost durchstehen mussten sind wesentlich empfindlicher auf das Sinken der Temperaturen in den Minusbereich. Damit vertragen sie auch Herbizidmaßnahmen viel schlechter.
Bekanntermaßen kann die Ausbringung bei einigen Herbiziden nach Frost und Minustemperaturen Pflanzschäden verursachen. um keine Schäden zu produzieren sollten unter solchen Witterungsbedingungen auf die Ausbringung von Mitteln wie beispielsweise Boxer, Lentipur oder auch Trinity verzichtet werden. Pflanzenschutzexperten empfehlen, dass etwa 3 bis 4 Tage vor und nach der Anwendung kein Nachtfrost eintreten sollte damit die herbizide Behandlungsmaßnahme keinen Schaden der Kultur hinterlässt.
Die ersten Nachtfröste sind für die Herbizidverträglichkeit als besonders kritisch zu bewerten. In diesem Zusammenhang stufen Fachleute die Verträglichkeit der Pflanzen unmittelbar nach der Anwendung der unterschiedlichen Wirkstoffe und Wirkstoffgruppen vor, bei und nach Nachtfrösten wie folgt ein:
Nummer | Mittelbeispiele | Wirkstoff | Pflanzenverträglichkeit |
1 | Boxer | Thiocarbamate | zunehmend von 1 oben nach 6 unten |
2 | Picona, Diflanil, Herold, Trinity | Chlorotika | |
3 | Viper Compact, Niantic + FHS, Atlantis OD | Sulfonylharnstoffe | |
4 | Lentipur, CTU | Harnstoffderivat | |
5 | Malibu, Stomp | Dinitroanilin | |
6 | Traxos, Axial | FOP/DEN |
Praxistipp: In der kommenden Woche werden gute Bedingungen für den späten Einsatz von Herbiziden erwartet. Noch spätere Behandlungen sind aufgrund der vegetativen Phase in den meisten Getreidebeständen nicht zielführend.