Wintergetreide – Ungünstige Anwendungsbedingungen
Wichtige Informationen aus dem Rems-Murr-Kreis vom 17.10.2023
Aus Sicht der versierten Pflanzenschutz- und Anbauexpertin A. Bäuerle vom Landwirtschaftsamt Backnang sind die Anwendungsbedingungen für die bodenaktiven Wirkstoffe im Rems-Murr-Kreis sehr ungünstig.
Beim Mais kann man dies auf den abgeernteten Flächen anhand des Unkrautbesatzes gut erkennen. Auch aufgrund der aktuellen Witterungsbedingungen muss mit schlechten Wirkungsgraden der Bodenwirkstoffe im Getreide gerechnet werden. Die Herbstanwendungen sind aber ein wichtiger Baustein im Resistenzmanagement und sorgen damit für die Entlastung der blattaktiven Wirkstoffe.
Für eine gute Herbizidwirkung über den Boden ist neben der Bodenfeuchte ein feinkrümeliges abgesetztes Saatbett wichtige Voraussetzung. Die Bodenherbizide wirken über die Keimwurzel bzw. den Keimspross und müssen spätestens bis zum frühen Nachauflauf (die Fahrgassen lassen sich gerade so erahnen) des Getreides angewendet werden, um eine optimale Wirkung zu erzielen. Zum letzten Wochenende hin wurde noch einiges an Wintergerste gesät. Manche Bestände mit einem früheren Saattermin sind in ihrer Entwicklung aber auch schon weiter.
Für die Ackerfuchsschwanzbekämpfung stehen im Herbst u.a. die bodenaktiven Wirkstoffe Flufenacet, Diflufenican und Aclonifen zur Verfügung, enthalten in Packs, kombiniert mit weiteren Wirkstoffen oder im Falle von Flufenacet auch solo. Informationen zu den einzelnen Präparaten können dem Merkblatt „Integrierter Pflanzenschutz 2023 – Ackerbau und Grünland“, auf den Seiten 48-51 entnommen werden.
Seit dem letzten Jahr vertrieben werden das Mateno Flexi Set mit etwas geringeren Aufwandmengen als das Mateno Forte Set sowie das Quirinius Forte Set. Herold SC, Battle Delta sowie Carpatus SC und Broadcast (aus Broadcast Duo) kombinieren die Wirkstoffe Flufenacet und Diflufenican. Fence, Franzi, Sunfire sowie Cadou SC und Bakata enthalten Flufenacet solo in unterschiedlichen Wirkstoffmengen. Zugaben von Diflufenican, Pendimethalin oder Prosulfocarb erhöhen die Ackerfuchsschwanzwirkung. Allerdings kann in Abhängigkeit der Witterung und Aufwandmeng die Kulturverträglichkeit in Form von Aufhellungen oder Verfärbungen etwas leiden. Bitte beachten Sie die Auflagen und Anwendungsbestimmungen der eingesetzten Mittel!
Die Wirkstoffe Pendimethalin (z.B. Stomp Aqua, Malibu, Agolin (aus Cadou Pro), Activus SC, Trinity) und Prosulfocarb (Boxer, Jura) dürfen nur mit Düsen der Abdriftminderungsklasse 90%, mindestens 300 l/ha Wasser, einer Fahrgeschwindigkeit von max. 7,5 km/h und bei max. 3 m/s Wind eingesetzt werden (NT145, NT146, NT170). Die Anwendungsbestimmungen sind auf der gesamten Fläche einzuhalten!
Achten Sie beim Einsatz von Chlortoluron-haltigen Präparaten auf die Sortenverträglichkeit und den Grundwasserschutz. Carmina 640 und Lentipur 700 dürfen u.a. nicht auf drainierten Flächen eingesetzt werden.
Zudem gilt es, bei den Herbst-Herbizidanwendungen Gewässerabstands-, Hangneigungs- sowie Drainage- und Bodenartauflagen zu beachten. Die Gebrauchsanleitung gibt hier genau Auskunft. Bitte lesen Sie die diese aufmerksam durch! Darüber hinaus können Sie sich im Merkblatt „Integrierter Pflanzenschutz 2023 - Ackerbau und Grünland“, Seite 48 f einen ersten Überblick über Auflagen und Anwendungsbestimmungen verschaffen.
Die Herbstbehandlung ist neben einem späteren Saattermin eine wichtige Maßnahme, um neben dem Unkraut-, vor allem dem Ungrasdruck zu begegnen. Dies gilt für alle Getreidearten, auch dem Weizen. Bitte beachten Sie in diesem Zusammenhang aber, dass nicht alle Mittel in allen Getreidearten zugelassen sind bzw. unterschiedliche Aufwandmengen hinterlegt sind.
Praxistipp: Nutzen Sie die Möglichkeit der mechanischen Unkrautbekämpfung. Das könnte dieses Jahr eine echte Alternative sein.