Wintergetreide – Wachstumsreglermarkt mittlerweile unübersichtlich
Gewitter, Starkregen oder Sturm sind höhere Gewalt. Wenn sie so, wie in der letzten Woche besonders kräftig ausfallen, dann hat kaum ein Getreidebestand die Chance stehen zu bleiben.
Wichtige Informationen aus dem Landkreis Göppingen vom 21.04.2022
T. Kielmann, renommierter, amtlicher Pflanzschutzberater am Landwirtschaftsamt in Göppingen berichtet, dass sich im Überblick über den Landkreis Wintergerste im Entwicklungsstand sehr unterschiedlich präsentiert. Die sehr frühen Bestände sind schon über 1-2 Knotenstadium (BBCH 31/32) hinaus, die späten Bestände kommen erst noch in dieses Stadium.
In BBCH 31/32 ist eine Wachstumsreglermaßnahme am effektivsten. Wüchsiges, warmes Wetter ist Voraussetzung für eine ordentliche Wirkung der Einkürzungsmaßnahme. Ob eine Maßnahme notwendig ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab, unter anderen der Wasser- und Nährstoffversorgung (Gülledüngung?), Bestandesdichte sowie Lagerneigung der Sorte. In standfesten Sorten und nicht zu dichten und nicht zu stark überversorgten Beständen kann unter Umständen auch auf einen Wachstumsregler verzichtet werden. Wer üppige, aber gesunde, Bestände hat und auf Nummer sichergehen will, kann jetzt auch solo mit Wachstumsregler fahren.
Praxistipps: Bei zweizeiliger Gerste ca. 0,4 – 0,5 Liter/ha Moddus oder Countdown NT oder Calma oder ein anderes trinexapac-haltiges Produkt (bei mehrzeiligen ca. 0,5 bis 0,6 Liter/ha). Prodax ca. 0,5 bis 0,6 kg/ha oder Fabulis OD ca. 1,2 bis 1,3 Liter/ha. In gesunden Beständen kann man mit dem Fungizid auf eine Einmalbehandlung zum Erscheinen des Fahnenblattes warten. Im vorderen Bereich empfiehlt sich der Einsatz Input Classic
Bei Wintertriticale verhält es sich im Prinzip wie in der Wintergerste, wobei hier in der Regel in BBCH 31/32 schon eine Wachstumsreglermaßnahme gefahren werden sollte. In gesunden Beständen kann dies auch ohne Fungizid sein. Mittel der Wahl sind auch hier beispielsweise trinexapac-haltige Mittel mit einem Aufwand von ca. 0,4 Liter/ha in Mischung mit einem CCC-haltigen Produkt 0,4 bis 0,5 Liter/ha, Prodax 0,4 bis 0,5 kg/ha oder 1,2 bis 1,3 Liter/ha Fabulis OD.
Auch die frühen Winterweizen-Bestände kommen demnächst in das 1-2 Knotenstadium. In gesunden Beständen kann eventuell eine Einmalbehandlung auf das möglichst voll entwickelte Fahnenblatt durchgeführt werden. Wer in lageranfälligen Sorten vorher die Standfestigkeit absichern will, sollte dies im 1-2 Knoten Stadium mit beispielsweise ca. 0,3 CCC + 0,3 Moddus/Countdown, 0,5 Prodax oder 1,0 Fabulis OD tun. ACHTUNG: Es gibt CCC-Produkte mit Zulassung bis BBCH 31, über BBCH 32 bis zu BBCH 41 mit Manipulator.
Praxistipps: Die Ausbringung s kann dann je nach Infektionssituation mit oder ohne Fungizid erfolgen. Im vorderen Bereich empfehlen sich z.B. Input Classic oder Triple, Ampera, Revystar + Flexity, Balaya oder Unix Top. Für die Fahnenblatt-/Ährenbehandlung eignen sich z.B. Elatus Era (+ Sympara), Vastimo, Ascra Xpro, Gigant oder Revytrex (+ Comet).
In Dinkel muss CCC aus Zulassungsgründen durch Manipulator ersetzt werden.
Der Wachstumsreglermarkt ist mittlerweile sehr unübersichtlich geworden. Die unterschiedlichen Zulassungen (Kultur, EC-Stadien, Aufwandmengen, …) der einzelnen Mittel müssen zwingend beachtet werden. Die Aufwandmengen sind von verschiedenen Faktoren abhängig. In Tankmischung mit einem Fungizid sollten bei warmem Wetter mit viel Strahlungsintensität die Aufwandmengen der Wachstums-regler etwas reduziert werden, da hier die Einkürzungsleistung verstärkt wird.
So lässt sich die Aufwandmenge Wachstumsregler steuern
Aufwandmenge abhängig von | Aufwandmenge hoch | Aufwandmenge niedrig |
Lagerneigung der Sorte | hoch | gering |
Anwendungszeitpunkt | früh | spät |
Bodenart | schwer | leicht |
N-Versorgung | hoch | niedrig |
Wasserversorgung | gut | schlecht |
bei Tankmischungen mit Fungiziden | nein | ja |
Temperatur zum Zeitpunkt der Behandlung | niedrig | hoch |