Winterraps – Wachstumsregler- und Fungizideinsatz koppeln?
Wichtige Informationen vom LTZ Augustenberg vom 09.03.2022
In schon sehr weit entwickelten Beständen ist das Lagerrisiko nach dem milden Winter grundsätzlich höher. Momentan gilt: Kein Einsatz bei nächtlicher Frostgefahr!
Wichtig ist es das Lagerrisiko der angebauten Sorte zu kennen. Im Allgemeinen sind die neueren Sorten in der Standfestigkeit deutlich besser zu bewerten, weil sie vornerein schon kürzer sind als die älteren Sorten. Auch die Aussaatmenge und der aktuelle Stand der vegetativen Entwicklung sind entscheidende Faktoren mit denen der Wachstumsreglereinsatz geht oder fällt. Hier gilt der Richtwert: Bei zum jetzigen Zeitpunkt schon ca. 50 Pflanzen pro Quadratmeter ist das zu erwartende Lagerrisiko deutlich kritischer einzuschätzen als bei der Hälfte der genannten Anzahl. Solche besonders Lagergefährdete Bestände müssen in der Regel auch stärker eingekürzt werden.
Momentan schön zu erkennen ist bei den so langsam aus dem Winter kommenden Beständen der witterungsbedingte winterliche Blattverlust. Da der Winter ja bekanntermaßen sehr mild war kann jetzt davon ausgegangen werden, dass das Lagerrisiko in dichten und besonders üppige Beständen mit wenig Blattverlusten höher einzuschätzen ist als in derzeit lückigen Bestände oder Spätsaatflächen.
Der Einfluss von Krankheiten wie Phoma und Botrytis spielt in diesem Jahr derzeit wohl eine eher untergeordnete Rolle bei der Entscheidung Behandlung notwendig „ja“ oder „nein“. Eine Behandlung ist nur dann zwingend notwendig, wenn unter der ersten Stängel/Blattverzweigung der Pflanzen bereits erster Phomabefall zu erkennen ist. Die Befallsausprägung sollte letztendlich so stark sein, dass eine komplette Vermorschung des Stängels zu erwarten ist.
Alle bisherigen, witterungsbedingten Parameter sprechen momentan noch gegen eine Anwendung. Sollten aber in besonders weit entwickelten Beständen zum jetzigen Zeitpunkt erste Frostschäden erkennbar sein ist die Gefahr des Lagerrisikos selbstverständlich ähnlich erhöht wie der spätere Befall mit Pilzkrankheiten. In diesem Fall ist die Durchführung einer gezielten Maßnahme - bei strategisch angepasster Mittelwahl - sinnvoll.
Grundsätzlich gilt: In sehr dichten und wüchsigen Beständen und in Verbindung mit einer weniger standfesten Sorte sollte wirkungsspezifisch unbedingt eine gesplittete Wachstumsreglerausbringung ins Auge gefasst werden. Lagergefährdete Bestände müssen stärker eingekürzt werden als normale Bestände. Die Einkürzung hält ca. 2-3 Wochen an, dann streckt sich der Raps wieder. Keine Behandlung bei Frostgefahr!
Achtung: Wird die Wachstumsreglergabe aufgrund der Befallssituation mit der Insektizidanwendung kombiniert ist die zwingende Einhaltung der Bienenschutzauflagen zu beachten die sich u.U. durch die Tankmischung ergeben. Der letztjährige Phomabefall hielt sich landesweit in Grenzen, so dass der gezielt und spezifisch wirkende Mitteleinsatz derzeit eigentlich nur auf Flächen mit hohem Phomabesatz und auf Rapsfolgeflächen in Frage kommt.
Praxistipp für weit entwickelte Bestände: Wenn die Rapspflanzen jetzt schon einen ca. 20 cm langen Spross und/oder mehr als 10 Blätter haben kann jetzt eingekürzt werden. In solchen Beständen bietet es sich an bei der Mittelwahl neben wachstumsregulatorischen Aspekten auch die Fungizidleistung vor allem dann in den Vordergrund zu rücken, wenn es sich - wie oben beschrieben - um besonders befallsgefährdete Schläge handelt.
Mittel oder Kombinationen der Wahl für diesen Fall sind: Carax+Tilmor (0,4+0,6 Liter/ha) oder Carax+Efilor (0,35+0,45 Liter/ha).
Praxistipp für schwach entwickelte Bestände: Primäres Ziel der Maßnahme ist es die Verzweigung der Pflanzen weiter zu fördern und die Bildung von Seitentriebe anzuregen. Die Pflanzen sollten zum Zeitpunkt der Behandlung ungefähr 10 bis 15 cm lang sein. Dann ist der optimale Zeitpunkt erreicht.
Mittel der Wahl sind Carax mit einer Aufwandmenge von 0,4 Liter/ha oder Tilmor (0,6 Liter/ha). Zudem bietet sich der Einsatz von 1,0 Liter/ha Efilor ebenso an wie Tebucur 250 EW mit 1,0 bis- 1,5 Liter pro Hektar. Hier kann das Mittel mit der höchsten Preisvorzüglichkeit den Vorzug bekommen.