Ackerbau – Ausfallsamenmanagement bei Flächen mit hohem Ackerfuchsschwanzbesatz

Wichtige Informationen vom Regierungspräsidium Stuttgart vom 03.07.2025

 

Im vergangenen Herbst wurde Gerste und Weizen vielfach später gesät, was auf vielen Standorten zu einem geringeren Besatz an Ackerfuchsschwanz geführt. Das hat deutlich gezeigt, dass durch eine spätere Aussaat, nach Möglichkeit noch in Verbindung mit einem falsches Saatbett, der Besatz deutlich reduziert werden kann. Auf klassischen Problemstandorten (tonigen Böden, hoher Anteil an Winterungen in der Fruchtfolge) kam es trotzdem vielfach zu einer starken Verungrasung mit Ackerfuchsschwanzaufkommen. Nun stellt sich die Frage, wie mit solchen Flächen nach der Gersten- und Weizenernte umgangen werden soll. 

Ziel der weiteren Flächenbewirtschaftung sollte in jedem Fall sein, einen möglichst hohen Anteil der neu ausgefallenen Ackerfuchsschwanzsamen vor der Etablierung der Folgekultur zum Keimen zu bringen. Ackerfuchsschwanz erreicht die Samenreife je nach Höhenlage und Witterung in der Regel in den Monaten Juni bis Juli. Dieser Zeitraum kann sich auch verlängern, wenn die Ackerfuchsschwanzpflanzen stark bestockt sind, da dann die Samenreife auf die Nebentriebe zeitlich verzögert erreicht wird. 

Vor und während der Getreideernte ausgefallene Ackerfuchsschwanzsamen besitzen zunächst eine Primäre Keimruhe, die durch Dunkelheit (z. B. Einsatz von Grubber, Scheibenegge, Pflug) in eine Sekundäre Keimruhe übergehen kann. Grundsätzlich gilt, dass je tiefer die Samen vergraben werden, desto länger die Sekundäre Keimruhe ist. Das Ziel des Ausfallsamenmangements sollte sein, bei ausgefallenen Ackerfuchsschwanzsamen den Übergang in die Sekundäre Keimruhe zu verhindern. 

Die Primäre Keimruhe schwankt üblicherweise zwischen null und acht Wochen. Neben genetischen Einflüssen ist die Dauer der Primären Keimruhe abhängig von den Temperaturen, die im Zeitraum Blüte bis Samenreife herrschen. Hier gilt, je wärmer es also in dieser Phase ist, umso kürzer ist die Primäre Keimruhe. Kältere Temperarturen (< 20°C) führen tendenziell zu einer längeren Primären Keimruhe.

Größere Temperaturschwankungen im Zeitraum Blüte bis Samenreife können dazu führen, dass Ackerfuchsschwanzsamen unterschiedlich lange Primäre Keimruhen haben und daher mit zeitlichem Versatz über mehrere Wochen keimen. Oberflächlich liegende Ackerfuchsschwanzsamen können auch gefressen werden oder verrotten. 

Auf Ackerfuchsschwanzproblemstandorten sollte daher geprüft werden, ob das übliche Nacherntemanagement, welches in der Regel hauptsächlich der Beseitigung von Ausfallgetreide dient, angepasst werden kann.

Bei Ackerfuchsschwanzproblemen sollte das Stroh nach Möglichkeit abgefahren werden, da unter dicken Strohmatten die Keimung der Ackerfuchsschwanzsamen wegen Lichtmangel erschwert wird. Anstelle der traditionell flachen Bodenbearbeitung mit Scheibenegge oder Grubber, welche Ackerfuchsschwanzsamen zu tief vergraben, sollten die Getreidestoppeln mit einem Striegel mehrfach sehr flach bearbeitet werden und damit eine Bedeckung der Samen mit Erde verhindert werden. Ist der Boden zwischen den Striegelgängen ausreichend feucht, laufen erste Ackerfuchsschwanzpflanzen innerhalb von etwa drei bis fünf Wochen auf. Ist die Primäre Keimruhe aufgrund kühler Temperaturen länger, kann sich der Prozess nach hinten verschieben und auch über einen mehrere Wochen ziehen, wodurch sich auch die anschließende Grundbodenbearbeitung, Saatbettbereitung und Aussaat verschieben.

Letztlich bleibt es eine einzelbetriebliche und flächenspezifische Entscheidung. Der vorgeschlagene Ansatz in Bezug auf das Ausfallsamenmanagement zielt auch lediglich auf neu ausgefallene Ackerfuchsschwanzsamen ab. Bereits vorhandene Samen im Boden aus Vorjahren können bei der Saatbettbereitung und Aussaat im Herbst unabhängig davon keimen. Langjährige Erfahrungen auf Problemstandorten zeigen in jedem Fall, dass zugelassene chemische Lösungen immer häufiger nicht mehr ausreichen, sondern durch weitere Komponenten wie ein angepasstes Ausfallsamenmanagement, falsches Saatbett vor der Aussaat, spätere Aussaat von Wintergetreide, Blindstriegeln im Vorauflauf, Einbau von Sommerungen oder Kleegras (Weidelgras nicht zur Samenreife kommen lassen) in die Fruchtfolge unterstützt werden müssen. 

 

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