Weihnachten – 2025
Wichtige Informationen aus dem Main-Tauber-Kreis vom 23.12.2025 -
Liebe Bäuerinnen und Bauern,
wieder geht ein bewegtes Jahr zu Ende. Es ist Zeit für Rückblick und Ausblick.
Der aktuelle Werbespruch eines großen Discounters lautet: „Wir machen Lebensmittel wieder günstig“. Was dem Verbraucher gefallen mag, treibt uns Landwirten die Zornesröte ins Gesicht. Haben wir da etwas verpasst? Gingen vor einigen Jahren die Erzeugerpreise erfreulicherweise nach oben, so sind diese innerhalb der letzten 2 Jahren wieder auf ihr regulatorisch, niedriges Niveau gefallen. Wir produzieren wieder weiter zu Marktpreisen wie vor Jahrzenten - jedoch mit merklich gestiegenen Kosten. Im Handel waren viele Lebensmittel trotzdem deutlich teurer. Hierdurch wird klar, dass es die Gemeinkosten (Arbeit, Energie) und die Marge sind, welche einen Preissprung befördern, nicht der Erzeugerpreis.
Die Marktstellung der Landwirtschaft ist in der Wertschöpfungskette leider zu schwach. Es laufen wieder Verhandlungen mit den großen Handelsketten und in vielen Bereichen wie Milch und Fleisch meist mit dem Ziel, die Märkte und Mengen auf ein günstigeres Niveau zu senken. Butter im Angebot gibt es bei den Discountern wieder zu 99 Cent. In der Tierhaltung wird gleichzeitig die Einhaltung tierfreundlicher Haltungsstufen gefordert. Bei sinkenden Erzeugerpreisen ist dies für die Praxis kaum noch umsetzbar. Erste Demonstrationen vor der Lidl-Zentrale fanden bereits statt. Auch in der neuen Bundesregierung gibt es keine Anzeichen der Förderung zukünftige Tierhaltung, damit Investitionen kalkulierbarer werden. Lediglich einzelne Segmente wie Rindfleisch oder Geflügel überzeugen mit guten Erzeugerpreisen. Auch im Weinbau herrscht absolute Katerstimmung. Betriebswirtschaftlich zeigen sich die Grenzen im Ackerbau. Die Düngerpreise klettern wieder. Leider verharren die festen Kosten, wie vor allem die Pachten, auf hohem Niveau. Hier fließt viel zu viel Geld aus der Landwirtschaft ab. Dadurch leidet die Rentabilität der Betriebe. Dieser eine Hebel ist nicht marktgemacht! Der Einzige, über den die Landwirtschaft wirklich ganz alleine entscheidet!
Pflanzenbaulich war im Getreide rückblickend ein ruhiges Jahr. Die Bestände sind blattgesund aufgewachsen mit wenigen extremen Wetterlagen. Der Erntestart war wieder etwas früher. Die folgende Regenphase verursachte in Weizen und Braugerste erhebliche Qualitätseinbußen, was dann leider zu geringeren Auszahlungspreisen führte. Die Herausforderungen auf den Agrarmärkten werden in diesem Umfeld weiter schwierig bleiben. Dies sollte bei größeren Entscheidungen der betrieblichen Weiterentwicklung gut durchdacht werden.
Die Technik in der Landwirtschaft wird immer rationalisierter und digitaler. Auf einigen Flächen im Landkreis erledigen inzwischen schon mehrjährig Feldroboter Aussaat und Pflege. Jeder neue Schlepper fährt auf dem Feld autonom und Sensoren übernehmen viele technische Einstellungen. Digitale Karten unterstützen bei den ausgebrachten Dünge- und Pflanzenschutzmengen. Dadurch werden Einsparungen an Betriebsmitteln möglich. Mit Hilfe der „Künstlichen Intelligenz“ (KI) lassen sich hier noch sehr viele Parameter selbstständig steuern und es ist weiter mit erheblichen Neuerungen zu rechnen. Aber den Mensch - den Landwirt - braucht es weiterhin, der mit wachsamem Auge die Technik im Blick hat und den Bezug zum Boden nicht verliert.
Den Klimawandel spüren wir durch Wetteränderungen. Feuchte und kühle Winter mit wenig Frost und im Sommer mit starken Gewitterniederschlägen. Die Landwirtschaft, als einer der ersten Wirtschaftszweige, muss mit diesen Veränderungen klar kommen. Beinahe jede Ortschaft im Landkreis hat in den vergangenen Jahren Starkregenereignisse mit Schäden und erheblicher Erosion im Frühsommer erlebt. Fast ausschließlich waren dabei Reihenkulturen wie Mais, Rüben und Sonnenblumen betroffen. Mit dem erodierten feinen Oberboden geht die Grundlage der Ertragsfähigkeit unserer Böden verloren. Hier sollten neben baulichen Veränderungen auch agrarstrukturelle Verbesserungen umgesetzt werden. Wir möchten Sie ermuntern auf ihrem Standort erosionsmindernde Maßnahmen anzugehen und auszuprobieren. Vorne an stehen hier bekannte Herangehensweisen wie: Mulchsaat, Untersaaten, Erosionsschutzstreifen, kleinteilige Bewirtschaftung quer zum Hang und Winterkulturen. Es gibt keine Patentrezepte! Versuchen Sie trotzdem eine standortgerechte Anpassung in der Bewirtschaftung.
In den Zuckerrüben gab es heuer eine kleine Verschnaufpause. Nach 2 Jahren mit erheblichen Schäden durch Stolbur und SBR, zahlten sich dieses Jahr die getroffenen Maßnahmen aus. Haupteffekt für die guten Erträge, bei unterdurchschnittlichem Zuckergehalt, war vermutlich der feuchte Sommer und die Niederschläge ab September. Auch der Einsatz der Insektizide trug wohl zur verringerten Zikadenpopulation und Infektionen bei. Aber auch der Zuckermarkt läuft schwach und der Anbauumfang soll verringert werden.
Blickt man auf die Land- und Ernährungswirtschaft blickt man meist verhalten-skeptisch auf die zukünftige Entwicklung. Nichtsdestotrotz sollten wir uns auch die guten Seiten immer wieder vor Augen führen. Nur wenige Berufe sind so vielseitig und abwechslungsreich. Lebensmittel braucht die Menschheit auch im digitalen Zeitalter. Dabei ist ein angemessener Selbstversorgungsgrad einer der ganz wenigen Punkte der politisch nicht in Abrede gestellt wird. Spätestens in der nächsten Krise besinnt man sich darauf schnell wieder zurück.
Bleiben Sie zuversichtlich!
Ihr Team des Pflanzenbaues am Landwirtschaftsamt
T. Bender, U. Helmich, C. Nanz, B. Engert und D. Silberzahn