Getreide – Vorüberlegungen zum Wachstumsreglereinsatz

Wichtige Informationen aus dem Rems-Murr-Kreis vom 07.04.2025
„Im Folgenden zu Ihrer Information ein Überblick wie sich die einzelnen Wirkstoffe auf das Pflanzenwachstum auswirken und welche Witterungsbedingungen wichtig sind,“ so die langjährig renommierte, amtliche Pflanzenschutzexpertin und Beraterin A. Bäuerle aus dem Rems-Murr-Kreis im Vorfeld ihrer Empfehlungen zum Wachstumsreglereinsatz.
Chlormequat | z.B. CCC 720, Stabilan 720, Manipulator, Shortcut, Regulator 720, … | Sonnenschein >7°C bedeckter Himmel >10°C |
= Früher Einsatz bei geringer Pflanzendichte (Anregung Bestockung), hemmen Längenwachstum (Giberelline), verstärken Halmwand, fördern Nebentriebe, als Folge ergibt sich ein einheitlicheres Aussehen. | ||
Trinexapac | z.B. Calma, Countdown NT, Modan 250 EC, Flexa, Moddus, Moddevo (Einsatz auch bei tiefere Temperaturen möglich), Modolan DV, Moxa, Terplex, Stemper ,… | mind. 12°C (Sonne) |
= Einsatz in der frühen Schossphase (BBCH 31/32), hemmen Pflanzenhormone später, verkürzen Abschnitte zwischen den Knoten, regen Wurzelbildung an, gleichmäßige Wirkung auf Haupt- und Nebentrieb, als Folge Aussehen wie unbehandelt. | ||
Prohexadion | z.B. Fabulis OD | mind. 12°C (Sonne) und wüchsige Bedingungen |
= Wirkung ähnlich wie Trinexapac | ||
Mepiquat + Prohexadion | z.B. Medax Top (+Turbo) | mind. 12°C (Sonne) |
= Mepiquat wirkt früh auf die Pflanzenhormone, verkürzt die Länge und verstärkt die Wand des Halms, Haupttrieb wird gehemmt, Nebentrieb gefördert. Prohexadion wirkt etwas später und bringt die stärkste Einkürzung. | ||
Prohexadion + Trinexapac | z.B. Prodax | mind. 12°C (Sonne) |
= Beide Wirkstoffe verkürzen über einen längeren Zeitraum den Halm und erhöhen die Wanddicke stärkste Einkürzung. | ||
Ethephon | z.B. Camposan Top, Cerone 660, Orlicht Plus, Vitoval | mind. 14°C und wüchsige Bedingungen |
= Wirken über das Pflanzenhormon Ethylen, verkürzt die Halmlänge, die Halmwand wird nicht beeinflusst, hat positive Auswirkungen auf das Ährenknicken bei WG, auch späterer Einsatz möglich. |
Grundsätzlich gilt beim Einsatz von Wachstumsreglern:
- Lagerneigung nimmt zu von WW Triticale WG Dinkel/Winterroggen
- Nur wirklich dann einkürzen, wenn es tatsächlich notwendig ist, z.B. Lagerneigung der Sorte, sehr dichter Bestand, …
- Fingerspitzengefühl und Erfahrung nutzen, nur so viel einkürzen wie tatsächlich nötig, Mittelmenge entsprechend anpassen, eine zu starke Stauchung der Blattetagen erhöht die Krankheitsanfälligkeit
- Wachstumsregler wirken z.T. sehr unterschiedlich, ein Hin- und Herwechseln zwischen den Wirkstoffen ist oft nicht zielführend, Erfahrung sammeln und nutzen
- Typischer Einsatzzeitpunkt je nach Wirkstoff ist das Entwicklungsstadium BBCH 31/32 (Chlormequat früher/Ethephon später)
- BBCH 31 = 1. Knoten mind. 1 cm vom Bestockungsknoten entfernt
- BBCH 32 = 2. Knoten mind. 2 cm vom 1. Knoten entfernt
- Nicht bei Frost oder hohen Temperaturen
- In einer aktiven Wachstumsphase einsetzen
- Nicht bei Trockenstress
- Zu später Einsatz macht Getreidepflanzen anfällig für Krankheiten
- Nicht mehr ab Ährenschieben (Ähre kann steckenbleiben),
- Mischung von Wachstumsreglern mit anderen PSM fördern Unverträglichkeiten (Herstellerangaben beachten),
- Bei Mischung mit Fungiziden kommt es zu einer Wirkungsverstärkung Menge reduzieren
- Fungizidzugabe nur, wenn es das Krankheitsgeschehen wirklich notwendig macht!!!
Praxistipp: Weitere Infos zum Einsatz eines Wachstumsreglers und zur Zulassung können dem gelben IP-Heft „Integrierter Pflanzenschutz 2025 – Ackerbau und Grünland“ ab S. 43 entnommen werden.
Im Rahmen der Umsetzung von IPSplus in Schutzgebieten, ist der Verzicht auf den Wachs- tumsreglereinsatz eine mögliche Wahlmaßnahme im Getreide (A 4.4w „Verzicht auf Wachstumsregler).