Kartoffeln – Vorsicht: Krautfäule und Käfer!
Wichtige Informationen des Kreislandwirtschaftsamts am LRA Reutlingen vom 18.07.2025
„Inzwischen wurden sowohl im Albvorland wie auch auf der Albhochfläche Schilf-Glasflügelzikaden in Kartoffeln gefangen,“ so P. Schmelcher und C. Schrade vom Landwirtschaftsamt Münsingen im Landkreis Reutlingen in ihrem heutigen Bericht den die beiden ausgewiesenen Pflanzenschutz- und Anbauexperten mit dem wichtigen Hinweis versehen: „Unsere Kartoffelflächen geraten jetzt leider auch noch unter zusätzlichen Druck.“
Kartoffel-Krautfäule - Bis letzte Woche herrschten im Beratungsgebiet sehr hohe Temperaturen ohne Niederschläge. Aufgrund dessen waren die Krautfäuleinfektionen bislang gering. Nun hat sich die Wetterlage ein Stück weit umgestellt mit mehreren Niederschlägen und niedrigeren Temperaturen. Prognosemodelle zeigen, dass der Druck des Krautfäulepilzes (Phytophthora infestans) in den kommenden Tagen steigen wird. Zudem liegt in einigen Beständen ein höherer Alternariabefall vor, so dass mit einer Mischinfektion zu rechnen ist. Im Kreisgebiet werden hauptsächlich kleine Kartoffelschläge angelegt, daher erfolgen nur Empfehlungen für Gebinde mit kleineren Packungsgrößen.
Möglich sind:
0,25 Liter/ha - Zorvec Entecta (max. 3 Anwendungen, als 1 l-Pack erhältlich) oder
0,6 Liter/ha - Revus Top (max. 3 Anwendungen, als 1-Liter Pack erhältlich, kann auch zur Alternariabekämpfung eingesetzt werden) oder
0,5 Liter/ha - Ranman Top (max. 6 Anwendungen, als 1-Liter Pack erhältlich
Praxistipp: Beachten Sie, dass eine Kombination zur Krautfäule- bzw. Alternariabekämpfung mit den Mitteln Revus Top, Belanty und Narita XL mit Mospilan SG, Danjiri und Carnadine 200 zu einer Änderung der Einstufung der Bienengefährlichkeit hin zu B1 führt!
Kartoffelkäfer - Ende Juni war ein starkes Auftreten von Kartoffelkäfern zu verzeichnen. Die Insektizidbehandlungen haben bislang gut gewirkt. Eventuell kann eine weitere Behandlung notwendig werden. Beachten Sie die Schadschwelle von 10 kleinen Larven je Pflanze. Wichtig ist eine Bekämpfung im frühen Larvenstadium. Es sollte mit 600 Liter/ha Wasser gefahren werden, um eine gute Benetzung der Blätter zu erreichen. Gegen Pyrethroide wie z.B. Karate Zeon bestehen oftmals Resistenzen.
Möglich sind:
60 ml/ha - Coragen (max. 2 Anwendungen; 14 Tage Abstand zwischen den Anwendungen) oder
125 ml/ha - Carnadine 200 (max. 1 Anwendung) oder
125 g/ha - Mospilan/Danjiri (max. 2 Anwendungen; 14 Tage Abstand zwischen den Anwendungen) oder
2,5 Liter/ha Neem Azal TS (max. 2 Anwendungen; 7 Tage Abstand zwischen den Anwendungen)
Neem Azal ist auch im Biobereich zugelassen. Die Mittelkosten je ha sind sehr hoch. Keine Anwendung bei Temperaturen über 20C°. Eine Anwendung sollte in den Morgen- oder Abendstunden erfolgen, am besten bei bedecktem Himmel, auf keinem Fall bei prallem Sonnenschein! Die Anwendung muss früh bei Auftreten der ersten Larven erfolgen, weiter entwickelte Larven werden nur unzureichend bekämpft.
Praxistipp: Beachten Sie, insbesondere hinsichtlich der Zikadenbekämpfung, dass Sie die maximal mögliche Anzahl der Anwendungen je Pflanzenschutzmittel nicht überschreiten!
IPS-Plus – Spritzfenster - Denken Sie daran, dass pro Bewirtschaftungseinheit ein Spritzfenster angelegt werden muss. Dieses muss mindestens 10 m lang und 5 m breit und mit Stäben markiert sein.