Winterraps – Erfolg will gelenkt sein

Wichtige Informationen aus dem Landkreis Göppingen vom 14.08.2025
Noch läuft in Teilen des Landkreises die Ernte. „Bis zur Rapsaussaat ist es noch ein bisschen hin, aber dennoch wollen wir uns frühzeitig Gedanken machen wie Sie vorgehen und ggf. Mittel bestellen können,“ so T. Kielmann, renommierter, amtlicher Pflanzschutzberater am Landwirtschaftsamt in Göppingen. Was das heißt beschreibt der Göppinger Experte ausführlich.
Ein gut abgesetztes, feinkrümeliges Saatbett mit sorgfältiger Stroheinarbeitung ist Voraussetzung für ein optimales Keimen und gleichmäßiges Auflaufen des Rapses. Die Bodenbearbeitung sollte so erfolgen, dass Strukturschäden ausgeschlossen sind. Ein rückverfestigtes Saatbett vermindert zudem den Schneckenbefall. Im Zeitraum von der Saat bis zum Auflaufen des Rapses muss dringend auf Schneckenbefall kontrolliert werden. Bei Bedarf sollte sofort gehandelt werden. Es stehen Metaldehydhaltige Schneckenkörner (z.B. Metarex Inov, Limares Techno, Mollustop, Arinex) oder Eisen-III-Phosphathaltige Präparate, wie das neue Ironmax Pro, Ferrex oder Sluxx HP, zur Verfügung.
Achtung: IPS+ in den bekannten Schutzgebieten schreibt eine Überwachung der Schädlinge vor. Eine Randbehandlung mit Schneckenkorn kann auch ohne Überwachen erfolgen. Beachten Sie, dass Geräte mit denen Schneckenkörner ausgebracht werden, mittlerweile auch eine TÜV-Prüfplakette benötigen. Sprechen Sie Ihre Werkstatt, die auch Ihre Feldspritzen kontrolliert, darauf an.
Herbizideinsatz - Bei der Unkrautbekämpfung kann auf bewährte Mittel (mit Metazachlor) im Vor- bzw. frühen Nachauflauf (0 bis 7 Tage nach der Saat) zurückgegriffen werden. Hier ein paar konkrete Beispiele dazu: Butisan Gold (2,5 Liter/ha), Torso (3,5 Liter/ha), Fuego Top (2,0 Liter/ha) oder der Runway Kombi Pack (0,2 Liter/ha Runway + 2,5 Liter/ha Butisan Kombi).
Für eine gute Wirkung muss der Boden feucht, das Saatbett gut abgesetzt und feinkrümelig sein. Der Runway-Kombi Pack kann bei Bedarf auch gesplittet werden: Butisan Kombi im Vorauflauf vorgelegt und Runway als Spritzfolge im 3- bis 5- Blattstadium des Rapses nachgelegt werden. Vorteil der Splittingvariante ist eine bessere Klettenwirkung, wohingegen die Wirkung gegen Stiefmütterchen etwas besser ist, wenn beide Mittel zusammen zum frühen Termin gefahren werden. Zu beachten sind neben den normalen Anwendungsbestimmungen und den jeweiligen Gebrauchsanleitungen der eingesetzten Mittel insbesondere die Auflagen NG 349/350 („auf derselben Fläche keine Anwendung von Pflanzenschutzmittel mit dem Wirkstoff Aminopyralid (NG 349) und Clopyralid (NG 350) im folgenden Kalenderjahr“). Wenn also auf einer Fläche Runway im Herbst gespritzt wurde, darf im Frühjahr kein Einsatz von Korvetto, Effigo oder Lontrel 720 SG erfolgen; auch dürfen z.B. Duanti oder Ariane C in der Folgekultur Getreide nicht zur Anwendung kommen. Zudem ist zu beachten, dass innerhalb von 3 Jahren die maximale Aufwandmenge – je nach Pflanzenschutzmittel – von 750 g bzw. 1000 g Metazachlor pro Hektar auf derselben Fläche - auch in Kombination mit anderen diesen Wirkstoff enthaltenden Pflanzenschutzmitteln - nicht überschritten werden darf (NG346-1 bzw. NG346).
Als Metazachlorfreie Variante, Metazachlor wird leider vermehrt im Grundwasser gefunden, gibt es für den bewährten Belkar Power Pack (Belkar + Synero 30 SL) einen Nachfolger, nämlich bei der 1. Behandlung LaDiva und falls notwendig bei der 2. Behandlung Belkar. LaDiva ersetzt die bisherige Tankmischung aus Belkar + Synero. Die Anwendung im Nachauflauf sollte wie beim Vorgänger auch frühestens erfolgen, wenn der Raps mindestens im 2-Blattstadium ist (auch verzettelt aufgelaufene Pflanzen). Hier kein Agil-S, kein AHL und keine Quizalofop-P-ethylhaltigen Produkte wie z.B. Gramfix oder Targa Super (Ausnahme Panarex) zumischen. Select, Flua Power, Fusilade Max oder Panarex und ähnliche Gräsermittel sowie Insektizid und Bor sind möglich. Die zweite Anwendung sollte frühestens nach 14 Tagen im 6 bis 9- Blattstadium erfolgen. Mischungen mit Tilmor (max. 1,0 Liter/ha oder Folicur (max. 0,75 Liter/ha) oder Orius (max. 0,6 Liter/ha) oder Architect (max. 1,6 Liter/ha) sowie Insektizide und Bor sind möglich. Bei Unsicherheiten empfiehlt es sich vorab Rücksprache mit Corteva, Händler oder uns zu halten, um die Mischung zu prüfen. Die Anwendung von Fungiziden auf Metconazolbasis (z.B. Carax) im Herbst darf bei einer Anwendung von Belkar dann nicht erfolgen!
Diese Nachauflaufbehandlung ist durchaus auf Augenhöhe mit den bisherigen Standard-Anwendungen wie Butisan Gold oder Runway Kombi. Bei Trockenheit und einer größeren Mulchauflage dürfte diese (Blatt-) Variante den anderen (Boden-) Varianten klar überlegen sein. Unter Umständen wirkt die 1. Behandlung bereits so ausreichend, dass auf die 2. Behandlung mit Belkar verzichtet werden kann. Aber vermutlich ist bei Ehrenpreis, Stiefmütterchen und Vogelmiere eine Nachlage mit Belkar notwendig.
Ausfallgetreide, Ackerfuchsschwanz und andere Ungräser sollten frühestens ab dem 2-Blattstadium der kleinsten Gräser behandelt werden. Bei metabolischer Resistenz des Ackerfuchsschwanzes empfiehlt sich der Einsatz von Focus Ultra oder Select 240 EC (DIMs). Wenn der Druck nicht zu groß ist, kann diese Maßnahme eventuell mit der Einkürzung im 4- (bis 6-) Blattstadium des Raps zusammengefahren werden. Bei Resistenzproblemen sollte im Spätherbst nach Vegetationsende ein Propyzamidhaltiges Produkt (z.B. Kerb Flo oder Milestone) eingesetzt werden. Die Anwendung sollte dann erfolgen, wenn die Bodentemperatur unter 10°C gefallen ist, damit ein Abbau der Wirkstoffe durch Bodenorganismen verhindert wird. Cohort und Crawler dürfen nicht mehr angewendet werden.
Ganz wichtig ist das Thema Gewässerabstand, insbesondere bei Hangneigung: Alle Metazachlorhaltigen Mittel (Butisane oder Fuegos), aber auch Belkar oder Fox und einige andere, benötigen bei einer Hangneigung von über 2 % einen bewachsenen Randstreifen von mind. 20 m zwischen Ackerrand und Gewässerböschungsoberkante. Ohne diesen, darf der ganze Acker nicht mit diesem Mittel behandelt werden. LaDiva hat keine Hangneigungsauflage und darf bis 5 m zur Böschungsoberkante eingesetzt werden.
Ausnahme: Bei Mulch- oder Direktsaat wird die Hangneigungsauflage aufgehoben und es gilt der jeweilige Gewässerabstand je nach Abdriftminderungsklasse.
Praxistipps: Grundsätzlich sollten Sie alle Düsen und auch Dichtungen regelmäßig auf Verschleiß und Schäden überprüfen und dann auch regelmäßig erneuern. Tauschen Sie ihre alten bei Bedarf in neue abdriftmindernde Düsen (90% Abdriftminderung). Eine aktuelle Liste der verlustmindernden Geräte finden sie auf den Seiten des Julius-Kühn-Instituts oder in der Mitte der Broschüre Integrierter Pflanzenschutz 2025.
Insektizidanwendung - Aufgrund der zum Teil beschränkten Möglichkeiten (keine langanhaltende Wirkung) der Rapserdflohbekämpfung über die Beize kann nach Überschreiten der Schadensschwelle eine Flächenspritzung nötig werden. Es gelten folgende Schadensschwellen: Im frühen Zeitraum (bis 3-Blatt-Stadium des Rapses) Lochfraß größer als 10 % der Blattfläche an den Keim-/Laubblättern. Der Lochfraß wird durch die Erdfloh-Fänge in den Gelbschalen bestätigt. Stellen Sie frühzeitig, am besten direkt nach der Saat, Gelbschalen raus. In Schutzgebieten (Landschafts-, Vogelschutz- und FFH-Gebiet) gilt der IPS+. Hier ist das Überwachen der Rapsschädlinge mittels Gelbschalen und „Schneckenfolie“ (oder mit Sack, Holzbrett) Pflicht! Ebenso ist die Nutzung von Prognosemodellen oder des amtlichen Warndienstes verpflichtend. Der Zuflug kann bereits ab Ende August bis in den Oktober hinein stattfinden. Ab dem 4-Blatt-Stadium des Rapses liegt die Schadschwelle bei mehr als 50 Käfer in 3 Wochen pro Gelbschale. Bei Überschreiten des Bekämpfungsrichtwertes (BRW) ist ein Pyrethroid, bspw. Karate Zeon, Nexide (Abverkauf bis 30.09.2025, Anwendung bis 30.09.2026) oder Lamdex Forte einzusetzen. Es scheinen sich hier weitere Pyrethroid-Resistenzen auszubreiten, so dass das BVL auch 2025 wieder eine Notfallzulassung für die im Kalenderjahr einmalige Anwendung der Insektizide Exirel und Minecto Gold (beide Wirkstoff Cyantraniliprole) erteilt hat. Dieser Wirkstoff gehört zur Gruppe der Diamide und hat einen anderen Wirkungsmechanismus (IRAC 28) als die Pyrethroide. Er dringt in die Pflanze ein und wird mit dem Wasserstrom verteilt. Die Erdflöhe nehmen den Wirkstoff über Fraß- und auch durch Kontakt auf. Es werden sowohl die Käfer als auch ihre Larven in der Pflanze erfasst. Einsatz erst nach Ende des Zuflugs am sinnvollsten. Die Beizung mit Lumiposa (auch Cyantraniliprole) gilt hier nicht als Anwendung.
Ebenso hat das BVL für Mospilan SG (Wirkstoff Acetamiprid) eine Notfallzulassung bis zum 11. Dezember 2025 gegen Blattläuse im Raps erteilt. Es darf ab BBCH 14 (4. Laubblatt entfaltet) bis BBCH 55 (geschlossene Einzelblüten der Hauptinfloreszenz sichtbar) nach Erreichen von Schwellenwerten oder nach Warndienstaufruf einmalig gegen Blattläuse und deren Larven mit einem Aufwand von 250 g/ha in 200 bis 600 Liter Wasser/ha gespritzt werden. Die Wartezeit beträgt 28 Tage. Anwendungsbestimmungen zum Anwenderschutz, Gewässerschutz und Schutz des Naturhaushaltes sind zu beachten, insbesondere darf keine Anwendung auf drainierten Flächen erfolgen.