Zuckerrüben – Auf Blattkrankheiten achten
Nach Reihenschluss, meist ab Mitte Juni, werden die Zuckerrüben auf Blattkrankheiten kontrolliert. Die Infektionsgefahr für Cercospora-Blattflecken ist bei Temperaturen zwischen 25 und 35 °C und einer hohen Luftfeuchtigkeit über mehrere Stunden besonders hoch. Zudem zeigen langjährige Erfahrungen, dass der Infektionsdruck, stark von der Anbaudichte in einem Gebiet abhängt. In den intensiven Rübenanbaugebieten sind häufig drei Fungizidanwendungen notwendig, während in höher gelegenen Randlagen teilweise überhaupt keine Fungizidbehandlung notwendig ist.
Bei den fungiziden Wirkstoffen Difenoconazol (z.B. Amistar Gold, Score) und Mefentrifluconazol (z.B. Diadem) wurde bei Cercospora-Isolaten aus Süddeutschland teilweise bereits ein starker Shift zu weniger sensitiven Isolaten festgestellt. Das bedeutet, dass bei entsprechenden Pflanzenschutzmitteln je nach ggf. weiteren Wirkstoffen und örtlich vorherrschenden Cercospora-Isolaten gegebenenfalls mit verminderten Wirkungsgraden zu rechnen ist. Bei dem Wirkstoff Prothioconazol (z.B. Propulse) deuten die Untersuchungen darauf hin, dass hier noch durchweg eine sehr gute Wirkung gegeben ist, weshalb diesem Wirkstoff eine Schlüsselstellung in der Bekämpfung zukommt. In Gebieten mit hohem Cercospora-Druck sollte den Azolen ein Kupfer-Präparat („Multi-site-Inhibitoren", z.B. Funguran progress, Funguran progress, Yukon) beigemischt werden (sofern die Notfallzulassungen rechtzeitig kommen), um die Bildung von Resistenzen zu verhindern. Wichtig ist, dass Kupferpräparate nicht bei sehr trockener oder feuchter Witterung, bzw. vorhergesagtem Regen oder Taubildung angewendet werden. Auch bei intensiver Sonneneinstrahlung sind Verbrennungen möglich. Ideal ist eine Ausbringung am Nachmittag oder frühen Abend bei durchschnittlichen Temperaturen und bedecktem Himmel. Die Spritzmengen ist in jedem Fall so zu bemessen, dass Tropfenbildung und Ablagerungen vermieden werden. Im vorletzten Jahr 2023 gab es massive Schäden am Blattapparat durch ungünstig platzierte Kupferanwendungen, dies sollte unbedingt vermieden werden. Im Zweifelsfall den Hersteller kontaktieren und Beratung anfordern.
Grundsätzlich gilt bei Cercospora: Vorbeugen ist besser als Heilen. Weder die Kurativleistung noch die Wirkungsdauer (in Regelfall nicht mehr als 3 Wochen, teilweise deutlich kürzer) der Fungizide darf überschätzt werden. Sowohl Südzucker als auch der Pflanzenschutzdienst an den Landratsämtern informieren regelmäßig über die Ergebnisse der Überwachung auf Blattkrankheiten (Blattkrankheiten Warndienst). Dies ersetzt jedoch nicht die regelmäßige Kontrolle – zumindest bei Kontrollaufruf – der eigenen Bestände, da kleinräumige Unterschiede möglich sind. Bei ersten Symptomen sollte unverzüglich eine Behandlung erfolgen, um den Blattapparat zu schützen. Einjährige Versuchsergebnisse aus Bayern im vergleichsweise feuchten Jahr 2024 zeigen sogar, dass eine zusätzliche vorbeugende Behandlung Mitte Juni und damit circa zwei bis drei Wochen vor der üblichen T1-Behandlung, den bereinigten Zuckerertrag verbesserte. Am Standort Makofen (Landkreis Straubing-Bogen) wurde in der Variante Propulse + Yukon durch die zusätzliche vorbeugende Maßnahme der bereinigte Zuckerertrag von 118,8 % auf 124,1 % erhöht, am Standort Schambach (Landkreis Kelheim) sogar von 115,9 % auf 129,7 %.
Die vollständigen Versuchsergebnisse der ARGE Regensburg sind online einsehbar unter https://bayernruebe.de/medien/ und dort angekommen Versuchsbericht 2024 wählen. Einjährige Versuchsergebnisse sind immer mit hohen Unsicherheiten behaftet und 2024 war ein außergewöhnlich feuchtes Jahr. In einem weniger feuchten Jahr hätten die Ergebnisse auch anders aussehen können. Aktuell orientiert sich die amtliche Beratung in Baden-Württemberg nach wie vor an den bekannten Bekämpfungsrichtwerten. Weitere Versuche werden zeigen müssen, ob evtl. andere Strategien zielführender sind. Geeignete Fungizide und weitere Hinweise können Tabelle 48 (Seite 96 und 97) der Broschüre „Integrierter Pflanzenschutz 2025 – Ackerbau und Grünland“ entnommen werden.
In Schutzgebieten (Geltungsbereich von IPSplus) ist zur Beurteilung der Behandlungsnotwendigkeit ein Spritzfenster anzulegen. Es wird jedoch insbesondere bei Cerocospora auch außerhalb von Schutzgebieten dringend empfohlen ein Spritzfenster anzulegen. Nur so kann die eigene Fungizid-Strategie zuverlässig bewertet, mit Kollegen und Beratern diskutiert und ggf. in Folgejahren verbessert werden.